Hüllhorst

Vorsteher des kleinsten Ortsteils in Hüllhorst: Kaum schnelles Internet

Serie Ortsvorsteher im Porträt (8): Thomas Sieker ist Ortsvorsteher des kleinsten Ortsteils von Hüllhorst und setzt sich für die Belange seines Dorfes und dessen Bewohner ein.

Thomas Sieker vor dem Feuerwehrgeräte- und Dorfgemeinschaftshaus in Bröderhausen. | © privat

10.04.2021 | 10.04.2021, 14:00

Hüllhorst-Bröderhausen. Bröderhausen ist etwas Besonderes. Der kleinste Ortsteil in Hüllhorst hat keine Schule, keinen Kindergarten und keine große Firmen mit vielen Arbeitsplätzen. „Wir wohnen hier, weil wir in Bröderhausen wohnen wollen, und das findet sich in der funktionierenden und großen Dorfgemeinschaft beziehungsweise unserem wichtigsten Verein, der Feuerwehr, wieder", sagt Thoma Sieker. Er muss es wissen, denn schließlich ist er der Ortsvorsteher von Bröderhausen.

"Schau's dir einfach mal an"

Der 44-jährige Industriekaufmann ist bereits mit 18 Jahren in die CDU eingetreten. „Ein Klassenkamerad in der Berufsschule wollte die Junge Union in Hüllhorst neu organisieren und hat mich gefragt, ob Interesse bestünde, dabei mitzuwirken. Ich war politisch interessiert und habe mir gedacht: ,Schau’s dir einfach mal an‘."

2004 wechselte er von der Jungen Union in die Ortsunion Schnathorst-Bröderhausen. „Ich wollte mitwirken, gestalten, verändern – und das im Team." Bei der Kommunalwahl 2004 war Thomas Sieker Stellvertreter für Werner Blome im Wahlbezirk 14. Zuerst war er sachkundiger Bürger, und als sich Werner Blome Ende 2005 nach langjähriger Ratsmitgliedschaft verabschiedete, wurde er dessen Nachfolger. 2009 trat er zum ersten Mal als Direktkandidat für Bröderhausen an.

"Was mich motiviert, ist der Kontakt zu den Menschen"

Schwerpunkte seiner Ratsarbeit seien die Bürger in Bröderhausen und Hüllhorst. Vor den Beschlüssen frage er sich: Wie würde ich diese auffassen, wenn ich nicht selbst im Rat beteiligt wäre? „Diese Entscheidungen, die manchmal halt auch Kompromisse sind, bestmöglich auszuloten, da liegt für mich der Schwerpunkt und Ansporn", sagt er.

Die Arbeit des Ortsvorstehers bereitet ihm viel Spaß. „Was mich für dieses Amt motiviert, aber leider wegen Corona derzeit kaum möglich ist, ist der Kontakt zu den Menschen, wie bei den Altersehrungen zum 80. und 85. Geburtstag, das gemeinsame Organisieren von Veranstaltungen in und für Bröderhausen, die Treffen mit den Vereinen, um Anregungen oder halt auch mal Probleme zu diskutieren."

Ebenfalls viel Freude bereite, dass man den Menschen oder Vereinen bei ihren kleinen Anfragen des alltäglichen Lebens helfen oder sie beraten könne. „Nicht jeder möchte sofort direkt Kontakt mit der Gemeinde aufnehmen. Man fungiert als Bindeglied und Vermittler und freut sich, wenn man helfen kann."

Zwei Themen liegen ihm besonders am Herzen

Zwei Themen liegen ihm besonders am Herzen. Zum einen sei die Internet-Situation in Bröderhausen mehr als unbefriedigend und der aktuelle Masterplan Breitbandausbau nicht ausreichend. Obwohl die Leistung in ganz Bröderhausen schlecht sei, fielen nur vereinzelte Häuser mit in den Plan und würden künftig per Glasfaser versorgt.

„Die hohen Damen und Herren aus Düsseldorf und Berlin können sich gerne mal in Bröderhausen vor den PC setzen und darauf warten, dass sie mit Homeschooling oder Homeoffice anfangen können. Kann nur sein, dass der Schul- beziehungsweise Arbeitstag dann vorbei ist, bevor er eigentlich richtig angefangen hat. Die Digitalisierung muss ganz Deutschland mitnehmen, nicht nur die Ballungszentren."

Doch jetzt biete sich endlich eine Chance die Situation zu verändern: Die Firma Gustav-Internet hat angeboten, dass alle noch nicht versorgten Bereiche in der Gemeinde, und somit auch Bröderhausen, einen Glasfaseranschluss erhalten können. Bedingung hierfür ist eine Vorvermarktung, bei der sich 40 Prozent der in Frage kommenden Haushalte beteiligen müssen. „Die Bürger haben es in der Hand, sich der digitalen Zukunft anzuschließen. Gustav-Internet und die Ortsvorsteher werden jedenfalls in den nächsten Wochen intensiv für diese Chance werben."

"Mein Respekt für diese Ehrlichkeit"

Das andere Thema ist die Feuerwehr. Fakt sei, dass der Standort Hüllhorst Ost im Rat als Neubau beschlossen wurde. Fakt sei aber auch, „dass zwar die Löschgruppen Tengern und Schnathorst in diesen Neubau einziehen werden, bekanntlich aber ja nicht die Löschgruppe Bröderhausen. Das haben die Kameraden von Anfang an offen und ehrlich gesagt. Für diese Ehrlichkeit zolle ich ihnen meinen Respekt".

Aber die Löschgruppe blickt nach vorne und beschäftigt sich mit der Zukunftsplanung: Sie hat der Gemeinde angeboten, ein neues Gerätehaus in Eigenleistung zu erstellen, das gegebenenfalls auch multifunktional von der Dorfgemeinschaft genutzt werden könnte. Über diesen Vorschlag muss noch politisch entschieden werden.

2025 steht ein besonderes Jubiläum an

„Aber sie sind nicht nur Retter in der Not, sie bilden auch gleichzeitig eine der Säulen der Dorfgemeinschaft. Bei allen Veranstaltungen sind sie aktiv oder als Ausrichter dabei und einfach unersetzlich", unterstreicht der Ortsvorsteher. Und es steht Großes an. Bröder-hausen wird 2025 sein 775-jähriges Jubiläum begehen können. Und ein, zwei Ideen existieren schon, verrät Thomas Sieker.

Bereits in diesem Jahr soll an der Oeynhauser Straße eine Weihnachtsbeleuchtung installiert werden. Die Abstimmungsgespräche laufen aktuell intern und mit der Gemeinde. Da werde sicherlich auch Sponsoring und Eigenleistungen gefragt sein. „Wir hoffen aber natürlich, dass das soziale Leben 2021 nicht erst Weihnachten wieder losgeht."