Kolumnist Andreas Ludwig, auch bekannt als PaderOptimist, bloggt regelmäßig und ist Teil der PaderCast-Crew. Wenn es mal richtig schlecht läuft, ist er der Mann, um die Stimmung wieder zu heben. Er sieht den SCP irgendwann in der Champions League und tippt gerne 4:0. Für nw.de schreibt er zusammen mit Stephan Simann regelmäßig die Kolumne "Drei-Hasen-Grätsche".
Hallo, liebe SCP-Fans!
Am Wochenende geht es endlich wieder los! Gegen den Viertligisten SC Wiedenbrück startet unser SC Paderborn 07 im DFB-Pokal in die neue Saison, die so losgeht wie die alte aufgehört hat. Ohne Fans. Gut, 300 Auserwählte dürfen bei dem Spiel in Gütersloh immerhin schon dabei sein. Doch die Corona-Krise lässt uns noch nicht aus ihren Fängen. Und so müssen wir zumindest vorerst die Spiele vor dem Fernseher verfolgen.

Wer am Wochenende von Beginn an ran darf, bleibt eine spannende Frage. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass das Rennen um den Torwartposten so eng ist? Stammkeeper Zingerle hegt zwar keine Wechselgedanken. Allerdings hatte er sich zuletzt einen schweren Patzer gegen Düsseldorf erlaubt, der zur Niederlage führte. Jannik Huth, der unzufrieden war und wechseln wollte, machte bisher keine Fehler. Die Chance, dass er als Nummer 1 starten kann, ist größer als je zuvor.
Der Rest des Kaders hat sich in den Testspielen nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. In sechs Partien reichte es nur zu einem 2:1-Auftaktsieg gegen Drittligist KFC Uerdingen. Es folgten zwei Unentschieden und drei Niederlagen. Zugegeben, die Gegner wie Dortmund und Mönchengladbach waren auch nicht von Pappe. Doch vor allem die 0:1-Niederlage bei Ligakonkurrent Düsseldorf tat weh, da hier wieder die selben Schwächen wie in der vergangenen Saison zu beobachten waren. Vorne fehlte die Torgefahr. Hinten passierten spielentscheidende Fehler. Und vermutlich hatten wir in diesem Spiel bereits die erste Elf für den Pflichtspiel-Start gesehen.
Lücke in der Schaltzentrale
Die B-Elf erzielte dann gegen Drittliga-Aufsteiger Lübeck zwei Tore, kassierte aber auch drei dumme Gegentreffer. Selbstvertrauen tanken geht anders. Man darf daber nicht vergessen, dass gerade am Ende der Vorbereitung die Glieder schwer sind und Höchstleistungen eher weniger zu erwarten sind. Trotzdem geben mir die Ergebnisse zu denken. Vor allem, weil sich auch Chefcoach Steffen Baumgart über die Leistung unseres Teams aufgeregt hat.
Eben jenes Team hat mit Klaus Gjasula und Luca Kilian zwei Leistungsträger verloren. Lediglich zwei, muss man sagen. Doch weitere könnten folgen. Mit den bisherigen Neuzugängen bin ich sehr zufrieden. Allerdings fehlt aus meiner Sicht nach wie vor ein wichtiger Baustein: Ein zentraler Mittelfeldspieler in der Offensive. Die Lücke, die der Abgang von Philipp Klement gerissen hatte, ist nach wie vor da. Sebastian Vasiliadis ist ein toller Mittelfeldspieler, aber eben kein Spielgestalter. Rifet Kapic konnte die Erwartungen nie erfüllen und kickt nun im fernen Transnistrien. Doch Ideen aus der Zentrale werden dringend benötigt. Das zeigte sich auch in den Testspielen.
Es ist schon kurios, wie wenig wir mit dem Ball vor des Gegners Strafraum anfangen können, wenn sich die Abwehr erst einmal sortiert hat. Oft wird die Kugel dann blind irgendwohin gepasst, wo niemand steht. Der Gegner kommt an den Ball und hat selbst die Chance zum schnellen Konter. Wir sollten dieses Problem endlich in den Griff bekommen, wenn wir Spiele gewinnen wollen. Die Gegner wissen nämlich mittlerweile alle um unsere Schwächen und Stärken.
Der Pessimist hat Angst vorm Absturz
Und jetzt muss unsere Mannschaft wieder gegen zumeist tief stehende Kontrahenten anrennen. Und wieder können wir Fans sie nicht dabei unterstützen. Auswärts dürfen wir noch nirgends mit hinreisen. Und bei der Größe der Benteler-Arena dürfte zumindest mittelfristig maximal eine Zuschauerzahl im unteren vierstelligen Bereich zugelassen werden. Da haben Ligakonkurrenten wie Hamburg, Düsseldorf, Nürnberg und Hannover einen klaren Standortvorteil, denn deren Stadien fassen zwischen 36.000 und 47.000 Sitzplätze.
Ich bin mir sehr unsicher, was uns in dieser Saison erwartet. Aktuell halte ich eine Negativspirale wie nach dem Erstliga-Abstieg vor fünf Jahren nicht für unmöglich. In den dunkelsten Szenarien male ich mir eine Niederlage gegen Wiedenbrück und nach drei weiteren Pleiten in der Liga die Entlassung von Steffen Baumgart aus. Was danach folgen würde, weiß nur der liebe Gott.
Realistisch gesehen rechne ich mit einigen Anlaufschwierigkeiten gegen die schweren Gegner. Und dann pendeln wir uns entspannt im Mittelfeld der Liga ein. Verträge mit wichtigen Spielern werden verlängert. Und zu Beginn des neuen Jahres dürfen wir wieder zu großen Teilen ins Stadion.
Der Optimist träumt von Platz zwei
Und der Optimist in mir weist zurecht darauf hin, dass wir 2015 keinen Steffen Baumgart hatten. Dieser weist die Spieler richtig zurecht. Nach einem knappen Sieg im Pokal bekommen wir das fehlende Glied im Mittelfeld und das Sturmduo Michel/Srbeny kommt wieder richtig in Fahrt. Nachdem wir Vasiliadis für fünf Millionen nach England verkauft haben, kämpfen Marlon Ritter und Ron Schallenberg mit Bestleistungen um den Platz neben dem nicht mehr wegzudenkenden Maxi Thalhammer.
Zur Winterpause liegen wir zwar nur auf Platz sechs, allerdings auch nur sieben Punkte hinter Platz zwei. Nachdem Hamburg wieder einmal strauchelt, rutschen wir am letzten Spieltag in einem Herzschlagfinale auf Platz zwei, während der HSV leider wieder knapp den Aufstieg verpasst. Und dann heißt es: "Aller guten Dinge sind Drei!" Oder auch: "1. Bundesliga: Gekommen, um zu bleiben."
In diesem Sinne: Auf eine erfolgreiche und spannende neue Saison!
INFORMATION
Auch sonst präsentieren sich die Kolumnisten im Netz: mit ihrem Podcast zum SCP, sie twittern unter @PaderOptimist, unter diesem Alias sind sie auch bei Facebook vertreten und ganz klassisch auf ihrer Website PaderOptimist.