Kreis Herford/Kreis Minden-Lübbecke. Seit Freitag, 22. Dezember, warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) immer wieder vor Sturmböen und Dauerregen im Norden von OWL. Zwischendurch hatte sich die Lage beruhigt, zum Anfang des Jahres hatte es dann wieder mehrere Feuerwehreinsätze und Regen gegeben.
Update, 9. Januar:
Nachdem es die erste Woche im neuen Jahr mehrere Warnungen des DWD vor Dauerregen sowie Sturm- und Windböen gegeben hat, sind diese am 5. Januar alle aufgehoben worden. Der Kreis Herford hatte noch einen Tag zuvor, am Donnerstagnachmittag, 4. Januar, mithilfe der App „Katwarn“ auf die Überflutungen aufmerksam gemacht. Ist nun am 9. Januar auch aufgehoben worden. Betroffen war Vlotho. Dort sollten Bürger die Nähe von Flächen und Gebäuden meiden, die im Einzugsgebiet von Flüssen liegen. „Es wird dringend davor gewarnt, sich in diesen Gebieten aufzuhalten“, hieß es.

Die Karte im Hochwasserportal des Landesumweltamts für Nordrhein-Westfalen zeigte am frühen Freitagmorgen, 5. Januar, ein ähnliches Bild wie am Tag zuvor: An insgesamt 53 von 104 Messstationen waren demnach Hochwasser-Warnstufen erreicht worden. Die höchste Warnschwelle 3 war an drei Messstationen im Bereich der Weser ausgewiesen: bei Vlotho, Rinteln und Hameln. Bei der Warnstufe 3 wird davor gewarnt, dass bebaute Gebiete in einem größeren Umfang überflutet werden können. Ein Großeinsatz kann bei der höchsten Warnstufe erforderlich werden.
Hendrik Wüst in Vlotho und Petershagen

Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) besuchten am Freitag, 5. Januar, Hochwassergebiete in NRW. Zu Beginn wollten die beiden Politiker sich einen Eindruck an einem Deich der Weser in Petershagen an der Landesgrenze zu Niedersachsen verschaffen. Gesprächspartner waren dort Feuerwehrleute, die örtliche Deichwache und Vertreter des Wasserverbandes. Gegen Mittag wollten sie ein Unternehmen in Vlotho besuchen und sich Sicherungsmaßnahmen zeigen lassen. Die Firma liegt nah an der Weser.
Zum Thema: Hendrik Wüst und Oliver Krischer besuchen Hochwassergebiete in Petershagen und Vlotho
In Vlotho stand am Mittwoch, 3. Januar, ein Campingplatz komplett unter Wasser, wie Bilder der Dpa zeigen. Wie sich herausstellte, handelt es sich um das Camp Feuerland in der Straße Borlefzen.

Campingplatz eingeschlossen
Weniger dramatisch als in Vlotho, aber dennoch außergewöhnlich ist die Lage eines Campingplatzes in Porta Westfalica. Der Platz konnte wegen seiner erhöhten Lage einer Überflutung entgehen, ist aber umringt von Wasser. „Die Anlage ist eine Insel“, sagt der Bielefelder Besitzer.
Nach Dauerregen: Hat sich die Hochwasserlage im Lübbecker Land wieder verschärft?
Bad Oeynhausener Drahtseilakt gegen das Treibgut in der Flutmulde
Hochwasser-Lage vor dem Jahreswechsel
Schon in den vergangenen Tagen rund um Weihnachten sorgte das Wetter für einen Ausnahmezustand im Norden von OWL. Vor allem Hochwasser wird in vielen Kommunen zum Problem. Werre, Weser und Else traten an mehreren Stellen über die Ufer, die Städte warnten vor Hochwasser und gaben Verhaltenstipps. Am Dienstagmittag, 26. Dezember, und am Mittwoch löste die Warn-App „Nina“ aus und warnt vor Hochwasser und Überflutung im Kreis Herford.
Der Kreis warne aufgrund weiterhin hoher Pegelstände vor Überflutung von Flächen und Gebäuden, die im Einzugsgebiet der Flüsse liegen. Es werde dringend davor gewarnt, sich in diesen Gebieten aufzuhalten.
Der Lübbecker Meteorologe sagt: „In der Tat erleben wir gerade Historisches. Wir sind Zeugen eines der größten Hochwasserereignisse der Nachkriegszeit in unserer Region“. Im NW-Gespräch ordnete er die Lage ein.
Die Lage in und um Herford
Durch den Sturm war eine Linde auf dem Wilhelmsplatz in Herford umgerissen worden. Am Fußweg in der Nähe des Wittekind Denkmals hatte der 25 Meter hohe Baum gestanden. Die Linde war auf die Wiese gefallen, die Wurzeln ragten am Freitagmorgen, 22. Dezember, hoch heraus, der Stamm hat Risse. Die Servicegesellschaft für Wirtschaft und Kommunen (SWK) war am Freitagfrüh vor Ort, um den Baum Stück für Stück klein zu sägen und abzutragen.
Am Sonntagnachmittag entspannte sich die Lage rund um die Werre in Herford ein wenig. Die Pegel sanken in diesem Bereich - Herford blieb von der Überflutung weitgehend verschont. Am Mittwoch, 27. Dezember, entspannte sich die Lage weiter: Die Pegelstände der Aa und Werre sanken. Im Vergleich zu anderen Kommunen, war es über die Feiertage in Hiddenhausen ruhig.
In Vlotho jedoch drohte am selben Mittwoch ein Deich zu brechen. Es bestand Gefahr, dass Schadstoffe aus einem anliegenden Industriebetrieb in den Boden gelangen könnte.
Mehr dazu: Großeinsatz in Vlotho: Einsatzkräfte füllen 30.000 Sandsäcke
Viele Einsätze auch in Bünde
Schon am späten Donnerstagnachmittag wurde die örtliche Einsatzleitung aufgrund der Wetterlage hochgefahren. Das Bünder Bruch ist bereits seit Freitag, 22. Dezember, geflutet, die Else führt deutlich mehr Wasser als üblich und der Rathausparkplatz steht unter Wasser. Während am Freitag bei zehn Einsätzen noch „nicht Dramatisches dabei war“, laut dem Leiter der Bünder Feuerwehr, spitzte sich die Situation in den Tagen danach zu.
Am späten Samstagabend, 23. Dezember, dann änderte sich die Lage komplett: Der Pegelstand der Else hatte sich in einen kritischen Bereich entwickelt. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk versuchen, Schlimmeres zu verhindern. Auch Einsatzkräfte aus dem Kreis Minden-Lübbecke sind vor Ort. Mehrere Straßen wurden gesperrt. Alle Infos zu den ersten Hochwasser-Tagen in Bünde lesen Sie in diesem Artikel.
Auch am Dienstag, 26. Dezember, war die Situation weiter kritisch. Die Deiche sind an mehreren Stellen aufgeweicht, unter anderem musste ein Trinkwasserwerk in Bünde gesichert werden, um die Trinkwasser-Versorgung nicht zu gefährden.
Am Mittwoch, 27. Dezember, entspannte sich die Lage auch in Bünde etwas. Die durchgeführten Maßnahmen zeigten Wirkung, der Deich Bünde/Ahle konnte stabilisiert werden.
Mehr dazu: Alle Infos zur Hochwasser-Lage in Bünde verfolgen Sie in diesem Artikel.
Auch der Sturm hatte in Bünde Folgen. Wie die Polizei am Samstag mitteilt, ist am späten Freitagabend, 22. Dezember, ein 62-jähriger Bünder infolge des Sturms gestorben. Er wurde von umstürzenden Zaunelementen getroffen.
So ist die Lage in Löhne
In Löhne rückte die Freiwillige Feuerwehr seit Donnerstag zu zahlreichen Einsätzen aus. Auch die Werre kämpfte mit Hochwasser. Das Werrewehr musste zum ersten Mal seit Jahrzehnten geschlossen werden.
Vor allem am Heiligabend war ein Einsatzschwerpunkt der Feuerwehren in Löhne - und zwar in der Fußgängerzone rund um die Bahnhofstraße. „Hier drückt das Grundwasser teilweise in die Keller“, so ein Sprecher des Kreises Herford.
Am Dienstag, 26. Dezember, teilte die Feuerwehr mit, dass sich die Lage in Löhne vorerst entspannt hätte. Auch am Mittwoch danach sank der Pegel weiter kontinuierlich.
Mehr dazu: Entspannung, aber noch keine Entwarnung an der Werre in Löhne
So ist die Lage in Enger und Spenge
In Enger mussten Einsatzkräfte der Feuerwehr am Donnerstag und Freitag insgesamt sechs Mal ausrücken: Ein Mal Donnerstagnachmittag, vier Mal zwischen 17 Uhr und 19.30 Uhr sowie ein Mal in der Nacht zu Freitag. Meist habe es sich um umgestürzte Bäume gehandelt, sagt Arndt Höpker, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Enger. Auch Straßenlaternen sind dem Sturm zum Opfer gefallen.
In Spenge gab es am Donnerstag sogar zehn Einsätze der Feuerwehr aufgrund des Sturms. Laut dem Leiter der Feuerwehr Spenge, Thomas Reschke, mussten Einsatzkräfte zwei bis drei Mal Wasser aus Kellern abpumpen. Bei den restlichen Einsätzen handelte es sich ebenfalls um umgestürzte Bäume, die von Fahrbahnen entfernt werden mussten.
Hochwasser in Bad Oeynhausen
Auch in Bad Oeynhausen beschäftigen Sturm und Hochwasser seit Tagen die Einsatzkräfte der Feuerwehr. Schon am Donnerstag, 22. Dezember, wurde vor Hochwasser gewarnt, eine Baustelle war am Freitag komplett überflutet.
Am ersten Weihnachtsfeiertag spitzte sich die Situation dann zu. Anwohner konnten sich kostenlos Sandsäcke abholen, Häuser waren von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Krisenstab hatte sich gebildet.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag wurde der Strom der vom Wasser eingeschlossenen Häuser abgestellt. NW-Redakteurin Nicole Sielermann berichtete, wie Anwohner die Situation erleben.
Während der Wasserstand an der Werre von Dienstag, 26. Dezember, auf Mittwoch um 80 Zentimeter fällt, zieht sich die Weser nur zögerlich in ihr Bett zurück.
Mehr zum Thema: Keine Entwarnung in Bad Oeynhausen
Unwetter in Lübbecke

Im Lübbecker Land fing die Unwetter-Lage am Freitag, 22. Dezember, zunächst mit umgestürzten Bäumen an und spitzte sich schnell zu einem Großeinsatz der Feuerwehr und auch einem Stromausfall zu.
Mehr zur Lage im Lübbecker Land: Stromausfall in Rahden und Großeinsatz in Stemwede
Auch hier waren viele Bäche und Flüsse über die Ufer getreten. Im Vergleich zu einer katastrophalen Flut aus dem Mittelalter erschienen die aktuellen Wassermassen noch überschaubar.
Die Lage in anderen Teilen des Kreises Minden-Lübbecke
Die Weser stieg und stieg seit Donnerstag, 21. Dezember. Auch die Weser stieg unaufhaltsam. Der Pegel an der Messstelle in Porta Westfalica erhöhte sich jede Stunde um etwa vier Zentimeter, berichtete Heiligabend Sven Solyntjes, der bei der Feuerwehr Minden für Gefahrenabwehr verantwortlich ist.

Viele Schaulustige verfolgten am Sonntag, wie der Abteilungsleiter gemeinsam mit der Polizei und den Städtischen Betrieben die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Weser in Minden verschärft. In Minden sind mehrere Parkplätze und Straßen gesperrt.
Am Mittwochmittag, 27. Dezember, meldeten mehrere Personen eine leblose Person in der Weser. Es gab einen Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei, die mit Hubschraubern und Booten nach der Person suchten. Wenige Stunden später wurde die Suche eingestellt: „Wir müssen vom Schlimmsten ausgehen.“
Mehr dazu: Suche nach lebloser Person in Weser eingestellt
In Porta Westfalica musste die Feuerwehr am Montagvormittag, 25. Dezember, einem Ehepaar zu Hilfe kommen, das sich mit ihrem Auto in den Wassermassen der Weser festgefahren hatte. Zuvor hatte das Ehepaar die Absperrungen an einer Brücke ignoriert und war wider besseren Wissens in die gefährliche Situation geraten. Die Quittung kommt nach der Rechnung: Das Ehepaar aus Lippe wird für die Kosten des Feuerwehreinsatzes aufkommen müssen.
Auch am zweiten Weihnachtsfeiertag war die Freiwillige Feuerwehr Porta Westfalica mit zahlreichen Kräften im Hochwassereinsatz. Der Pegel stieg bis zum Abend an. Vier Personen und zwei Hunde wurden vom Campingplatz „Großer Weserbogen“ per Boot in Sicherheit gebracht.