Hochwasser von historischen Ausmaßen: Lübbecker Meteorologe ordnet die Lage ein

Minden-Lübbecke. Viel hat es geregnet in den vergangenen Tagen und Wochen. An Weihnachten sind die Weser und ihre Nebenflüsse über die Ufer getreten und haben das Land weiträumig überschwemmt. Die Lage ist angespannt. Auch im Nordkreis sind die Flüsse voll, viele Felder und Wiesen gleichen Seen. Der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst spricht von einem Hochwasser mit historischen Ausmaßen. In diesen Tagen lohnt ein Abstecher an den Weser-Pegel in Minden. Der steht im Bereich Klausenwall/Kaiserstraße auf der Südseite der Weserbrücke. Marken am Pegel erinnern an Hochwasser vergangener Zeiten. Auch wenn die Wassermassen dieser Tage gewaltig aussehen – es geht immer noch katastrophaler. Im Jahr 1682 etwa stand das Wasser noch knapp zwei Meter höher. Die schlimmste Flutkatastrophe, die Mitteleuropa bislang erlebt hat, war die so genannte Magdalenenflut im Juli 1342. Nach sintflutartigen Regenfällen wälzten sich in Deutschland Wassermassen durch die Flusstäler, wie man sie seitdem noch nie wieder gesehen hat. Erinnerungen an die Magdalenenflut Der Anblick 1342 muss unvorstellbar gewesen sein. Chroniken berichten, wie das Wasser Brücken, Stadtmauern und Türme mitriss. In der Kölner Chronik ist die Rede davon, dass man mit Kähnen über die Mauern der Stadt fuhr. Unzählige Menschen starben in den Fluten. Von der Magdalenenflut sind die aktuellen Wasserstände weit entfernt. Dennoch ist das Hochwasser dieser Tage eine Besonderheit. &bdquo;In der Tat erleben wir gerade Historisches“, merkt Friedrich Föst gegenüber der Redaktion an. &bdquo;Die Weser weist am Pegel Porta den höchsten Wasserstand seit dem 16. März 1947 (!) auf. Wir sind also Zeugen eines der größten Hochwasserereignisse der Nachkriegszeit in unserer Region.“ Von absoluten Rekorden aus dem letzten Jahrhundert sei man aber noch ein ganzes Stück entfernt, teilte Friedrich Föst mit und nennt Zahlen: &bdquo;Höchster Wert am Pegel Porta Mittwoch früh: 6,74 Meter, Rekord vom 10. Februar 1946: 7,90 Meter“. Drei Monaten bringen Regenmenge des Jahres 2018 Historisches gibt es nach Angaben von Friedrich Föst auch vom Niederschlag zu vermelden. &bdquo;Im Kreis Minden-Lübbecke verzeichnen wir bereits jetzt das nasseste Jahr seit mehr als 130 Jahren, also seit Beginn systematischer Wetteraufzeichnungen.“ Allein die vergangenen drei Monate Oktober bis Dezember brachten in etwa so viel Niederschlag wie im gesamten Trockenjahr 2018. &bdquo;Etwas Positives haben die hohen Niederschlagsmengen aber: Die Grundwasserspeicher füllen sich nachhaltig auf“, machte der Lübbecker Meteorologe deutlich. Den Scheitelpunkt der Hochwasserwelle erwartete Friedrich Föst am Mittwoch. In den kommenden Tagen trete aber nur eine leichte Entspannung der kritischen Hochwasserlage ein. &bdquo;Neue Tiefdruckgebiete sind auf dem Weg zu uns und vor allem am Freitag dürfte es wieder nennenswert in den Einzugsgebieten von Weser und Werre regnen.“ Entwarnung vorerst nicht in Sicht Da die Böden nicht mehr in der Lage seien, auch nur geringe Mengen aufzunehmen, führten selbst nicht allzu hohe Niederschlagsmengen zu einem erneuten Anstieg der Pegel. Derzeit werde davon ausgegangen, dass an der Weser die höchste Meldestufe 3 bis nach Neujahr nicht unterschritten werde. &bdquo;Von Entwarnung kann also vorerst noch keine Rede sein. Dabei haben wir noch Glück im Unglück: Nicht auszudenken, wenn in den Einzugsgebieten der Weser noch eine Schneedecke von 20 bis 30 Zentimeter gelegen hätte, die aufgrund des milden Wetters abgetaut und das Wasseräquivalent noch zusätzlich zum Regen abgeflossen wäre. . .“, merkte Föst an. Prognose für die kommenden Wochen Was man aus Sicht des Lübbecker Wetter-Experten auch nicht unterschätzen sollte: In den nächsten Tagen lege der Wind wieder zu und zeitweise sei mit stürmischen Böen zu rechnen. Ein &bdquo;dicker“ Wintersturm ist nach Angaben Fösts zwar nicht in Aussicht, aber es reichen nun auch schon geringere Windgeschwindigkeiten aus, um Bäume zu entwurzeln, da die Wurzeln im durchnässten Erdreich weniger Halt haben als sonst. Das nasse und milde Wetter könnte aber im Lauf der ersten Januardekade ein Ende haben, vermutet Föst: &bdquo;Die Wettermodelle zeigen mehrheitlich dann wieder kälteres und winterliches Wetter an.“

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