NRW-Ministerpräsident Wüst besucht Hochwassergebiete in OWL

Vlotho/Petershagen. Einen solchen Trubel hat es auf dem Firmengelände der Firma Reku Thermoforming in Vlotho-Uffeln bislang noch nicht gegeben. Gleich mehrere Fernsehteams und Vertreter aus Politik und Behörden trafen sich am Freitagmittag, 5. Januar, vor Ort, um dem NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) Rede und Antwort zu stehen und über die Rettung des Damms zu berichten. Wüst kam sofort mit Einsatzkräften von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Deutschem Roten Kreuz ins Gespräch, ließ sich den Großeinsatz der rund 400 Einsatzkräfte schildern und begutachtete die 16.000 Sandsäcke am Firmengebäude, die den Dammbruch und damit einen Millionenschaden schließlich verhindert haben. Zuvor war Hendrik Wüst in Begleitung des NRW-Umweltministers Oliver Krischer (Grüne) im Kreis Minden-Lübbecke unterwegs, um sich über die dortige Hochwasserlage zu informieren. Wäre Wüst am zweiten Weihnachtstag in Schlüsselburg gewesen, hätte er über Niedersachsen anreisen müssen. Die Brückenstraße, die direkt an den Deich führt, stand komplett unter Wasser. An diesem Freitag hat sich die Lage deutlich entspannt. Zu spät sei er aber nicht, meint der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen. &bdquo;Die Lage ist noch nicht vorbei, höhere Pegelstände werden am Wochenende erwartet. Ich habe nicht das Gefühl, dass hier gerade die totale Entspannung herrscht.“ Ministerpräsident vom ehrenamtlichen Engagement beeindruckt Das dürfte auch am Zustand des sechs Kilometer langen Deichs liegen, der nicht mehr als standsicher gilt. Besonderheit, so Bürgermeister Dirk Breves (CDU) gegenüber Wüst und Umweltminister Oliver Krischer, sei aktuell das durchgesickerte Qualmwasser - die Weser macht sich auf beiden Seiten breit. Für Wüst ganz klar: &bdquo;Wir sehen gerade hier, wie wichtig es ist, Deiche in Schuss zu halten.“ Das Land müsse zügiger vorankommen. Planungsbeschleunigung sei nicht nur eine Forderung der Wirtschaft, sondern müsse auch Kerninteresse des Staates und der Gesellschaft sein. Gelernt habe das Land aus der Flutkatastrophe im Juli 2021 auch bei einfachen Dingen - zum Beispiel, mehr Sandsäcke verfügbar zu haben. &bdquo;So konnten wir den Freunden aus Niedersachsen, die ungleich stärker betroffen sind als wir, mit Sandsäcken aushelfen.“ Das gehöre sich so: &bdquo;Wenn man helfen kann, dann tut man das.“ Genau das sei auch seine Botschaft an die Menschen hier in Petershagen, Schlüsselburg und später in Vlotho. Vom ehrenamtlichen Engagement zeigt sich der Ministerpräsident beeindruckt: &bdquo;Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Landwirte - an ganz vielen Stellen wurde angepackt und geholfen, auch aus den Nachbarschaften und den Orten ringsherum.“ Und diese Hilfe sei wichtig: Starkregenereignisse und Hochwasser werde es häufiger geben, so Wüst. Deichwache war ständig im Einsatz Von Weihnachten bis zum Jahreswechsel war die Deichwache, geleitet von Ur-Schlüsselburger Hartmut Precht, ständig im Einsatz, ebenso die örtliche Löschgruppe mit Löschgruppenführer Sven Harmening und Bürgern aus dem Ort. Precht selbst hatte besonders die Lindenallee direkt auf dem Deich im Blick oder Stellen, die als gefährdet galten, darunter Kaninchenlöcher oder Dachsbauten, durch die Wasser dringen könnte. Sicherheitshalber war das Sandsacklager von 3.000 auf fast 6.000 Säcke aufgestockt worden. &bdquo;Dabei muss ich auch sagen, dass dieses Hochwasser noch nicht so extrem war, wie wir es schon in der Vergangenheit hatten“, so Precht. Er selbst lebe seit über 60 Jahren im Ort und sei mit Hochwasser groß geworden. &bdquo;Sorgen machen sich nicht die Älteren, nur die Jungen und die Zugezogenen“, sagt er. Als es in den vergangenen Tagen einen Feuerwehreinsatz gab und die Sirenen heulten, sei er angesprochen worden, ob jetzt eine Evakuierung anstehe. &bdquo;Insgesamt besser auf solche Ereignisse vorbereiten“ Gleichwohl dürften auch in Schlüsselburg Schäden entstanden sein, auch hier war von vollgelaufenen Kellern die Rede. Ob weitere Hilfe für die Betroffenen des Hochwassers notwendig ist, werde man sehen, so Hendrik Wüst. Als bemerkenswert stuft er die Debatte um Justizminister Marco Buschmann (FDP) ein, der die Versicherungspflicht gegen Elementarschäden ablehnt. &bdquo;Wir müssen uns insgesamt besser auf solche Ereignisse vorbereiten“, betont hingegen Wüst. Die Forderung habe alle Länder und auch der Bundeskanzler geeint. Der Ministerpräsident erinnert in Schlüsselburg an den Zehn-Punkte-Plan, den das Land nach der Hochwasserkatastrophe 2021 aufgestellt hatte: Danach gehe es um einen umfassenden Hochwasserschutz, bei dem auch die Pegelstände kleinerer Flüsse in Augenschein genommen werden und Informationen schneller zusammengetragen werden. In den vergangenen Jahrzehnten habe es - was den Hochwasserschutz angeht - Versäumnisse gegeben: &bdquo;Wir müssen noch eine Menge tun.“ Dammbruch in Vlotho drohte zwischen den Jahren Eine knappe Dreiviertelstunde halten sich Ministerpräsident und Umweltminister in Schlüsselburg auf, zum Aufgebot gehören neben Stadt-Vertretern und örtlichen Politikern auch Regierungspräsidentin Anna Bölling (CDU), Landrat Ali Dogan (SPD), Bianca Winkelmann (CDU) als Landtagsabgeordnete und der Bundestagsabgeordnete Oliver Vogt (CDU). Nächster Termin für Wüst und Krischer ist Vlotho und dort eine vom Hochwasser umschlossene Firma. Am 27. Dezember kam es zu einem Großeinsatz bei der Reku Thermoforming in Vlotho-Uffeln, da aufgrund des Hochwassers ein Dammbruch am Firmengelände drohte. Über Nacht packten die Einsatzkräfte rund 600 Tonnen Sand in Sandsäcke und schafften diese mit Hilfe umliegender Landwirte an die Einsatzstelle. Damit konnte ein Dammbruch und ein Millionenschaden für das Unternehmen verhindert werden.

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