Höxter

Warum sich ein 21-jähriger Höxteraner bei den Jusos engagiert

Liborius Schmidt ist seit seinem 15. Lebensjahr bei der SPD. Mittlerweile ist er Juso-Kreisvorsitzender in Höxter. Die "Fridays for Future"-Demos hält Schmidt für eine gute Plattform.

Liborius Schmidt, Vorsitzender der Jusos im Kreis Höxter. | © Simone Flörke

Sebastian Beeg
31.01.2020 | 31.01.2020, 10:00

Höxter. Liborius Schmidt ist viel im Dienste der lokalen Politik unterwegs. Gerade kommt der 21-Jährige von der "Fridays for Future"-Demonstration in Bad Driburg. "Ich messe den Demonstrationen recht viel Bedeutung zu. Sie sind eine gute Plattform, um sich Gehör zu verschaffen, ohne in einer Partei zu sein."

Liborius Schmidt (r.) und Celil Celik (l., Delegierter aus Lippe) rahmen Norbert Walter-Borjans ein, den Schmidt im Umgang als sehr unkompliziert wahrgenommen hat. - © SPD
Liborius Schmidt (r.) und Celil Celik (l., Delegierter aus Lippe) rahmen Norbert Walter-Borjans ein, den Schmidt im Umgang als sehr unkompliziert wahrgenommen hat. | © SPD

Schmidt indes engagiert sich in einer Partei, gehört der SPD an und ist Juso-Kreisvorsitzender. Sein Credo: "Wir können als junge Menschen viel fordern, müssen dafür aber auch aktiv werden." Dass sich Dinge nicht von selbst ändern würden, war dem 21-Jährigen schon früh klar. Mit 15 Jahren trat Schmidt der SPD bei. Der junge Mann war damals im Jugendausschuss aktiv und mit der Gesamtsituation unzufrieden. "Ständig wurde gemeckert, ständig hatten Leute etwas an der Situation auszusetzen. Aber keiner wollte etwas ändern. Das hat mich wirklich gestört."

"Ich war mit Abstand der Jüngste"

Nach dem gründlichen Studium aller Parteiprogramme entschied sich der Höxteraner für die Sozialdemokraten. "Ich dachte mir, dass ich in die Partei eintreten muss, um eine Idee wirklich umzusetzen." Und dass, obwohl Schmidt zu dieser Zeit der einzige Jungsozialist in Höxter war. Zudem: "Es war schon komisch, den Ortsvereinsversammlungen beizuwohnen. Ich war mit Abstand der Jüngste."

Doch Schmidt ließ nicht locker. Der damals 15-Jährige reaktivierte eine Handvoll alter Jusos, ein Jahr später wurde die Juso-AG gegründet, dessen Vorsitzender Schmidt drei Jahre lang war. "Ich wollte mehr junge Leute für die Politik begeistern und vor allem Menschen, die Bock haben, etwas zu verändern." Momentan blicken die Jusos im Kreis auf eine positive Mitgliederentwicklung. "30 bis 40 Leute sind richtig aktiv", sagt Schmidt und die Zahl steige stetig.

15 Neueintritte alleine im vergangenen Sommer

Im vergangenen Sommer verzeichneten die Jusos 15 Neueintritte. "Bisher war das der krasseste Boom. Und mittlerweile haben wir auch eine breite Palette an Talenten und Fähigkeiten. Eine gemischte Gruppe." Der Altersschnitt reiche von 15 bis 31 Jahren, neben Höxter seien auch Mitglieder aus dem gesamten Kreis, etwa aus Beverungen, Bad Driburg oder Brakel organisiert.

Im Hinblick auf die Jugendarbeit sei die SPD eine sehr progressive Partei. So seien die Vorstandstreffen immer offen für alle, jeder könne sich einbringen. Und auf dem SPD-Bundesparteitag Ende des vergangenen Jahres, bei der auch Schmidt vertreten war, seien sehr viele junge Parteigenossen gewesen.

Schmidt unterstützt neues SPD-Führungsduo

Allerdings spricht der 21-jährige auch offen über die Probleme in seiner Partei. So rege es ihn auf, dass sich die Partei nach der Wahl der neuen Führungsspitze selbst zerfleische. "Ich dachte, dass wir wenigstens bis zur Kommunalwahl an einem Strang ziehen", sagt Schmidt, der vom Führungsduo viel hält. Vor allem Norbert Walter-Borjans findet er gut. "Der hat als NRW-Finanzminister Mut bewiesen." Ebenso mutig sei sein Vorbild Helmut Schmidt gewesen, der als Bundeskanzler wichtige Entscheidungen in Zeiten von NATO-Doppelbeschluss und Rote Armee Fraktion getroffen habe. "Der Mut nach vorne fehlt heutzutage hier und da in der Politik."

Der Juso-Kreisvorsitzende, der zurzeit ein duales Studium bei der Finanzverwaltung NRW absolviert, will das mit seinen Mitstreitern ändern. Und Themen gebe es genug. Etwa der öffentliche Personennahverkehr, der Klimaschutz, oder die Frage, wie der Kreis attraktiv für junge Menschen sein kann. "Jahrelang haben wir uns damit beschäftigt, wie wir junge Menschen hierbehalten können. Das war die falsche Frage. Es muss eher darum gehen, wie wir Menschen, die hier bleiben wollen, hierbehalten und Menschen, die zurückkommen wollen, zurückholen."

"Jeder kann etwas beitragen"

Dabei müsse man bisweilen aber einen langen Atem haben. "Die größte Herausforderung ist, dass ein Antrag in den Stadtrat kommt und am Ende doch abgelehnt wird. Aber der Kompromiss gehört zur Politik einfach dazu." Was Schmidt indes Sorgen bereitet ist eine zunehmende Radikalisierung in der Gesellschaft. Rote Linien würden immer öfter überschritten oder seien gar nicht mehr vorhanden. "Tabus sind jetzt wieder okay, Antisemitismus ist wieder salonfähig. Das ist gruselig."

Trotzdem ermutigt der 21-Jährige vor allem junge Menschen, sich in der Politik zu engagieren, "wenn man Bock hat, etwas zu verändern. Man darf auch keine Angst davor haben, Leute in der Partei anzusprechen. Jeder kann etwas beitragen." Und hat sich das Engagement aus seiner Sicht ausgezahlt? "Ich finde, es hat sich gebessert. Die Stadt wandelt sich und blüht auf. Man sieht, dass Bewegung reinkommt."