Kreis Höxter. „Im Herzen werde ich immer ein Juso sein", sagte Marcel Franzmann (35). Sechs Jahre lang hat der SPD-Politiker aus Bühne den Juso-Kreisverband geführt. Der hauptberufliche Religionspädagoge hat die Juso-Altersgrenze erreicht und will sein politisches Engagement auf die SPD-Arbeit konzentrieren.
„Im Dezember werde ich erneut für den stellvertretenden Kreisvorsitz kandidieren, mich meiner kommunalpolitischen Arbeit im Rat der Stadt Borgentreich widmen und auch weiter meine Tätigkeit im Landesvorstand der sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik wahrnehmen", sagte Marcel Franzmann.
Neuer Kreisvorsitzender ist der Höxteraner bisherige stellvertretende Kreisvorsitzende Liborius Schmidt (19). Der duale Student der Finanzverwaltung engagiert sich seit seinem 14. Lebensjahr bei den Jusos. Die Wahl im Warburger PZ ist einstimmig ausgefallen und gilt für zwei Jahre. Der Kreisvorstand wird komplettiert durch die Stellvertreter Raphael Mense (19, Stahle), Loreen Lensdorf (20, Kollerbeck), Nora Wieners (26, Warburg), Julia Nitzbon (30, Scherfede) und Tim Vollert (17, Beverungen). Die Jusos im Kreis Höxter haben rund 100 Mitglieder und stellen zehn Prozent der SPD-Gesamtmitglieder.
Erste kreisweite Zukunftskonferenz
Im Anschluss an die Wahl fand mit fast 100 Teilnehmern eine öffentliche und nicht nur aus Sozialdemokraten bestehende erste kreisweite Zukunftskonferenz statt. „Die Zukunft, das sind wir jungen Menschen. Da es um uns geht, wollen wir uns auch in diese Diskussion einbringen und unsere Zukunft auch selbst mitgestalten", sagte der neue Kreisvorsitzende Schmidt.
Dafür hatten die Jusos im Kreis Höxter den aktuell viel von sichreden machenden Juso-Bundesvorsitzenden Kevin Kühnert (29) gewinnen können. Der Berliner steht für einen Aufbruch der SPD und wird sogar als Nachfolge für den Parteivorsitz ins Spiel gebracht. Schröders Agenda 2010 habe die SPD in 15 Jahren zehn Millionen Wähler und 300.000 Mitglieder gekostet. "Hartz IV ist ein Mühlstein am Hals der SPD, den wir nicht los werden, wenn wir uns dem nicht stellen”, sagte Kühnert. Er will zurück zu den Wurzeln der Sozialdemokratie. "Wir sind die Partei der sozialen Gerechtigkeit und des gesellschaftlichen Zusammenhalts”, sagte Kühnert. Beitragsfreie Kindergärten und eine sanktionslose Sozialhilfe in Höhe von 571 Euro sind seine politischen Forderungen.
Kühnert: Raus aus der GroKo
Jetzt sei die Zeit, der sozialdemokratischen Idee wieder Konturen zu verleihen. Damit traf Kühnert auch den Nerv der älteren Diskussionsteilnehmer. "Die Kanzlerin ist eine Lame Duck - und ein neoliberaler Investmentbanker wird als neuer CDU-Vorsitzender gehandelt, das ist die Stunde der SPD”, sagte ein Teilnehmer.
Raus aus der GroKo, das ist auch Kühnerts Weg. In der großen Koalition unter Merkel hätten sich CDU und SPD wie zwei Flügel einer Partei angefühlt. Auch personell müsse sich die SPD erneuern. Kevin Kühnert: "Die Leute, die uns in den Schlamassel reingeritten haben, werden uns da ganz sicher nicht rausreiten können.”