Kreis Höxter/Bad Driburg. Keinen Bock auf Zukunft? Von wegen! Die Jugend ist besser als ihr Ruf. Das stellten die Teilnehmer des zweitägigen Workshops zum Thema „Reise nach morgen: Wie werden wir in 2030 im Kreis Höxter leben?" auf dem Bilster Berg bei Bad Driburg eindrucksvoll unter Beweis.
24 junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren machten sich Gedanken, wie ihre Arbeitswelt in Zukunft aussehen könnte, und welche Veränderungen sie sich wünschen, damit das Leben auf dem Land auch morgen und übermorgen noch zukunftsfähig ist.

Anschließend schrieben sie den Machern, Entscheidern und Gestaltern aus Bildung, Politik, Kultur und Wirtschaft konkret formulierte Aufträge ins Aufgabenheft. Zum Zukunftsworkshop eingeladen hatte die Wirtschaftsinitiative im Kreis Höxter (WIH) gemeinsam mit dem Verein Natur und Technik, dem Kreis Höxter, der Region Plus X, den Wirtschaftsjunioren Paderborn und Höxter sowie der Paderborner Beratungsfirma Unity.
Wie die Jugend tickt
„Es war spannend zu sehen, wie die Jugend tickt, und wie verwurzelt die jungen Menschen hier im Kreis Höxter sind", zieht Petra Spier, Vorsitzende des Vereins Natur und Technik, am Ende der Reise ein positives Fazit. Zur Präsentation der Ergebnisse hatten die Organisatoren eine Reihe von Multiplikatoren aus der Politik, von Unternehmen, Universitäten und Schulen eingeladen. Sie sollten die Wünsche der jungen Menschen symbolisch mitnehmen. So ging unter anderem Kreisdirektor Klaus Schumacher an diesem Abend mit dem einen oder anderen Merkzettel für die Zukunft nach Hause.
Und diese Zukunft ist ein Wimmelbild. Denn genau so hatten die in Gruppen aufgeteilten Jugendlichen und jungen Erwachsenen ihre Vorstellung der individuellen Lebens- und Arbeitswelt in rund 20 Jahren visualisiert. Das machten sie anhand von fiktiven Personen: Student Moritz, Familie Petersen, Azubi Vanessa, Berufseinsteigerin Svenja oder Schüler Tom.
Konkrete Beispiele
Tom ist 17, lebt in einem kleinen Dorf im Kreis Höxter, macht gerade seinen Führerschein und möchte das von Oma und Opa geschenkte Auto gerne bei der Kreisverwaltung anmelden. Dafür ist Tom rund anderthalb Stunden mit dem Bus unterwegs, nur für die Hinfahrt. Zurück braucht der 17-Jährige noch einmal so lange – eine Tagesreise.
„Tom wünscht sich daher eine digitale Kreis- und Stadtverwaltung", haben die jungen Leute einen konkreten Vorschlag erarbeitet. Dafür allerdings ist eine stabile und schnelle Internetverbindung erforderlich: Breitbandausbau und Digitalisierung war neben der Mobilität eines der wichtigsten Themen, die die Jugend auf dem Land bewegen.
Aus dem kreativen Denkprozess ergaben sich aber noch weitere Bedürfnisse und Herausforderungen, damit der Kreis Höxter auch in Zukunft ein liebenswerter Lebensraum bleibt. So wünschen sich die Jugendlichen nicht nur eine bessere Verkehrsanbindung und mehr Nachtbusse. Auch die Bereiche Co-Working, Telemedizin, Datenschutz, digitales Lernen, E-Mobilität, bezahlbarer Wohnraum und ein stärker an der Praxis orientiertes Lernen in der Schule sind den 16- bis 27-Jährigen wichtig.
Und da man ihnen im Vorfeld mit auf den Weg gegeben hatte: „Ihr habt keine Grenzen. Denkt so weit, wie möglich", brachten die Vertreter der Generation Z und Y (das sind die Geburtenjahrgänge 1990 bis 2003) unter anderem auch autonom fahrende Sammeltaxen, Medikamente per Drohnenlieferung oder den Dozenten als Hologramm im Wohnzimmer aufs Tablett.
Was aus den Ideen wird
Damit die Wünsche der jungen Menschen nicht im geschlossenen Raum bleiben, sind nun die Multiplikatoren aus Wirtschaft, Bildung und Politik gefragt. Einer von ihnen ist der Bäckermeister und Landtagsabgeordnete Matthias Goeken, der sich vor allem die Themen Breitbandausbau und Mobilität auf die Fahnen geschrieben hat. Auf seine Anregung hin fand der Zukunftsworkshop bereits zum zweiten Mal statt.
Goeken war besonders beeindruckt von der Unvoreingenommenheit, mit der die Jugendlichen und jungen Erwachsenen an das Thema Zukunft herangingen. „Was mich überrascht ist, dass die Jugend nicht so beladen damit umgeht, wie wir Älteren es tun. Ihr fordert genau das ein, was ihr für eure Lebensbedürfnisse braucht – das finde ich super", freute sich der NRW-Politiker über das Engagement der jungen Leute, deren Wünsche und Anregungen er nun mit nach Düsseldorf nehmen wird.