Löhne

Lesung in Löhner Kirche: Friedensliteratur an einem kriegsgeprägten Ort

Die Lesung in der Matthäuskirche ist der dritte Teil der Veranstaltungsreihe "Vorlesefieber - Lesungen an ungewöhnlichen Orten" des Fördervereins der Stadtbücherei.

Die Kirche Mahnen wurde 1945 von Bomben getroffen und total zerstört. | © Stadtarchiv

29.08.2019 | 29.08.2019, 14:00

Löhne. Die dritte Vorlesefieberveranstaltung wird wohl in jedem Fall die bisher ernsteste - und vielleicht auch die, die am meisten zum Nachdenken anregt. Bei der Lesung, die vom Förderverein der Stadtbücherei veranstaltet wird, dreht sich dieses Mal alles um Krieg und Frieden.

Lesung dreht sich auch um aktuelle Kriege

Am 1. September vor 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. "Wir haben den Angriff auf Polen 1939 zum Anlass genommen, uns mit Krieg und Frieden auseinanderzusetzen", sagt Thomas Rischmüller vom Förderverein der Stadtbücherei.

Allerdings soll sich nicht alles nur um den Zweiten Weltkrieg drehen. "Wir wollen uns nicht nur auf 1939 konzentrieren, sondern auf die Geschichte von Krieg und Frieden", sagt Rischmüller. Ausgehend vom Zweiten Weltkrieg möchten die Mitglieder anhand dokumentarischer und literarischer Texte den Bogen bis zu den Kriegen der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart spannen. Zum Beispiel soll es um den Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien sowie den Krieg in Syrien gehen.

Autobiografische Texte über die Flucht aus Syrien

Volker Hegemann (v. l.), Elvira Stroop, Thomas Rischmüller, Saman Haji Hasan, Petra Rischmüller und Regina Blomenkamp. - © Anthea Moschner
Volker Hegemann (v. l.), Elvira Stroop, Thomas Rischmüller, Saman Haji Hasan, Petra Rischmüller und Regina Blomenkamp. | © Anthea Moschner

Daher ist auch die 21-jährige Saman Haji Hasan dabei und wird mit autobiografisch geprägten Texten zu hören sein. Sie ist in Aleppo aufgewachsen und kam im Juli 2014 mit ihrer Familie nach Bad Oeynhausen. In diesem Jahr hat sie an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule ihr Abitur gemacht und wird jetzt in Lübeck das Fach Molecular Life Science studieren.

In ihren selbst geschriebenen Texten, die sie bei der Lesung vortragen wird, beschreibt Saman Haji Hasan ihre Flucht. Dabei gehe es ihr nicht darum, wann und wo ein Krieg stattgefunden hat, sondern vielmehr darum, wie sich die Menschen dabei fühlen, verrät sie. "In den ersten paar Jahren hat man kein schönes Gefühl, egal wie schön es hier ist."

Matthäuskirche Mahnen als eindrucksvoller Veranstaltungsort

Die Vortragenden des Abends werden auch einen Auszug aus dem Roman "Der Cellist von Sarajevo" von Steven Galloway sowie verschiedene Gedichte lesen. Zum Abschluss tragen alle gemeinsam das Gedicht "Dann gibt es nur eins" von Wolfgang Borchert vor.

Das Luftbild zeigt die Kirche Löhne-Mahnen, wie sie heute aussieht. - © Siegfried Büschenfeld
Das Luftbild zeigt die Kirche Löhne-Mahnen, wie sie heute aussieht. | © Siegfried Büschenfeld

Auch einen Bezug zur Werrestadt wird es geben, wie Thomas Rischmüller verrät. Denn unter anderem wird der Bombenangriff auf Löhne am 14. März 1945, bei dem mehr als 130 Menschen starben und neben vielen anderen Gebäuden auch die Kirche in Mahnen zerstört wurde, zu den Themen der Lesung gehören. Somit besteht auch eine bedeutende Verbindung zum Veranstaltungsort, denn die Lesung wird in der Matthäuskirche in Mahnen stattfinden.

Musik sorgt für die passende Stimmung

Für die passende Musik sorgt die Löhner Sängerin Aileen Poggemöller mit der Eigenkomposition "Warme Grüße aus Auschwitz". Den Text hat der Löhner Jörg Dahlbeck verfasst. Volker Hegemann, Lehrer an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule und einer der Vorlesenden, wird sie außerdem am Akkordeon begleiten. "Das Lied holt die Leute aus der Sommerstimmung in eine ernste Stimmung", sagt Hegemann.

Trotz des ernsten Themas soll es bei der Lesung in der Matthäuskirche nicht nur um Krieg gehen. Die Mitglieder des Fördervereins möchten "das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Bewahrung des Friedens eine unserer wichtigsten Aufgaben ist", teilen sie mit. Es sei ihr Bemühen, deutlich zu machen, dass es eine Überwindung von Krieg gebe, sagt Thomas Rischmüller. Gleichzeitig möchten sie an die Zuhörer appellieren, trotzdem wachsam zu sein. "Die Botschaft soll sein, dass man für Frieden etwas tun muss, aber dass man nie die Hoffnung verlieren darf", sagt Elvira Stroop vom Förderverein.

Dritte Veranstaltung der Veranstaltungsreihe "Vorlesefieber"

Die Lesung in der Matthäuskirche ist Teil der Veranstaltungsreihe "Vorlesefieber" des Fördervereins der Stadtbücherei. Die Idee kam von Dorothee Danner. Die erste Lesung zum Thema Liebe fand im Standesamt statt. Daraufhin folgte ein Abend im alten Wartesaal des Bahnhofs. Dabei ging es um den 50. Geburtstag der Stadt und um lokale sowie globale Ereignisse des Jahres 1969. Die vierte Veranstaltung soll im Frühjahr 2020 folgen und sich mit dem Thema Wasser beschäftigen.

Die Lesung zum Thema "Krieg und Frieden" findet am Mittwoch, 4. September, um 19 Uhr in der Matthäuskirche in Mahnen statt. Der Eintritt ist kostenlos, der Förderverein freut sich aber über Spenden.