"Die Werre war blutrot"

Gedenken an das Gefecht bei Gohfeld vor 250 Jahren / Wo liegen die Gebeine der getöteten Soldaten?

Mit einem farbenprächtigen Spektakel wurde auf Kanzlers Weide der Schlacht bei Minden und des Gefechts bei Gohfeld gedacht. Beide Scharmützel waren am 1. August 1759 Teil der gleichen militärischen Operation. Die Gedenkstunde in der Nähe der Blutwiese verlief wesentlich besinnlicher. | © FOTO: ULF HANKE

03.08.2009 | 03.08.2009, 00:00

Löhne. Während in Minden der Jahrestag der dortigen Schlacht in großem Stil gefeiert wurde, trafen sich in Werste in der Nähe der "Blutwiese" die Menschen zu einer besinnlichen Gebetsstunde, um der Opfer der Schlacht bei Gohfeld zu gedenken. Vor 250 Jahren ließen auf der heutigen Blutwiese in Gohfeld bei einem Nebengefecht der Schlacht bei Minden geschätzte 1.000 preußisch-allierte und französische Soldaten ihr Leben.

Etwa 50 Besucher erlebten die Andacht. "Wir wollen, dass die Menschen sich bei Konflikten wieder aufeinanderzubewegen", erklärte Irene Esser, die gemeinsam mit Pastor Johannes Lohmann und dem Gastprediger Pastor Hartmut Frische aus Hahlen die einstündige Veranstaltung an der Handwerkerstraße 24 gestaltete.

Pastor Frische erinnerte dabei an das Schicksal eines Bauern aus Hartum, dessen Haus durch die Auseinandersetzung niederbrannte. "Dieser Bauer erkannte, dass Gott an dieser Stelle zwar verborgen blieb, aber dennoch da war. Es gilt für uns auch durch dieses Leid Gott zu erkennen."

Dabei benannte Frische auch das Leid, dass die Menschen bei der damaligen Auseinandersetzung erleiden mussten. "Das Wasser der Werre war nach dem Gefecht blutrot."

Auf andere Aspekte der Blutwiesenschlacht wies der Löhner Heimatkundler Friedel Schütte gegenüber der Redaktion hin. "Ich finde es, historisch betrachtet, schon recht seltsam, dass am Tag der 250. Wiederkehr des Gefechtes bei Gohfeld bei uns in Löhne ,Trauer’-Glocken  geläutet werden", meinte er.

Er wisse aus den noch zu seiner Kindheit in Mennighüffen kursierenden mündlichen Überlieferungen von Zeugen der Schlacht bei Gohfeld (darunter sein damals lebender Urahn Philip Schütte), dass die Menschen hier im Lande heilfroh gewesen seien, vom "Franzosenjoch" endlich befreit zu werden.

Schüttes Urahn habe die Schlacht vom Wipfel einer uralten Eiche aus gesehen, die  noch bis zum Zweiten Weltkrieg am Südhang des Sonnenbrinks getanden habe. Danach sei es insbesondere am Schafstall der Schockemühle (befand sich ehemals, bis in die 1950er Jahre, auf der Anhöhe im östlichen Winkel Mühlenbach/Werre) "hoch hergegangen". Unter anderem seien zahlreiche Kanonenkugeln im Bereich "Büschen" eingeschlagen, so in das Schlafzimmer des Colons Rüter.

Schütte: "Dies ist mündliche Überlieferung und deswegen wissenchaftlich-historisch mit spitzen Fingern anzupacken. Doch es gibt zu diesem Kapitel Heimatgeschichte auch Neues, nämlich Schriftliches. Und zwar aus der wiedergefundenen Mennighüffener Chronik des ersten Löhner Amtmanns Weddigen" (siehe nebenstehenden Augenzeugenbericht).

Ohne Zweifel seien viele Gefallene des Gefechts bei Gohfeld damals nördlich von heute "Haus Gohfeld" (in der danach benannten Blutwiese) bestattet worden. Funde hätten dies längst bestätigt. Doch müsste laut Amtmann Willmanns auch (oder sogar schwerpunktmäßig) der  größte  "Franzosenfriedhof" im  Bereich des früheren Schafstalles auf der Anhöhe zwischen Mühlenbach und Werre zu finden sein.

Schütte: "Wie wäre es, wenn heimathistorisch Interessierte hier einmal den Spaten ansetzen und nach Beweisen der Willmannschen Feststellung suchen würden?  War es vielleicht so, dass auf der Geest im Winkel Mühlenbach/Werre hauptsächlich französische Gefallene und auf der 1.500 Meter nordöstlich gelegenen Blutwiese zumeist die zu Tode gekommenen Hannoveraner, Engländer und Preußen beigesetzt worden sind?"

Deswegen regt Schütte an: "Heimatforscher: Es gibt noch viel zu tun!"