Für Faraj Remmo ist der Rollstuhl seine Freiheit

Löhne. Ein Unfall am Strand hat das Leben von Faraj Remmo drastisch verändert. Was genau am 7. August 1990 geschah, kann Remmo nur aus Erzählungen wiedergeben. Wahrscheinlich hat er sich bei einem Salto das Genick gebrochen. &bdquo;Ich war klinisch tot", sagt der heute 49-Jährige. Seitdem ist Remmo querschnittsgelähmt, kann nur noch seinen Kopf bewegen. Den Lebensmut und seinen Kampfgeist hat er aber nicht verloren. Für seine Zeit in Löhne möchte er Danke sagen und überreicht der Stadt eine ganz besondere Skulptur. Faraj Remmo hat sich ins Leben zurückgekämpft. Bemitleidet werden möchte er nicht. &bdquo;Der E-Rollstuhl ist meine Freiheit", sagt er und erzählt eine bemerkenswerte Geschichte, die inspiriert. Im Reden ist Remmo unschlagbar. Seine Zuhörer in einem kleinen Besprechungsraum im Löhner Rathaus hängen an seinen Lippen. Unterbrochen wird sein Redefluss nur, wenn er Durst hat. Sein Helfer reicht ihm das Wasser, durch einen Strohhalm trinkt Remmo. Seine Hände kann er nämlich nicht bewegen, den Rollstuhl führt er mithilfe seines Mundes. &bdquo;Mit dem Tennisball kann ich fast alles machen." "Zu zwölft eine Toilette teilen, es war die Hölle" Faraj Remmo wurde in Beirut geboren und ist in den 80er-Jahren in Berlin aufgewachsen. Nach seinem Unfall zog die Familie nach Löhne. Fast vier Jahre lang wohnten sie im Asylbewerberheim an der Alten Werster Straße. &bdquo;Wir teilten uns zu zwölft eine Toilette, ich im Rollstuhl. Es war nicht barrierefrei, es war die Hölle." Ein Lichtblick waren die Menschen. &bdquo;Die Willkommenskultur in der Stadt war toll, ich habe hier sehr nette Leute kennengelernt, wir wurden herzlich aufgenommen." Eine Person hat ihn dabei besonders geprägt: Elisabeth Brune. Die Löhnerin sitzt im Vorstand des Hospizkreises und war in den 90er Jahren im Sozialamt tätig. &bdquo;Sie hat mich unterstützt, war oft bei uns." Und hat es letztendlich auch geschafft, dass die Remmos eine eigene Wohnung beziehen konnten. &bdquo;Endlich." Es sollten noch Jahre ins Land ziehen, bis er seinen elektronischen Rollstuhl bekam und ihm so wieder Selbstbestimmtheit geschenkt wurde. Es brauchte auch seine Zeit, bis Remmo wieder positiv ins Leben blickte. &bdquo;Der Unfall war ein Schock, meine Welt ist zusammengebrochen." Der Weckruf kam durch einen Klinikaufenthalt. Und auch andere gehandicapte Menschen haben ihm durch die Zeit geholfen. Remmo holte seinen Hauptschulabschluss nach, die Realschule folgte, er schaffte sein Abitur. Stehenbleiben kam für ihn nicht mehr in Frage. &bdquo;Man hat mich für verrückt erklärt, als ich sagte, ich möchte studieren." 2001 betrat er zum ersten Mal die Halle der Universität Bielefeld, heute hat er einen Doktortitel, gibt Seminare, die Studenten schätzen ihn. Danke-Skulptur für die Willkommenskultur der Stadt Partizipation, Inklusion und Vielfältigkeit sind die Themen, für die er sich unermüdlich einsetzt. 2014 wurde er mit dem Bielefelder Integrationspreis ausgezeichnet. Das war der Anfang seines eigenen Projekts. Seine Skulptur zeigt, wie sich Menschen gegenseitig helfen, und steht für Remmos Leitgedanken. &bdquo;Die Skulptur bringt ohne Worte zum Ausdruck, was sie erzählen soll", sagt der Löhner Bürgermeister Bernd Poggemöller. Remmo verschickt die Skulpturen an Menschen, Städte, Vereine, die ihn inspirieren und möchte damit seinen Dank ausdrücken. Steven Hawking hat er beschenkt, Ai Weiwei, Dunja Hayali, einen Politiker aus Senegal und die Universitäten Bangkok und Seoul. Die Stadt Löhne reiht sich nun in eine bemerkenswerte Liste ein. &bdquo;Ich möchte damit die Menschen ansprechen, ihre Arbeit würdigen", sagt Faraj Remmo. In 150 Ländern steht bereits eine Skulptur. In Löhne soll sie &bdquo;nicht in einer Vitrine verstauben", sagt der Bürgermeister und nimmt sie zu Veranstaltungen mit. &bdquo;Alle sollen daran teilhaben", sagt Poggemöller und trifft damit den Grundgedanken des Stifters. Den ersten öffentlichen Auftritt hatte die Skulptur beim Bündnis Gemeinsam für Vielfalt. Ramona Kämper und Volker Hegemann sind daher zum Pressegespräch geladen. &bdquo;Es ist eine Inspiration für unsere Arbeit, Menschen kennenzulernen, die etwas bewegen", sagt Kämper zu Remmo und übergibt ihm einen Button mit dem Bündnis-Logo. Das will Remmo sofort an seinen Pullover gepinnt bekommen, direkt neben dem Bundesverdienstkreuz.

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