Gütersloh. Der pünktlich um 10 Uhr morgens gestartete Kreistag der Sozialdemokratischen Partei endete erst am frühen Samstagnachmittag in der Stadthalle. Doch ein prominenter Gast war da schon weg: Elvan Korkmaz-Emre hatte sich bereits zur Mittagszeit von den 96 anwesenden Delegierten verabschiedet. "Jetzt gehe ich raus, um wieder draußen zu kämpfen. Denn wir wollen den Kreis Gütersloh noch richtig wuppen und möchten auch die noch Unentschlossenen kriegen", gab sich die Gütersloher Bundestagsabgeordnete wenige Wochen vor den Regierungs-Wahlen kämpferisch und zuversichtlich zugleich.
Für die teilweise euphorische Rede der hochmotivierten Politikerin gab es lang anhaltenden Beifall. Der bundesweite Sieges-Optimismus ihrer Partei spiegelte sich auch bei den Kreistags-Abgeordneten wider. "Die SPD ist wieder da", frohlockte der 1, Vorsitzende Thorsten Klute. Und Ralf Dräger (Ortsgruppe Harsewinkel) schwärmte: "Nie war es schöner, Sozialdemokrat zu sein."

Klute dürfte ähnlich empfinden und kündigte an: "Wir werden dafür kämpfen, dass der neue Bundeskanzler Olaf Scholz heißt und dass die SPD das Ruder übernimmt." Der Steinhagener erhofft sich zudem eine historische Zeitenwende in der Kommunalpolitik. So glaubt er: "Wir haben gute Chancen, im Kreis erstmals die CDU zu überflügeln." Den Konkurrenten sieht er auf dem absteigenden Ast und spöttelte: "Das Dunkelschwarze der CDU ist nur noch mausgrau."
Klute kann 67 Delegierte hinter sich versammeln
Bei dem wegen Corona mit einem Jahr Verspätung stattgefundenen Kreistag (Klute: "Auch 1.000 Videokonferenzen können persönlichen Kontakt nicht ersetzen") musste der alte und neue Kreischef einen kleinen Dämpfer hinnehmen: Unter den 87 abgegebenen Stimmen plädierten bei fünf Enthaltungen 15 gegen seine Wiederwahl. Immerhin konnte Klute 67 Delegierte hinter sich versammeln. Dass er nicht alle überzeugen konnte mit seiner Arbeit, nahm er gelassen hin. "So ein Ergebnis ist mir lieber als ein gekünstelter 100-Prozent-Ausgang", versicherte der Hüne gut gelaunt. Mit unterschiedlich farbigen Stimmzetteln wurden die diversen Wahlgänge markiert, die Farbe Schwarz kam natürlich nicht vor.
Lesen Sie auch: Parteichef hält bei Bundestagswahl 22 Prozent für SPD für realistisch
Bei den Wahlen der stellvertretenden Vorsitzenden schnitt Marion Weike am besten ab (84 von 94 Stimmen). "Ich kann es kaum glauben, Anfang des Jahren war ich noch total frustriert, und auf einmal geht es steil nach oben mit der SPD", staunt die frühere Bürgermeisterin von Werther. Thorsten Klute sieht seine SPD auch in Corona-Zeiten als "Fels in der Brandung". Zwei Anträge von Weike übrigens - zum einen schlug sie vor, ab 2023 einen Preis für außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement auszuloben, zum anderen sprach sie sich für einen Bundes-Solidarfond für Naturkatastrophen aus - fanden die Zustimmung der Versammlung.
Dank galt vor allem dem Kreis-Jusovorsitzenden
Den geschäftsführenden Vorstand komplettieren Jan Michael Goldberg (Kassierer), Jael Rachel Räker, Luka Junkern und Elisabeth Frenser. Ausgeschieden sind die bisherigen 2, Vorsitzenden Anja Kern und Patrick Schlüter. Dankesworte und Blumen gab es für die zurückgetretenen Beisitzerinnen und Beisitzer Ulla Ecks, Marion Herzog, Anna Tubbesing, Roman Kollenberg, Sebastian Pähler und Fritz Spratte. Thorsten Klutes Dank galt ebenso dem ehemaligen Kreis-Juso-Vorsitzenden Matthis Haverland, der sich beim erstmals eingeführten Wahlverfahren via Online oder Briefwahl sehr engagiert hatte. Die Blumen erhielt Haverland auch noch aus einem anderen Grund: Der junge Mann feierte am Samstag seinen 27. Geburtstag - und erschien trotzdem in der Stadthalle.