Kommunalwahl in Gütersloh: CDU feiert – und muss nun zwei wichtige Posten neu besetzen

Gütersloh. Die Alte Heuwaage nennt sich die &bdquo;urigste Kneipe Güterslohs“. Üblicherweise ist sie sonntags geschlossen, doch diesen Sonntag nicht. Die CDU hatte die Heuwaage gebucht, um einen erfolgreichen Wahlkampf feiern zu können, zumindest aber dessen Abschluss - und wie sich nun herausstellte, war das weitsichtig. Denn zu feiern hatten die Gütersloher Christdemokraten tatsächlich einiges. 21 der 24 Wahlbezirke gingen an die CDU, vier mehr als vor fünf Jahren. Damit war kaum zu rechnen, sagt ihr Noch-Fraktionsvorsitzender Heiner Kollmeyer. &bdquo;Wir sind ein gewisses Risiko eingegangen, indem wir mit vielen neuen Gesichtern angetreten sind“, sagt Kollmeyer. &bdquo;Doch die Wähler haben diesen Mut erfreulicherweise belohnt.“ Alsbald zu klären hat die CDU zwei Personalien: Wer soll neuer Fraktionschef werden und wer die Nachfolge der stellvertretenden Bürgermeisterin Ingrid Hollenhorst antreten? Stadtverbandschef Ischo Can sagt, das werde nun zügig besprochen. Kollmeyer hinterlasse &bdquo;unfassbar große Fußstapfen“, es werde also nicht einfach. Möglicherweise laufe es auf eine Teamlösung hinaus, darauf, die Arbeit eines Fraktionsvorsitzes auf mehrere Schultern zu verteilen. &bdquo;Erst anschließend“, wie Can betonte, werde über die Position des stellvertretenden Bürgermeisters befunden. Volker Richter würde gern Fraktionschef der SPD bleiben Allein die SPD schaffte es, in Gütersloh die Phalanx der CDU zu durchbrechen: Matthis Haverland, Martin Goecke und Wiebke Heine holten sich das Direktmandat. &bdquo;Wir sind absolut zufrieden“, sagte Fraktionschef Volker Richter. &bdquo;Wir haben alle unsere drei Wahlziele erreicht: 20 Prozent plus X, zweitstärkste Fraktion und einige Direktmandate.“ Bemerkenswert sei auch, dass sich die Gütersloher SPD gegen den Landestrend behauptet habe. Während die Sozialdemokraten NRW-weit verloren, legten sie in Gütersloh drei Prozent zu. Entsprechend fröhlich fiel die Feier im &bdquo;Monello“ am Dreiecksplatz aus. Lesen Sie auch: Kommunalwahl im Kreis Gütersloh zum Nachlesen: Laukötter mit emotionalen Worten Richter kündigte an, gerne SPD-Fraktionschef bleiben zu wollen, doch letztlich müsse das die neue, vergrößerte Fraktion beschließen. Als zweitstärkste Ratsfraktion fällt der SPD zudem der Posten des zweiten stellvertretenden Bürgermeisters zu, den bislang die Grünen mit Gitte Trostmann innehaben; &bdquo;wir haben da schon einige Ideen“, sagt Richter, &bdquo;aber noch ist nichts spruchreif.“ AfD erwartet in Gütersloh, künftig eingebunden zu werden Freudig registrierte auch die AfD in Gütersloh ihr Ergebnis: Sprung von 4,6 auf 13,8 Prozent, Verdreifachung der Ratsmandate von drei auf neun. &bdquo;Wir sehen eine sehr gute Entwicklung“, sagte Fraktionschef Torsten Drescher am Montag. &bdquo;Der Wähler hat uns den klaren Auftrag erteilt, mehr AfD-Politik in den Rat zu bringen. Die anderen Fraktionen sollten das zur Kenntnis nehmen. Es wird künftig nicht mehr so einfach sein, uns abzubügeln und zu ignorieren. Wir erwarten, dass man sich zumindest inhaltlich und sachlich mit unseren Argumenten auseinandersetzt.“ Die Grünen schrumpften deutlich, von 24,7 auf 15,4 Prozent, verloren somit vier ihrer Sitze, schieben aber dennoch keinen Frust. &bdquo;Das ist immer noch das zweitstärkste Ergebnis, das wir je in Gütersloh hatten“, sagt Fraktionssprecher Maik Steiner. Niemand habe ein Resultat wie 2020 erwartet. Einzelkämpfer Reese überrascht über eigenen Erfolg Die Mitglieder der Linken, die ihr Ergebnis stark verbesserten, von 2,6 auf 5,8 Prozent, feierten ihren Erfolg in der Weberei. Mit vier Mitgliedern wird die Linke im neuen Rat vertreten sein, auch Manfred Reese, zuletzt Einzelkämpfer, zieht wieder ein. Lesen Sie auch: Wahlerfolg von Ina Laukötter in der Analyse: &bdquo;Wir haben wieder eine Chefin“ &bdquo;Damit habe ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet, umso mehr freut es mich“, so Reese. Genauso viele Ratsmandate, nämlich vier, holte die BfGT - drei weniger als bisher. Keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung über das schwache Abschneiden macht derweil die FDP. Sie ist weiterhin mit zwei Mitgliedern vertreten, hätte aber, um ihren Fraktionsstatus zu wahren, ein Mandat mehr gebraucht – keine einfache Aufgabe also für Sascha Priebe und Claudio Flocke. Erstarken der AfD im Kreis habe man sich &bdquo;anders gewünscht“ Die Sitzverteilung des neuen Kreistages, der voraussichtlich auf 70 Abgeordnete plus Landrätin Ina Laukötter kommt, sieht derweil wie folgt aus: Die CDU hat wie im letzten Kreistag 28 Sitze, die SPD verliert einen Sitz und kommt jetzt auf 13. Die Grünen werden zukünftig noch mit neun Abgeordneten vertreten sein, in der vergangenen Legislaturperiode waren es 15. Die UWG stellt zukünftig vier Kreistagsmitglieder (2020: 6), die FDP drei statt bisher vier. Die Fraktion der AfD zieht mit zehn Sitzen in den Kreistag ein (2020: 3), Die Linke mit dreien (2020: 2). Volt ist nicht im Kreistag vertreten. &bdquo;Wir werden als starke CDU-Fraktion Kreispolitik gestalten können“, sagte der CDU-Kreisvorsitzende Raphael Tigges. Man werde nun mit allen demokratischen Parteien Gespräche führen. &bdquo;Über das Erstarken der AfD können wir alle nicht glücklich sein. Das hätten wir uns anders gewünscht.“ Grüne wollen eine &bdquo;konstruktive Kraft“ im neuen Kreistag sein &bdquo;Wir wollen durch gute Arbeit dazu beitragen, dass die AfD im nächsten Kreistag nicht mehr vertreten ist“, sagte Thorsten Klute, Kreisvorsitzender der SPD, der sich freute, &bdquo;dass wir wieder zweitstärkste Kraft sind“. Es sei toll, dass die SPD zwei Wahlkreise – in Werther und Versmold – direkt habe gewinnen können. &bdquo;Wir werden eine konstruktive Kraft im Kreistag sein“, verspricht der grüne Kreisvorsitzende Can Erdal. Alle demokratischen Fraktionen würden in den kommenden Tagen miteinander sprechen. Die Grünen beschäftigt weniger ihr eigenes Abschneiden – &bdquo;wir wussten ja, dass das Ergebnis von 2020 schwer zu wiederholen sein würde“ – als vielmehr das Erstarken der AfD. &bdquo;Das ist absolut erschreckend“. Lesen Sie auch: Alle Wahlergebnisse zur Kommunalwahl aus Gütersloh im Überblick &bdquo;Unser Ergebnis hätte besser sein können“, gibt Susanne Mittag, Vorsitzende der UWG im Kreis, zu. &bdquo;Wir werden weiterhin eine engagierte Politik machen und versuchen, die Bürgerinnen und Bürger mehr mitzunehmen.“ AfD möchte ihr Wahlprogramm im Kreis Gütersloh umsetzen Thorsten Baumgart, Fraktionsvorsitzender der FDP, sieht sein wichtigstes Ziel erreicht. &bdquo;Die Freien Demokraten werden auch weiterhin in Fraktionsstärke im Kreistag vertreten sein. Damit können wir unsere Arbeit für den Kreis Gütersloh mit voller Kraft fortsetzen. Maxim Dyck, Kreisvorsitzender der AfD, sieht einen klaren Wählerauftrag. &bdquo;Wir haben ein Wahlprogramm vorgelegt, das wir nun in den kommenden fünf Jahren konsequent umsetzen wollen.“

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