
Hinten drückt der Schuh
Mit dem 1. FC Magdeburg hat der SC Paderborn an diesem Samstag, 3. September, eines der spielstärksten Zweitliga-Teams zu Gast (Anstoß 13 Uhr, Home Deluxe Arena). So kommt der Aufsteiger aus Sachsen-Anhalt in der neuen Spielklasse auf einen Ballbesitz-Anteil von 60 Prozent und eine Passquote von 85 Prozent. Die Punkte-Ausbeute ist allerdings mager: Lediglich beim 3:2-Sieg in Karlsruhe gab es einen Dreier.
Mit dem 4:4 in Kaiserslautern kam zuletzt immerhin Saisonzähler Nummer vier dazu. Doch auch dieses Endergebnis zeigt, wo es beim FCM hakt. So stellt der Ex-Europapokalsieger mit 17 Gegentreffern die schlechteste Defensive der Liga. Und mit dem SCP wartet nun ausgerechnet das offensivstärkste Team.
"Wir dürfen Paderborn erst gar nicht ins Spiel kommen lassen", sagt FCM-Trainer Christian Titz und fügt an, dass seine Mannschaft "nicht zu hoch verteidigen darf". "Denn ich habe eigentlich nicht vor, dass es wieder ein Offensivspektakel wird", so Titz. Dennoch ist wohl kaum damit zu rechnen, dass Magdeburg Beton anrührt.
Als Conteh Kwasniok ärgerte
Eben jener Christian Titz hatte am 12. Februar 2021 den 1. FC Magdeburg als Tabellenvorletzten der 3. Liga übernommen, um die Elbestädter dann zunächst zum Klassenerhalt und anschließend zum Zweitliga-Aufstieg zu führen. Den besagten Klassenerhalt hatte der FCM am 35. Spieltag der Drittliga-Saison 2020/21 mit einem 3:0-Sieg beim 1. FC Saarbrücken perfekt gemacht.
Trainer bei den Saarländern war hierbei der heutige SCP-Coach Lukas Kwasniok. Sein Team sollte damals vor allem einen Magdeburger Joker nicht in den Griff bekommen. Der eingewechselte Sirlord Conteh schnürte in der 84. und 85. Minute einen Doppelpack und entschied damit das Spiel. Doch zum Glück für Kwasniok steht Conteh ja nun in Diensten des SC Paderborn. Gleiches gilt für Raphael Obermair und Tobias Müller, die in der vergangenen Saison bekanntlich ebenfalls noch für Magdeburg kickten.
Sissi soll Vollgas geben
Am Dienstag hatte Paderborns Trainer allerdings kurzzeitig um den Einsatz seines pfeilschnellen Stürmers bangen müssen. Grund: Conteh hatte das Vormittagstraining abbrechen müssen, weil er ein Ziehen in der Kniekehle verspürt hatte. Der SCP-Neuzugang mit dem Spitznamen "Sissi" verzichtete daraufhin auch auf die Einheit am Dienstagnachmittag.
Am Mittwoch aber konnte der 26-Jährige wieder mittrainieren, so dass einem Einsatz Contehs nichts im Wege steht. Allerdings könnte er im Duell gegen seinen Ex-Klub zum dritten Mal in Folge nur auf der Bank sitzen, denn als Joker ist Conteh brandgefährlich.
Das bewies er unlängst auch beim 2:2 auf St. Pauli. "Sissi hat eine extrem intensive Spielweise. Da muss man darauf achten, wir lange und wie häufig er diese Sprints anziehen kann", erklärt SCP-Coach Kwasniok und ergänzt: "Es ist mir lieber, wenn Sissi 30 Minuten Vollgas als 60 Minuten Halbgas geben kann."
Ein Magdeburger Schlüsselspieler muss passen
In der vergangenen Saison hatte Sirlord Conteh fünf Tore und fünf Assists zum Magdeburger Aufstieg beigetragen. Ein Teamkollege aber kam sogar auf unfassbare 41 Scorerpunkte in 35 Ligaspielen: Baris Atik. Derzeit aber ist der 27-jährige Deutsch-Türke verletzt, so dass er am Samstag in Paderborn zum vierten Mal in Folge passen muss.
Atik hatte sich am 2. Juli in einem Testspiel gegen Union Berlin am Knöchel verletzt. Der Offensiv-Allrounder biss auf die Zähne und schleppte sich durch die ersten vier Pflichtspiele. Doch dann bildete sich eine Entzündung im lädierten Bandapparat, so dass momentan unklar ist, wann Atik sein Comeback feiern kann. Zudem muss FCM-Coach Christian Titz am Samstag unter anderem auf Innenverteidiger Malcolm Cacutalua (Sprunggelenk) verzichten.
SCP-Bilanz ist bescheiden
Ein Blick in die Statistik könnte den Magdeburgern dagegen Mut machen. So behielt der SC Paderborn in neun Pflichtspielen gegen den FCM erst ein einziges Mal die Oberhand. Hierbei handelte es sich auch noch um einen Sieg nach Elfmeterschießen. So zog der SCP am 9. September 2006 mit einem 7:6 in Magdeburg in die zweite Runde des DFB-Pokals ein.
Ansonsten gab es aus Paderborner Sicht vier Remis und vier Niederlagen. Vier der vergangenen fünf Spiele endeten hierbei unentschieden. Beim letzten Aufeinandertreffen an der Pader hatten 11.525 Zuschauer am 23. September 2018 ein spektakuläres 4:4 gesehen.
Kein einziger der 19 SCP-Feldspieler, die damals im Kader gestanden hatten, wird übrigens am Samstag im Paderborner Aufgebot auftauchen. Auch dies dokumentiert die Schnelllebigkeit des Profigeschäfts.
Pokal-Auslosung im ZDF
Diesmal war ziemlich viel Geduld gefragt, aber am Sonntag werden die SCP-Fans endlich erfahren, auf welchen Gegner ihr Team in der 2. Runde des DFB-Pokals 2022/23 trifft. Dann nämlich steigt im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund die Auslosung, die ausnahmsweise nicht in der ARD-Sportschau, sondern am Sonntag ab 17.10 Uhr in der ZDF-Sportreportage live übertragen wird. Als Losfee fungiert Paraschwimmer Josia Topf, Ziehungsleiter ist DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
Im sogenannten Amateurtopf befinden sich mit den Drittligisten SV Elversberg und Waldhof Mannheim sowie Regionalligist VfB Lübeck und Oberligist Stuttgarter Kickers nur noch vier Mannschaften, die auf jeden Fall Heimrecht haben werden.
Zudem haben sich 15 Erstligisten und 13 Zweitligisten für die 2. Runde qualifiziert. Der SC Paderborn hat nach dem 10:0-Erstrunden-Erfolg in Wernigerode bereits DFB-Pokal-Prämien in Höhe von knapp 630.000 Euro in der Tasche. Für den Achtelfinaleinzug würde es weitere 837.000 Euro geben. Die Spiele der 2. Runde werden am 18. und 19. Oktober ausgetragen.