Paderborn. In den vergangenen sieben Duellen zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem SC Paderborn hatte es gleich sechsmal ein Unentschieden gegeben. Am Samstag kam Remis Nummer sieben hinzu. So trennten sich der FCM und der SCP in einem gutklassigen Zweitligaspiel leistungsgerecht mit 1:1 (0:0). Philipp Hercher (57.) hatte die Hausherren vor 20.665 Zuschauern in der Avnet-Arena in Führung gebracht. Raphael Obermair (69.) erzielte per Elfmeter den 1:1-Endstand.
„Das 1:1 geht unterm Strich in Ordnung", zog Lukas Kwasniok ein treffendes Fazit. Paderborns Coach hatte in Sachen Startelf mal wieder faustdicke Überraschungen zu bieten. So gab es einen Wechsel im Tor: Pelle Boevink ersetzte Markus Schubert. Letztgenannter soll zwar die Nummer eins bleiben. Aber Kwasniok wollte für die Partie bei den Magdeburgern, bei denen Keeper Dominik Reimann als verkappter Feldspieler agiert, ebenfalls einen spielstarken Torhüter. Und so erhielt Boevink aufgrund seiner fußballerischen Qualitäten am Ball diesmal den Vorzug.
Dass Tjark Scheller ebenfalls in die Anfangsformation rückte, war durchaus erwartet worden. Doch auch Marcel Hoffmeier durfte von Beginn an ran. Der 25-Jährige spielte auf der linken Außenbahn. Aaron Zehnter saß dafür erstmals in dieser Saison nur auf der Bank. Eine weitere Überraschung: Laurin Curda blieb trotz der Scheller-Nominierung in der ersten Elf. Er beackerte die rechte Seite. Raphael Obermair agierte eine Position vor ihm.
Trainer Lukas Kwasniok hat noch weiter Überraschungen parat
Neben Zehnter verlor unterdessen auch Mika Baur seinen Platz in der Startformation. Er saß ebenso auf der Bank wie die U21-Akteure Jascha Brandt und Martin Ens, die in den 20er-Kader aufrückten. Dafür blieb Adrian Bravo Sanchez diesmal zuhause. Magdeburgs Trainer Christian Titz ließ seine Startelf im Vergleich zum 2:1-Sieg in Münster dagegen unverändert.
Es entwickelte sich eine interessante, aber ziemlich chancenarme erste Hälfte. Wie so oft in Duellen zwischen FCM und SCP. „Aus taktischer Sicht war es wieder ein sehr hohes Niveau", urteilte Paderborns Kapitän Raphael Obermair. Sein Team sollte hierbei gegen die Magdeburger Ballbesitz-Fetischisten etwas überraschend mehr Spielanteile haben. Die Hausherren setzten derweil auf Schnellangriffe, waren damit vor dem Wechsel aber nur leidlich gefährlich.

Zudem war der FCM schon in der fünften Minute zu einem Wechsel gezwungen. Mittelfeldspieler Samuel Loric, der ohne gegnerische Einwirkung umgeknickt war, musste verletzt raus. Connor Krempicki kam für ihn in die Partie, in der Pelle Boevink sofort auf der Höhe war. In der achten Minute klärte der SCP-Keeper bei einem langen Ball der Gastgeber vor FCM-Stürmer Martijn Kaars. Keine 60 Sekunden später war er auch bei einer Freistoßflanke von Livan Burcu, die zum Torschuss geriet, zur Stelle.
In der ersten Hälfte ist der SC Paderborn torgefährlicher
Unterm Strich aber strahlte der SCP in Durchgang eins etwas mehr Torgefahr aus. In Minute 22 hatten die Kwasniok-Schützlinge dabei eine Dreifachchance. Zunächst klärte Kaars einen Kopfball von Calvin Brackelmann auf der Linie. Dann wurde der Nachschuss von Scheller geblockt, ehe Filip Bilbija per Kopf scheiterte. Auf der Gegenseite kam Kaars nach einer flachen Hereingabe von Baris Atik zum Abschluss, doch Boevink verhinderte mit seinem linken Arm den Einschlag (26.).
Paderborn spielte immer wieder gefällig nach vorne, doch zumeist misslang die finale Aktion. Es dauerte bis zur 43. Minute, ehe die nächste Chance verbucht werden konnte. Bilbija scheiterte nach starker Vorarbeit von Ilyas Ansah an FCM-Keeper Reimann. Beim anschließenden FCM-Konter jagte Atik das Leder neben das Tor. Und so ging es mit einer Nullnummer in die Halbzeitpause.
In dieser nahm der SCP einen Doppelwechsel auf den Außenbahnen vor: Zehnter ersetzte den angeschlagenen Hoffmeier (Pferdekuss). Felix Platte kam für den mit Gelb vorbelasteten Curda und rückte in den Sturm. Obermair übernahm dafür seine gewohnte Rolle auf der rechten Schiene. Platte lieferte gleich eine perfekte Vorlage für Bilbija, der aber nur das Außennetz traf (47.).
Es folgten die ersten längeren Ballbesitzphasen der Hausherren, die dann in der 57. Minute in Führung gehen sollten. Zehnter hatte auf der linken Abwehrseite Atik aus den Augen verloren. Boevink wollte den Fehler seines Teamkollegen ausbügeln, kam aus seinem Tor und spitzelte Atik den Ball vom Fuß. Doch das Spielgerät landete bei Philipp Hercher, der aus rund 20 Metern sofort abzog und zum 1:0 ins verwaiste Tor traf.
In der 69. Minute erzielt Ex-Magdeburger Obermair für Paderborn den Ausgleich
Wirbelwind Atik hatte fünf Minuten später das 2:0 auf dem Fuß, doch Boevink verhinderte mit einer starken Parade den nächsten Nackenschlag für die Gäste, die nun gefordert waren und in der 66. Minute einen Foulelfmeter erhielten. Reimann hatte Platte beim Versuch einer Faustabwehr an der rechten Schläfe erwischt. Der Ex-Magdeburger Obermair trat an und verwandelte sicher zum 1:1 (69.).
SCP-Akteur Santiago Castaneda musste anschließend raus. Luis Engelns rückte für ihn auf die Sechs. Und der 17-Jährige hatte gleich die dicke Chance zum 1:2. So kam Engelns nach Vorarbeit von Obermair und Kostons zum Abschluss, drosch den Ball aber übers FCM-Gehäuse (72.). Die taktischen Fesseln waren nun kurzzeitig gelöst, wobei der SCP etwas Oberwasser hatte. So verhinderte Reimann bei einem Zehnter-Distanzschuss die Paderborner Führung (74.).
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Luca Herrmann kam dann für Koen Kostons ins Spiel (79.). Jascha Brandt verbuchte noch seinen zweiten Zweitliga-Einsatz, als er in der 86. Minute für Ilyas Ansah eingewechselt wurde. Allzu viel sollte aber nicht mehr passieren. „Wir haben heute unser Herz auf dem Platz gelassen", sagte SCP-Abwehrchef Felix Götze, der in der Nachspielzeit dann doch noch einmal in höchster Not klären musste. Bei seiner Rettungsaktion gegen Kaars zog er sich dabei allerdings eine Bauchmuskelzerrung zu.
Und so könnte sein Einsatz im Hinrundenfinale gegen den Karlsruher SC durchaus in Gefahr sein. Die Badener gastieren am kommenden Samstag, 21. Dezember, um 13 Uhr in der Paderborner Home-Deluxe-Arena. Dann könnte es etwas mehr Spektakel geben, denn Spiele mit KSC-Beteiligung sind in der Regel recht torreich.