Detmold. Die Bezirkskonferenz Naturschutz OWL spricht sich vehement gegen eine ICE-Neubaustrecke zwischen Bielefeld und Hannover aus. "Das Bahn-Großprojekt mit einem bis zu 60 Meter breiten Baustellenmoloch wird sich durch eine vielgestaltige und besiedelte Landschaft fressen", warnt Karsten Otte, Sprecher der Bezirkskonferenz.
Es werde Landschafts- und Naturschutzgebiete in großem Ausmaß zerstören und verinseln, gewachsene räumliche und menschliche Beziehungen kappen, Landschaften und Siedlungen verlärmen, Wasserversorgung gefährden und wertvolle Nutzflächen versiegeln. „Auch befürchten wir, dass den betroffenen Regionen ein wenigstens ein Jahrzehnt andauerndes Mammutbauvorhaben blüht, das wie bei Stuttgart 21 finanziell aus dem Ruder läuft", mahnt Otte.
Protest gegen Pläne
Die Bezirkskonferenz Naturschutz unterstützt den Protest betroffener Kommunen und Bürger, Bundes-, Landes- und Lokalpolitiker sowie Parteien und Naturschutzverbände gegen die Pläne des Bundesverkehrsministeriums.
Kürzlich wurden fünf Varianten der Neubautrasse öffentlich. Für Karsten Otte ist das Projekt schon im Ansatz unsinnig: „Wieso sollen fünf Milliarden Euro für eine Fahrzeitverkürzung von wenigen Minuten ausgegeben werden?" fragt er. „Die heutige Fahrzeit von 78 Minuten zwischen Hamm und Hannover passt hervorragend in das Taktschema eines angestrebten Deutschlandtaktes, wenn die ICE im 30-Minuten-Takt verkehren würden, was einer Verdopplung der jetzigen ICE-Verbindungen entspricht."
"Die Menschen wollen pünktlich ankommen"
Das wäre mit einem intelligenten Ausbau entlang der Bestandsstrecke auf vier Gleise zwischen Minden und Wunstorf sowie dem zweigleisigen Ausbau und der Elektrifizierung bestehender Strecken besser, landschaftsschonender und am Ende auch deutlich günstiger zu erreichen, so Otte. In Sachen Verkehrswende und Klimaschutz seien in den nächsten 10 Jahren entscheidende Schritte notwendig – "eine Strecke mit einer Planungs- und Bauzeit von mindestens 20 Jahren kann dazu nichts beitragen".
Die Menschen wollten nicht vorrangig mit 300 Stundenkilometern von einer Metropole zur nächsten rasen, ist Otte überzeugt, sondern pünktlich ankommen. Dazu bedürfe es verlässlicher Anschlüsse und einer flächigen Anbindung ländlicher Regionen mit vernünftigen Takt- und ohne lange Umsteigezeiten. „Von all dem sind wir meilenweit entfernt", so Otte. "Um das zu erreichen und mehr Menschen vom Auto auf die Bahn zu bringen, brauchen wir keine Milliardengräber an Prestigeobjekten. Auch ist die Schnellbahntrasse eben für Schnellzüge, Güterzüge fallen als Nutzer weitgehend aus, da sie die ICEs behindern würden. Nicht einmal Intercitys könnten die Strecke nutzen, da sie am IC-Halt Minden vorbei führt."
Am 14. Januar will die Bahn den Bürgerdialog starten. Karsten Otte vermisst darin die Variante des Ausbaus der Bestandsstrecke: „Die alleinige Ausrichtung auf die Prüfung von Neubautrassen ist unakzeptabel. Wir benötigten vielmehr die Prüfung eines trassennahen Ausbaus mit vielen kleinen und mittleren Verbesserungen, die in überschaubarer Zeit machbar sind."
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