Verkehrsclub: „Herford ist maximal betroffen durch eine Neubautrasse“

Herford. Das Bahnprojekt Hannover-Bielefeld beschäftigt seit fast vier Jahren die Region Ostwestfalen-Lippe und hier insbesondere auch die Stadt Herford. Befürworter und Kritiker des Deutschlandtakts, der so etwas wie der Fahrplan der Zukunft ist, stehen sich in der Debatte zumeist unversöhnlich gegenüber. Hauptstreitpunkt: Die Vorgabe des Bundes, dass Schnellzüge auf der neuen Trasse künftig zwischen beiden Städten nicht länger als 31 Minuten unterwegs sein sollen. Nun meldet sich der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Kreisverband Minden-Lübbecke/Herford zu Wort, um die Debatte mit einem Vorschlag neu zu beleben. &bdquo;Der Deutschlandtakt der SMA ist nicht die einzige Lösung“, sagen die VCD-Kreisvorstandschefs Thomas Dippert und Clemens Niemann im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Die Buchstaben SMA stehen hier für die SMA und Partner AG mit Sitz in Zürich (Schweiz), die als europaweit führendes Unternehmen für die Eisenbahnsystemplanung in Europa gilt und vom Bund mit der Erstellung des Gutachtens zum Deutschlandtakt beauftragt wurde. Doch um die Eckdaten des Deutschlandtakts ist es in OWL immer wieder zu Debatten gekommen, seitdem das Projekt hier von der Deutschen Bahn (DB) in die konkrete Planung aufgenommen wurde. Niemann sagt dazu: &bdquo;Die Festlegung auf 31 Minuten ist ein Fehler.“ Denn gerade für Herford habe dieses &bdquo;31-Minuten-Mantra“ erhebliche Auswirkungen. &bdquo;Die Stadt ist maximal betroffen durch eine Neubautrasse“, sagt Niemann. VCD schlägt acht Kilometer lange Spange vor Denn von den zwölf Trassenentwürfen, die die DB InfraGo im August der Öffentlichkeit als mögliche Ausbauvarianten präsentiert hat, tangieren alle das Herforder Stadtgebiet, einige davon sogar Bereiche der Innenstadt. Doch es gibt laut VCD eine Möglichkeit, die Eingriffe in die Landschaft und den Siedlungsraum sehr weitgehend zu schonen. Der VCD schlägt hierfür den Bau einer etwa acht Kilometer langen, sogenannten Spange vor, die Richtung Hannover hinter Bad Oeynhausen die Bestandstrasse verlässt und dann auf eine Gleisvariante einfädelt, die zunächst entlang der Autobahn 2 (A2) geführt wird. Lesen Sie auch: Alle Trassen führen durch Herford &bdquo;Die Idee ist vor drei bis vier Jahren aufgekommen“, erläutert Dippert. Das Bahnzentrum Bielefeld habe diese Variante im Auftrag des VCD erstellt. &bdquo;Wir sind sicher, dass das einer Prüfung standhält“, betont Dippert. Der Vorteil dieser Lösung aus Fahrtrichtung Bielefeld: &bdquo;Man bleibt bis Bad Oeynhausen im Bestand.“ Der aktuelle Nachteil: Diese Variante würde die Fahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld auf 36 Minuten verlängern, weshalb sie vom VCD auch Deutschlandtakt 5plus genannt wird. &bdquo;Es kann nicht sinnvoll sein, alle Varianten auf 31 Minuten zu begrenzen“, ist die Meinung der VCD-Experten. Allerdings müsse, um eine solche Variante in die konkrete Planung der DB Infra Go aufnehmen zu können, das entsprechende Bundesgesetz für diese Baumaßnahme geändert werden. Auch müsse eine rechtliche Grundlage für die Führung einer Bahntrasse in Nachbarschaft zur A2 geschaffen werden. Dies sei aber bei der Neubautrasse der Bahn zwischen Frankfurt und Köln ebenfalls möglich gewesen, so die VCD-Experten. Bei entsprechendem politischen Willen sollte beides aus ihrer Sicht keine unüberwindbare Hürde darstellen. Lesen Sie auch: Bahn stellt zwölf Varianten für Trasse Hannover-Bielefeld vor Bequeme Umstiege in Hannover nicht möglich &bdquo;Wir machen sehr viel Mut, über eine solche Lösung nachzudenken“, sagen Niemann und Dippert übereinstimmend. Das gelte, auch wenn aufgrund der etwas längeren Fahrzeit zwischen Bielefeld und Hannover bestimmte Umstiege in der niedersächsischen Landeshauptstadt in einen ICE Richtung Magdeburg und Dresden bei einer Umsetzung der 5plus-Lösung nicht erreicht würden. Es gebe als Alternative eine direkte, zweistündliche Alternative, einen Intercity zwischen Bielefeld und Dresden. Lesen Sie auch: Bahntrasse Hannover-Bielefeld: Debatte braucht jetzt Rückkehr zur Sachlichkeit Man wolle seitens des VCD die Debatte um die Ertüchtigung der Trasse Hannover-Bielefeld aber inhaltlich konstruktiv begleiten und vorantreiben, weil der Handlungsbedarf grundsätzlich unstrittig sei. Der derzeit zweigleisige Abschnitt der Bahntrasse zwischen Minden und Wunstorf sei &bdquo;ein europaweit bedeutsames Nadelöhr“, so Dippert. Der VCD trete deshalb &bdquo;Vehement dafür ein, diesen Engpass aufzulösen“. Um seine Vorstellungen der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, lädt der VCD Minden-Lübbecke/Herford für Donnerstag, 14. November, von 18 bis 19 Uhr zu einer Infoveranstaltung ins Elsbachhaus ein. Titel: &bdquo;Klimabahn OWL. Ein Bahnprojekt Bielefeld-Hannover ohne Flächenfraß“. Als Hauptredner wird Holger Busche von Scientists for Future ein Impulsreferat halten. Die Trassenidee Deutschlandtakt 5 plus des VCD erläutert im Anschluss Gutachter Jan Thies vom Bahnzentrum Bielefeld. Die VCD-Veranstaltung ist bewusst im Umfeld des Infomarktes der DB Infra Go geplant, die am selben Tag von 17 bis 20 Uhr im Marta über ihren Stand der Planungen informiert und zeigen will, wie sie Linien-Korridore am Computer entwickelt.

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