Bahn-Projekt Hannover-Bielefeld verschlingt bislang 24 Millionen Euro

Bad Oeynhausen. Noch hat niemand auch nur einen einzigen Schotterstein angefasst, geschweige denn eine Schaufel in die Hand genommen und mit dem Gleisbau begonnen. Von der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke der Deutschen Bahn gibt’s bislang keine verlässliche Schätzung der Baukosten - es gibt bloß zwölf Vorschläge für die Streckenführung quer durch Ostwestfalen-Lippe. Und doch haben genau diese Planungen bereits 24 Millionen Euro Kosten verursacht. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf Anfrage des heimischen Bundestagsabgeordneten Jens Teutrine (FDP) hervor. Das Bahn-Projekt &bdquo;Hannover-Bielefeld“ soll eine Trasse für den Deutschlandtakt entwerfen, die Fahrtzeiten von 31 Minuten zwischen beiden Großstädten ermöglicht. Das ist der Planungsauftrag des Verkehrsministeriums von 2020. Etwa zwölf Planungsingenieure arbeiten daran seit Januar 2021, die Bahn hat zahlreiche Veranstaltungen zur Beteiligung der Öffentlichkeit organisiert und mehrere Gutachter beschäftigt. Der Bundestagsabgeordnete Jens Teutrine weiß um diesen Aufwand und sagt: &bdquo;Ich halte die Planungen für Steuergeldverschwendung.“ Er fordert einen &bdquo;sofortigen Planungsstopp“, weil das Projekt absehbar immer teurer werde, die Bahn aber ihr eigentliches Ziel - die Pünktlichkeit - verfehle. Die Kritik an dem Großbau-Projekt reißt auch abseits der Politik nicht ab. Vor wenigen Tagen haben sich die Naturschutzverbände in OWL und Südniedersachsen in einer gemeinsamen Erklärung gegen sämtliche zwölf Trassenvorschläge ausgesprochen. Sie stellen fest, dass die Bahn &bdquo;ungeachtet der Kritik den Auftrag ungehindert weiterverfolgt“. Die Politik scheine nach dem Ende der Ampelkoalition &bdquo;zur Untätigkeit verdammt“. .responsive23-5h8fnJhULhFlydER-map-bahntrasse-bielefeld-hannover { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-5h8fnJhULhFlydER-map-bahntrasse-bielefeld-hannover { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-5h8fnJhULhFlydER-map-bahntrasse-bielefeld-hannover { padding-top: 142.86%; } } Warten auf das Ergebnis der Bundestagswahl Die Naturschutzverbände sehen in dem Bahnprojekt einen &bdquo;unauflösbaren Zielkonflikt“ zwischen Natur- und Klimaschutz. Sie favorisieren stattdessen den Ausbau der Bestandsstrecke ohne Hochgeschwindigkeitsplanungen. Der Eisenbahnverkehrspolitiker Mathias Gastel (Grüne), zugleich Aufsichtsrat der mit dem Netzbau betrauten Bahn-Infrastrukturgesellschaft &bdquo;InfraGo“, will dagegen den Deutschlandtakt weiterentwickeln und gesetzlich verankern. Die Bundestagswahl bestimmt offenbar nicht nur die Agenda der Naturschutzverbände, sondern auch den Terminkalender des Projektteams der Deutschen Bahn. Derzeit sind in dem öffentlich einsehbaren Bereich keine weiteren Info-Termine, Workshops oder Plenum-Besprechungen angesetzt. Im Überblick: Alle Infos zur ICE-Trasse auf unserer Themenseite Der Kalender fürs laufende Jahr ist noch leer. Allerdings stehen die Planer in der Pflicht, die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung und die Vorschläge von Bürgern zu Trassenführungen in ihren weiteren Planungen zu berücksichtigen. Über eine digitale Karte konnten Bürger auf der Internetseite des Projekts selbst eine Eisenbahntrasse zwischen Hannover und Bielefeld entwerfen. In ihrer Erklärung weisen die Naturschutzverbände auf die absehbare Zerstörung von Naturschutzgebieten, geschützten Biotopen sowie Wasserschutz- und Heilquellenschutzgebieten und die negativen Auswirkungen auf das globale Klima durch den erwarteten Brücken- und Tunnelbau im Ravensberger Hügelland. Für Tempo 300 fehlen der Bahn die Fahrzeuge Außerdem führen die Verbände noch einmal alle bekannten Argumente gegen Tempo 300 auf und sprechen sich stattdessen für den Ausbau eines widerstandsfähigen Netzes wie im Bahnzentrum-Gutachten aus. Das womöglich wichtigstes Gegenargument der Kritiker ist die 31-Minuten-Fahrzeitvorgabe des Verkehrsministeriums für die Strecke Hannover-Bielefeld. Nach Lage der Dinge ist das bestenfalls die halbe Wahrheit. Das eigentliche Ziel des bisherigen Deutschlandtakt-Entwurfs, der noch zu Zeiten von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ausgedacht wurde, ist ein Stundentakt mit Tempo 300 zwischen Hannover und Hamm. Bielefeld gilt im Hochgeschwindigkeitsnetz bloß als Stopover an der Milchkanne. Um diesen Takt zu verwirklichen, müsste aber auch die viergleisig ausgebaute Eisenbahntrasse zwischen Bielefeld und Hamm - sie war in den 1990er Jahren Teststrecke für den damals nagelneuen ICE - teilweise abgerissen und neu gebaut werden. Die vielen Bahnhöfe an der Strecke stören. Züge mit Tempo 300 dürfen nicht direkt an Bahnsteigen vorbei rauschen. Schädlicher Klimagasausstoß und höhere Baukosten Je nachdem, welche der bislang zwölf Trassenvarianten von der Bahn zur Grundlage der genaueren Planungen genommen wird, müssten zudem zahlreiche Tunnel und Brücken in Ostwestfalen-Lippe und Südniedersachsen gebaut werden. Das bedeutet nicht nur ein Vielfaches an schädlichem Klimagasausstoß, sondern auch eine Vervielfachung der Baukosten. Mehr zum Thema: &bdquo;Katastrophale Kommunikation“: Bahn stellt zwölf Varianten für Trasse Hannover-Bielefeld vor Die Naturschutzverbände gehen aber bis ins Detail und haben sich zudem die Fahrzeuge der Deutschen Bahn angeschaut, die in den nächsten Jahren die geplanten Hochgeschwindigkeiten fahren sollen. Derzeit erreichen Intercityexpresszüge (ICE) demnach bloß Tempo 265. Die Ausschreibung zum Bau des neuen ICE 5, der auch Tempo 300 fahren soll, sei dagegen mangels Angebot abgebrochen worden, so die Verbände und schließen ihre Erklärung mit diesen Worten: &bdquo;Es sollte die Frage erlaubt sein, ob diese Geschwindigkeit vor diesem Hintergrund überhaupt sinnvoll ist oder zu stark überhöhten Kosten führt.“

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