Fünf Vorschläge für neue ICE-Trasse zwischen Bielefeld und Hannover

Bielefeld. Für die einen ist es ein großer Schritt in Richtung Verkehrswende, für die anderen ein Milliardengrab. Mit dieser Begleitmusik ist der Planungsauftrag des Bundes für eine neue Schnellzugverbindung zwischen Bielefeld und Hannover kommentiert worden. Das Ziel der Verbesserungen der Infrastruktur ist klar umrissen durch die Vorgaben des von der Bundesregierung politisch beschlossenen Deutschlandtakts, dem Fahrplan der Zukunft. Es heißt: In vier Stunden von Bonn nach Berlin, eine Zeit, die dem Flugverkehr auf dieser stark frequentierten Verbindung unmittelbar Konkurrenz machen würde. Der Nebeneffekt: Die Fahrzeit von Bielefeld nach Hannover würde sich von derzeit 48 auf künftig 31 Minuten reduzieren. Doch der Blick über den Tellerrand lohnt, wie Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, erklärt: &bdquo;Der Ausbau der Strecke Hannover – Bielefeld mit kürzeren Fahrzeiten und höheren Kapazitäten ist nicht nur ein zentrales Projekt für den Deutschlandtakt, sondern auch für die schnellen Verbindungen auf der Achse zwischen Warschau, Berlin, Amsterdam, Brüssel und Paris. Ich begrüße es daher sehr, dass die DB AG nun die Planungen beginnt." Doch auch Ferlemann weiß, dass eine neu zu bauende ICE-Strecke in Ostwestfalen-Lippe wie auch im Schaumburger land auf viel Gegenwind trifft. Deshalb ergänzt der Staatssekretär, es sei &bdquo;vor allem wichtig, den Dialog gemeinsam mit der Region und allen Betroffenen für eine zügige Umsetzung dieses wichtigen Projektes intensiv zu führen. Auch die Interessen der Region für schnelle Anbindungen über die Taktknoten müssen gewährleistet werden." Hintergrund: Der künftige Deuschlandtakt bedeutet, dass der Zugverkehr immer zu denselben Taktzeiten an bestimmten Knotenpunkten ankommt. Umstiege sollen zuverlässiger erreicht werden, als es aktuell der Fall ist. Auch der Nahverkehr soll von dem Bau einer neuen Schnellzugtrasse profitieren, da für ihn auf den alten Trassen dann mehr Fahrzeiten zur Verfügung stünden. Doch die nun konkret von der Deutschen Bahn vorgeschlagenen fünf Fernzugtrassen-Varinaten sind teils aufwendige Projekte. Variante 1 ist mit einem Kostenrahmen von 1,9 Milliarden Euro vergleichsweise günstig. Das geht aus Unterlagen der DB hervor, die dieser Zeitung vorliegen. Neue Ortsumfahrungen für Wunstorf, Bückeburg und Minden sowie zusätzliche Gleise zwischen Lindhorst und Echtorf ermöglichen eine erhöhte Fahrgeschwindigkeit von 230 km/h. Hinzu kommt ein moderater Ausbau der Bestandsstrecke zwischen Porta Westfalica und Bielefeld. Nachteil: Diese Lösung ermöglicht nur eine Fahrzeit von 40 Minuten zwischen Bielefeld und Hannover, also nicht die vom Deutschlandtakt geforderten 31 Minuten. Variante 2 sieht den Bau zweier neuer Gleise in Bündelung mit der Autobahn 2 zwischen Seelze und Brake vor. Dies erlaubt eine Fahrzeit von 31 Minuten. &bdquo;Aufgrund dieser Trassenführung wird der dicht besiedelte Raum zwischen Minden und Porta Westfalica vermieden", heißt es in dem Planvorschlag. Die Gesamtkosten hier liegen allerdings bei 5,9 Milliarden Euro. Variante 3 nutzt bis Bad Oeynhausen die Alttrasse und geht danach in eine Neubaustrecke Richtung Hannover über. Die Kosten liegen hier bei 5,5 Milliarden Euro, die Fahrzeit liegt bei 34 Minuten, also auch über den Vorgaben. Variante 4 sieht nicht, wie Variante 3, einen umfassenden Ausbau des viergleisigen Abschnitts zwischen Brake und Bad Oeynhausen vor. Die Kosten reduziert dies auf 4,5 Milliarden Euro. Die Fahrzeit steigt wieder auf 37 Minuten. Variante 5 sieht eine zweigleisige Neubaustrecke zwischen Brake und Seelze vor, die ein Tempo von bis zu 300 km/h ermöglicht. Sie enthält Tunnelabschnitte von insgesamt 17,6 Kilometer Länge. Die Kosten sind mit 4,9 Milliarden Euro den Planern zufolge besonders günstig, wenn man berücksichtigt, dass auch hier die geforderte Fahrzeit von 31 Minuten zwischen Bielefeld und Hannover erreicht wird. Entttäuschung über Planungen Rainer Engel, stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn OWL, begrüßt den Planungsauftakt des Bundes für dieses erste große Projekt des Deutschlandtakts. &bdquo;Damit zeigt die Bundesregierung, dass es ihr mit einem zielgerichteten Ausbau des Bahnsystems ernst ist. Erstmals ist gesetzlich vorgeschrieben, dass die Bürger früh im Planungsverfahren angehört werden." &bdquo;Es kommt jetzt darauf an, dass im Planungsverfahren die Variante ausgewählt wird, die die geringsten Eingriffe in die Natur und Ökologie erfordern und dabei den größten verkehrlichen Nutzen erbringen", fügt Engel hinzu. Eine Verkürzung der Fahrzeit zwischen Bielefeld und Hannover &bdquo;ist von großer Bedeutung für Ostwestfalen-Lippe und im europäischen Rahmen", ist Engel überzeugt. Die SPD-Bundestagsabgeordneten Wiebke Esdar, Achim Post, Stefan Schwartze und Marja-Liisa Völkers zeigen sich in einer Erklärung von den Planungen enttäuscht. &bdquo;Wir brauchen kein Milliardengrab, sondern eine finanzierbare, umweltverträgliche und für die Menschen vor Ort sinnvolle Strecke", fordern sie. Ein trassennaher Ausbau sei am kostengünstigsten und umweltverträglichsten.

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