Hamburg (epd). Jeder zweite Beschäftigte geht einer Studie zufolge krank zur Arbeit. Die einen tun dies manchmal, andere häufig oder sogar sehr häufig, wie die Techniker Krankenkasse (TK) mitteilte.
Dabei gehen Frauen mit 56 Prozent trotz Erkrankung häufiger ihrem Job nach als Männer (47 Prozent), wie aus der gemeinsamen Studie der TK und des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG, Konstanz) hervorgeht. Besonders junge Menschen (unter 29) neigen dazu. 75 Prozent ihrer Altersklasse geht krank zur Arbeit. Die Zahl sinkt nach Alter auf 65,8 Prozent bei 50-Jährigen (und älter).
Für die Analyse wurden zwischen 2018 und 2021 mehr als 11.000 Beschäftigte aus 43 Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen befragt.
Überstunden und Zeitdruck
„Wenn Mitarbeitende trotz Krankheit arbeiten, kann das nicht nur für sie selbst negative Folgen haben, sondern auch für das Unternehmen. Krankheiten werden verschleppt, Kolleginnen und Kollegen angesteckt und es passieren mehr Fehler", warnt Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK.
Die Studienergebnisse zeigen: Wer viele Überstunden macht oder generell unter Zeitdruck steht, geht häufiger krank zur Arbeit. Nach der Befragung macht ein Drittel der Beschäftigten oft oder immer Überstunden, knapp 40 Prozent haben oft oder immer zu wenig Zeit, um ihre beruflichen Aufgaben zu erledigen.
In diesem Zusammenhang geben vier von zehn Angestellten an, sie könnten ihre Aufgaben nur manchmal, selten oder sogar nie beeinflussen. Dabei gelte die Möglichkeit, Einfluss auf die eigene Arbeit nehmen zu können, als Schlüsselfaktor für eine hohe Arbeitszufriedenheit, teilte die TK mit.
Fehlendes Feedback von der Führungsebene
„Auch beim Thema Führung gibt es für die Unternehmen noch Potenzial", sagte Utz Niklas Walter, Leiter des IFBG. So gaben fast 40 Prozent der Befragten an, nie, fast nie oder selten von ihren Führungskräften Feedback zur Qualität ihrer Arbeit zu bekommen, rund 30 Prozent sagen, dass ihre Arbeit wenig Wertschätzung von der Führungskraft erfährt.
Dabei trägt Wertschätzung laut Walter dazu bei, dass Mitarbeitende ihre Arbeit als sinnstiftend empfinden. „Wir sehen in den Ergebnissen, dass diese Führungsfaktoren Beschäftigte nicht nur zufriedener machen, ihr Gesundheitszustand ist auch besser", fügte er hinzu.
Die Befragungsergebnisse zeigen nach den Angaben außerdem: Äußere Faktoren wie die Gestaltung des Arbeitsplatzes spielen für viele Beschäftigte eine wichtige Rolle. Dabei seien lange Bildschirmzeiten der Hauptbelastungsfaktor am Arbeitsplatz.