Wichtig zu wissen

Mit leichter Erkältung zuhause bleiben? Antworten zur Corona-Impfung

Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben Fragen unserer User zur Schutzimpfung beantwortet.

Wer einen Schnupfen hat, aber kein Fieber, darf sich gegen Corona impfen lassen. | © picture alliance/dpa Themendienst

02.02.2021 | 02.02.2021, 16:03

Bielefeld. Die Telefone klingelten ununterbrochen während der zweistündigen nw.de-Telefonaktion mit dem Expertenteam der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema Corona-Impfung. Hier ein Überblick über die häufigsten Fragen und die Antworten des Expertenteams:

Enthalten die neuen Impfstoffe die Erbinformation des Coronavirus?
Die Impfstoffe enthalten lediglich Teile der Erbinformation des Virus in Form von Boten-RNA. Nach der Impfung nehmen einige wenige menschliche Körperzellen die Boten-RNA auf. Sie dient als Vorlage, um die Virusproteine selbst zu produzieren. Wichtig ist: Es wird nur ein Bestandteil des Virus gebildet. Ein komplettes, vermehrungsfähiges Virus kann nicht entstehen. Die neu gebildeten, ungefährlichen Virusproteine aktivieren das Immunsystem. Falls eine geimpfte Person später in Kontakt mit dem Coronavirus kommt, erkennt das Immunsystem den Erreger und bekämpft ihn.

Können die neuen RNA-Impfstoffe das menschliche Erbgut verändern?

Nein, die chemischen Strukturen der im Impfstoff verwendeten Boten-RNA und der DNA unterscheiden sich grundsätzlich. Ein Einbau von Boten-RNA in die DNA ist nicht möglich. Die Boten-RNA transportiert Informationen, um Virus-Proteine herzustellen, mit deren Hilfe die Impfwirkung erzielt wird. In 60 Jahren Forschung wurde noch nie beobachtet, dass Boten-RNA in den Zellkern eindringt und das Erbgut verändert. Wichtig: In fast allen Körperzellen befinden sich zu jedem Zeitpunkt Zehntausende Boten-RNA-Moleküle. Auch Schnupfenviren bringen regelmäßig Boten-RNA-Teile in die Körperzellen, ebenso wie das Coronavirus. Auch das hat keine Auswirkungen auf das Erbgut.

Wie können die neuen Impfstoffe sicher sein? Sie wurden so schnell zugelassen, dass bestimmt Prüfungen ausgelassen wurden.

In Deutschland werden generell nur Impfstoffe genehmigt, die sehr strenge Sicherheitsstandards erfüllen und umfangreichen klinischen Prüfungen unterzogen wurden. Die Sicherheitsprüfungen wurden für die Corona-Schutzimpfung insofern beschleunigt, als dass die klassischen Prüfschritte parallel und nicht zeitversetzt erfolgt sind. Dabei wurden aber keine Prüfschritte ausgelassen. In die Studien werden Zehntausende Personen einbezogen. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind bisher nicht gehäuft aufgetreten. Die Arzneimittel werden aber auch nach der Zulassung weiter überwacht.

Ich habe gehört, dass nur Gesunde für die Testimpfungen herangezogen wurden. Stimmt das?

Nein. Es wurden auch ältere Menschen sowie Risikopatienten mit bestimmten Vorerkrankungen oder Übergewicht in Prüfungen aufgenommen.

Meine Nieren arbeiten nicht mehr richtig. Ich muss zur Dialyse. Meine Tochter meint, deshalb hätte ich die Pflicht, mich impfen zu lassen.

Nein, kein Mensch ist gezwungen, sich impfen zu lassen. Zur Impfung wird geraten, da es sich beim Coronavirus um ein neuartiges, ansteckendes Virus handelt, das die teils lebensgefährlich verlaufende Krankheit COVID-19 verursacht. Das Risiko für einen ernsten Krankheitsverlauf steigt mit dem Alter und bei Vorerkrankungen, wie zum Beispiel Nierenerkrankungen. Auch jüngere Erwachsene und Personen ohne Vorerkrankungen können schwer erkranken.

Ist die Impf-Reihenfolge in Stein gemeißelt oder kann sich da noch etwas ändern?

Die Reihenfolge der Impfungen ist in einer Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums festgelegt, die auf der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) aufbaut. Die STIKO wird Impfquoten, Impfakzeptanz sowie Studien zur Impfeffektivität und -sicherheit permanent prüfen. Auf dieser Grundlage wird die Empfehlung regelmäßig angepasst. Auch wissenschaftliche Untersuchungen zum Erkrankungsrisiko und zu den Impfstoffen werden einbezogen.

Wenn ich nach der Impfung etwas Ungewöhnliches bemerke - wohin kann ich mich wenden?

Melden Sie sich am besten bei Ihrem Hausarzt. Für die Bewertung der Nebenwirkungen, eine Diagnose und Folgebehandlung ist er der Ansprechpartner. Selbst wenn die Symptome nichts mit der Impfung zu tun hätten, ist es wichtig, dass diese ärztlich beurteilt werden. Verdachtsfälle zu Nebenwirkungen werden sehr ernst genommen. Es wird so schnell wie möglich geklärt, ob es sich um eine zufällig auftretende Reaktion oder eine Nebenwirkung handelt. Oft ist es nur ein Verdacht, der sich nicht bestätigt. Gerne können Sie Nebenwirkungen zusätzlich beim Paul-Ehrlich-Institut über die Webseite www.nebenwirkungen.bund.de oder über die App des Instituts SafeVac 2.0 melden.

Für wen ist die Impfung nicht zugelassen?

Das sind Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. Außerdem Menschen, die an einer akuten Krankheit mit Fieber über 38,5°C leiden. Sie sollen erst nach Genesung geimpft werden. Eine Erkältung oder eine gering erhöhte Temperatur bis 38,5°C sind kein Grund, die Impfung zu verschieben. Bei einer Überempfindlichkeit gegenüber einem Impfstoffbestandteil sollte nicht geimpft werden. Deshalb muss man den Impfarzt vorher über Allergien informieren.

Mein Vater hatte sich schon mit Corona infiziert, zum Glück mit wenigen Beschwerden. Soll er sich trotzdem impfen lassen?

Das ist erst einmal nicht notwendig. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass man nach einer Covid-19-Erkrankung immun ist. Eine Impfung wäre für ihn aber auch nicht schädlich.

Was passiert, wenn man bei der Impfung einen derart kalten Impfstoff verabreicht bekommt?

Der Impfstoff wird lediglich bei minus 70°C aufbewahrt. Kurz vor der Impfung taut man ihn auf und verdünnt ihn mit einer schwachen Kochsalzlösung, die ein normale Kühlschrank- oder Raumtemperatur hat.

Für die Einteilung in die Impfgruppen schätzt man ab, ob ein Mensch schwer an Covid-19 erkranken könnte. Was hat mehr Gewicht: Vorerkrankung oder Alter?

Das Alter eines Menschen ist der wichtigste Risikofaktor für einen schweren oder sogar tödlichen Erkrankungsverlauf. Folgende Vorerkrankungen erhöhen das Risiko: Trisomie 21, chronische Nierenerkrankungen, Demenz, Herzinsuffizienz und Diabetes. Auch Organtransplantationen und ausgeprägtes Übergewicht können einen schweren Verlauf verursachen.

Kann ich meine Mutter wieder in den Arm nehmen, wenn sie geimpft wurde?

Leider werden Sie trotz Impfung noch eine Weile warten müssen. Immunität tritt je nach Impfstoff erst ein bis zwei Wochen nach der zweiten Impfung ein, und auch dann könnte Ihre Mutter das Virus noch übertragen. Die Schutzwirkung der Impfstoffe liegt sehr hoch bei bis zu 95 Prozent. Aber es gibt auch wenige Menschen, bei denen die Impfung nicht wirkt.

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