
Berlin. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, hat sich besorgt gezeigt, dass zuletzt ein Anstieg der Corona-Neuinfektionen auch unter jüngeren Menschen - "unter 15 Jahren" - beobachtet wurde. Auch die Zahl der wegen Covid-19 Behandelten auf den Intensivstationen sei zuletzt wieder leicht gestiegen.
"Die Fallzahlen haben sich seit einiger Zeit auf einem zu hohen Niveau eingependelt", sagte Wieler. Es gebe wieder mehr Ausbrüche in Kitas, auch 0-4-Jährige infizierten sich deutlich häufiger. Es gebe "Hinweise", dass das mit der britischen Corona-Variante B.1.1.7 zusammenhänge, aber noch keine Belege. Der generelle Anstieg bei den Neuinfektionen hänge aber nicht mit einem Mehr an Tests zusammen.
Der Kampf gegen die Pandemie sei ein Marathon: "Wir befinden uns im letzten Drittel - und das ist bekanntermaßen besonders anstrengend. Auch weil jetzt noch ein Wettlauf mit den Varianten hinzugekommen ist."
Impfungen bei Hausärzten "entscheidender Schritt"
Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Pandemielage in Deutschland als weiter angespannt bezeichnet. "Wir müssen uns noch auf einige sehr herausfordernde Wochen einstellen", sagte Spahn. Große Hoffnungen setze er auf die spätestens ab Mitte April vorgesehene Einbeziehung der Hausärzte bei den Corona-Impfungen. "Der Wechsel in die Arztpraxen ist ein entscheidender Schritt." Dies sei der Grundstein, um in der Impfkampagne "deutlich" an Geschwindigkeit gewinnen zu können.
Nach einer neuen Verordnung dürfen auch Haus- und Betriebsärzte Impfungen vornehmen. Das soll bundesweit flächendeckend ab Mitte April der Fall sein, wenn der von den Lieferanten zugesagte Impfstoff zur Verfügung steht. Spahn stellte am Freitag klar, dass neben dem Impfen in den Praxen die Impfzentren bis auf weiteres weiter betrieben werden sollen. Allerdings sei der Wechsel in die Praxen ein „entscheidender Schritt", um das Impftempo zu erhöhen.
Richter-Scheer: "Anfang April, am liebsten noch früher"
Seine von Ärztevertretern in den vergangenen Tagen kritisierte Zurückhaltung beim Zeitplan begründete Spahn mit Unsicherheiten bei der Logistik. Die Einbeziehung der Arztpraxen bei den Impfungen sei ein „sehr, sehr großer Schritt". „Wenn 50.000 Arztpraxen mitmachen, 20 Dosen die Woche, sind schon eine Million Dosen", rechnete der Minister vor. Und 20 Dosen würde gerade einmal für eine Impfsprechstunde reichen.
Wenn deutlich mehr Impfstoff als erwartet früher geliefert werden würde, „werden wir den Schritt auch früher gehen können", sagt Spahn. Doch wisse man noch nicht von allen Lieferanten abschließend alle Lieferdaten für April.
Anke Richter-Scheer, Vorstandsmitglied im Hausärzteverband Westfalen-Lippe und Leiterin des Impfzentrums im Kreis Minden-Lübbecke, warb dafür, die Praxen so schnell wie möglich in die Impfkampagne einzubeziehen und sprach von „Anfang April, am liebsten noch früher". Indes blieben die Impfzentren sinnvoll, um dort zum Beispiel Angehörige bestimmter Berufsgruppen wie Lehrkräfte und Kita-Personal zu impfen. „Die können wir in den Hausarztpraxen alleine nicht schaffen", sagte Richter-Scheer.
Im Saarland erreichte der Anteil der in Südafrika festgestellten, aggressiveren Coronavirus-Mutante nach Angaben von Gesundheitsminister Jens Spahn inzwischen einen Anteil an den Infektionen von bis zu 15 Prozent. Diese Virus-Variante hatte sich zuvor in der grenznahen französischen Region Moselle ausgebreitet.
Mit Informationen von epd.