
Berlin. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben sich auf ein Verfahren zur Einbeziehung der Arztpraxen bei den Corona-Impfungen geeinigt. In dem Beschluss der Fachminister, der durch eine Konferenz der Länderchefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bestätigt werden soll, ist allerdings kein konkretes Datum genannt. Es heißt nur, spätestens in der Woche vom 19. April an solle mit der routinemäßigen Impfung in den Praxen begonnen werden. Bund und Länder hatten bei ihren Beratungen am 3. März den Beginn für Ende März/Anfang April in Aussicht gestellt.
Konkret sieht die Einigung folgendes Verfahren vor: Im April sollen die über 400 Impfzentren in den Ländern wöchentlich 2,25 Millionen Impfdosen erhalten. Alle darüber hinaus von den Herstellern gelieferten Mengen werden dann über den Pharmagroßhandel und die Apotheken an die Arztpraxen geliefert, wo sie routinemäßig verimpft werden sollen. Ziel sei es, damit „frühestmöglich" zu beginnen, aber spätestens in der Woche vom 19. April an. „Sollten es die noch zu konkretisierenden Liefermengen der Hersteller für April zulassen, soll früher begonnen werden", heißt es in dem Beschluss. Einzelne Länder können allerdings auch ausscheren und erst später mit dem Impfen in den Praxen beginnen. Das müssen sie bis 19. März entscheiden.
Zur Frage der Impfreihenfolge heißt es in dem Beschluss, auch für die Arztpraxen gelte als Grundlage die Priorisierung nach der Impfverordnung. Im April seien die Praxen aufgefordert, schwerpunktmäßig immobile Patientinnen und Patienten zu Hause sowie Personen mit Vorerkrankungen zu impfen, die mit einem hohen Risiko im Falle einer Sars-CoV-2-Infektion verbunden sind.
Zahnärzte wollen beim Impfen helfen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte, eine Priorisierung sei generell auch weiterhin notwendig. „Menschenleben retten ist keine Bürokratie", sagte er. Der CDU-Politiker fügte jedoch hinzu: „Ich habe ein sehr hohes Vertrauen in die Ärztinnen und Ärzte, dass sie zuerst diejenigen Patienten impfen werden, die auch am meisten gefährdet sind."
Über das konkrete Vorgehen hatte es zunächst Streit gegeben. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen wollten einzelne Länder den Beginn der Impfung in den Praxen auf Ende April verschieben. Sie befürchteten dem Vernehmen nach, dass die Impfzentren nicht mehr ausreichend mit Impfstoff beliefert werden. Der Bund drang aber darauf, frühzeitig zu beginnen.
Kassenärzte-Chef zweifelt Zeitplan schon an
Den Angaben zufolge werden ab April aufsteigend zwischen drei und fünf Millionen Impfdosen pro Woche erwartet. In den Impfzentren werden derzeit rund 250. 000 Menschen pro Tag geimpft – das sind 1,75 Millionen Impfungen pro Woche. Die Kapazität der Praxen ist deutlich höher: Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) stehen für das Impfen 50 .000 Haus- und Facharztpraxen bereit. Sie könnten pro Woche rund fünf Millionen Menschen immunisieren. Wenn es genug Impfstoff gibt und alle von der EU bestellten Vakzine auch zugelassen werden, könnte es nach Modellrechnungen der KBV gelingen, bis zum 18. Juli die gesamte Bevölkerung einmal zu impfen. Die Zweitimpfung wäre demnach bis zum 8. August zu schaffen.
Der Vorstandsvorsitzende der KBV, Andreas Gassen, zweifelt den Zeitplan schon jetzt an. "Ich würde da im Moment sehr vorsichtig sein", sagt Gassen im ZDF. Da der Impfstoff zunächst prioritär an die Impfzentren der Länder gehen solle, sehe er die Haus- und Fachärzte im April eher nicht im Impfgeschehen, weil sie zu wenig Impfstoff bekommen würden. "So dass wir auf diese Ressourcen wohl erst im Mai zurückgreifen dürften und es bei dem bisherigen Impftempo bleiben dürfte."
Bisher erst 3,1 Prozent mit vollständigem Impfschutz
Auch die Zahnärzte wollen beim Impfen helfen. „Mit ihrer Expertise und Fachkompetenz hat die Zahnärzteschaft schon frühzeitig ihre Unterstützung bei Test- und Impfmaßnahmen angeboten. Das Angebot gilt weiterhin", sagte der Chef der Kassenzahnärzte, Wolfgang Eßer, dieser Redaktion.
Bis Mittwoch sind laut Gesundheitsministerium 2,6 Millionen Menschen in Deutschland vollständig geimpft worden. Das sind 3,1 Prozent der Bevölkerung. 5,55 Millionen Menschen haben mindestens eine Impfdosis erhalten.