Paderborn

Teilsperrung des inneren Rings? Verkehrsclub kritisiert Mobilitätskonzept

Der VCD mit seiner Paderborner Bundesvorsitzenden Kerstin Haarmann sieht beim IMOK noch viel Verbesserungspotenzial.

Der ÖPNV und das Radwegenetz - das Foto zeigt den Le-Mans-Wall - sind zwei Punkte, bei denen es aus Sicht des Verkehrclubs Deutschland in Paderborn noch Luft nach oben gibt. | © Lena Henning

06.05.2022 | 06.05.2022, 03:00

Paderborn (nw/hko). Am Integrierten Mobilitätskonzept (IMOK) der Stadt Paderborn gibt es noch viel nachzubessern. Dieser Meinung ist der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Kreisverband OWL mit der Bundesvorsitzenden Kerstin Haarmann aus Paderborn, die zugleich Mitglied im IMOK-Projektbeirat für den VCD OWL ist. In einer umfangreichen Stellungnahme kritisiert sie das IMOK. So würden in vielen Bereichen statt konkreter Einzelmaßnahmen weitere theoretische Konzepte wie etwa Fußverkehrs- und Radverkehrskonzepte gefordert.

Positiv sei ein erstmals erhobener guter Gesamtüberblick über die Mobilitätssituation in Paderborn (außer Güterverkehr) mit wichtigen Einzelerkenntnissen. Allerdings stehe das IMOK nicht in Einklang mit der notwendigen CO2-Einsparung zum Erreichen der Pariser Klimaziele.

Es fehlten abgeleitete konkrete Einsparziele. Deshalb seien die angestrebten Änderungen und Maßnahmen zum Erreichen von Änderungen im Modal Split, also in der Aufteilung der verschiedenen Verkehrsmittel am Gesamtaufkommen, ungenügend.

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Dies gelte für den ÖPNV, wo die Anbindung aller Stadtteile an die Innenstadt noch immer zu lange dauere. Und was den Kfz-Verkehr betrifft, so sieht der VCD eher Bestandserhalt statt Transformation.

Die Reduzierung der Verkehrsmenge sei ungenügend und betrage an den Hotspots lediglich zehn Prozent bis 2035. „Die Maßnahmenbereiche Parkraummanagement, sichere Geschwindigkeit, Zufahrtbeschränkung sind so unbestimmt gehalten, dass man nichts daraus ableiten kann“, erklärt Haarmann.

Teilsperrung des inneren Rings

Eine erkennbare Lenkung der Pendler- und Besucherströme, etwa durch die systematische Ausweisung von Pendler-Parkplätzen oder P+R Systemen mit dicht getaktetem Innenstadtanschluss sei nicht erkennbar. Eine dringend erforderliche Verbesserung der Bahnanbindung werde wegen des ländlichen Einzugsgebiets mit wenigen Bahnhaltepunkten nicht ausreichen.

Mit Ausnahme der vorgeschlagenen Teilsperrung des inneren Ringes (Friedrichstraße) für den Kfz-Verkehr gebe es aus Haarmanns Sicht keine ausreichenden sogenannten Push-und-Pull-Maßnahmen, um attraktive, sichere, gerechte und barrierefreie Straßen- und Lebensräume zu schaffen. Zeithorizonte für Maßnahmen seien generell zu lang gestreckt, so dass sie nicht passten, um die Klimaziele zu erreichen.

Pop-up-Radwege und Tempo-30-Zonen

Der VCD benennt vier Ziele, die für ihn für eine klima- und menschenfreundliche Mobilität notwendig sind: Anwohnende, Kinder und Flaneure zuerst und erst danach Durchgangsverkehr, Vorfahrt für den Umweltverbund (ÖPNV, Zufußgehende und Radfahrende); Pendlerinnen und Besucher möglichst umweltfreundlich in die Innenstadt locken sowie eine schnelle statt langwierige Konzeption.

Als sofortige und mittelfristige Maßnahmen schlägt Haarmann unter anderem Pop-up-Radwege – sowie auch Pop-up-Gehwege – vor, um schnellstmöglich mehr sicheren Radverkehr zu ermöglichen. Wo es geht, sollten Tempo-30-Zonen – auch zum Lärmschutz – eingerichtet werden. Zum Punkt Radwegenetz und Radabstellanlagen sollten die Vorschläge der Rad-Initiative Paderborn umgesetzt werden.

Notwendige Taktverdichtung

Parkstreifen sollten aufgehoben werden, um Platz für Radwege zu schaffen. Zudem sollten zehn Prozent der Kfz-Stellplätze in Radabstellanlagen umgewandelt werden. Betroffene Anwohner erhielten dann Kfz-Parkplätze in nahen Parkhäusern.

Schließlich sei eine ÖPNV-Offensive mit einer deutlichen Taktverdichtung und neuen Busspuren nötig. Dies ist jedoch Bestandteil des Padersprinter-Zukunftskonzepts und des IMOK, mit dem Bau der neuen Zentralen Omnibus-Haltestelle an der Westernmauer entsteht dafür gerade ein wichtiges Element der Infrastruktur.