Radfahrer bekommen in Paderborn auf wichtigen Straßen mehr Platz

Paderborn. Mehr Platz für Fahrräder, weniger für Autos: Auf der Detmolder Straße stehen nach den jüngsten Veränderungen im mittleren Bereich auch für den innenstadtnahen Teil bis zur Einmündung Schäferweg Veränderungen an. Allerdings erst mit Beginn des späten Frühjahrs 2022. Dann nämlich soll dort sowohl stadtaus- wie stadteinwärts ein zwei Meter breiter sogenannter Erprobungsradweg eingerichtet werden. Diesen Grundsatzbeschluss fasste jetzt der Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität des Stadtrates bei zwei Gegenstimmen. Zweispurig vor dem Bahnübergang ist nicht erlaubt In die konkrete Planung einbezogen werden soll jedoch nach Angaben von Margit Hoischen, Leiterin des Straßen- und Brückenbauamtes, nicht nur wie beantragt der Bereich ab dem Bahnübergang, sondern auch schon der davor ab der Kreuzung Detmolder Straße/Nordstraße/Penzlinger Straße. Bereits dort müsse eine klare Führung her, auch wegen der Busse, so Hoischen. Dass in diesem Abschnitt vor allem vor niedergelassenen Schranken die breite, aber nicht unterteilte Fahrbahn zweispurig genutzt werde, sei gar nicht zulässig; Überholen am Bahnübergang ziehe genau genommen sogar ein hohes Verwarngeld nach sich. Auch in Spitzenzeiten sehen die Verkehrsplaner und die Verwaltung die sich durch eine Einspurigkeit womöglich ergebende Stausituation unkritisch. Hoischen sprach von Wartezeiten zwischen 30 und 45 Sekunden. Für die ausgeschriebenen Markierungsarbeiten habe sich aber bisher nur eine Firma beworben. Hoischen: "Also wird das in diesem Jahr eher nichts mehr. Ein Vorlauf bis Mai/Juni nächsten Jahres müsste schon sein." Für einen Start mit Anfang des nächsten Sommers plädierte auch Petra Eichstaedt (CDU). Das habe den Vorteil, dass in den Sommerferien zunächst weniger Autos unterwegs seien. Wenn es darum gehe, mit dieser neuen Einteilung vormals vierspuriger Autostraßen Erfahrungen zu gewinnen, dann bleibe derzeit in Paderborn nur die Detmolder Straße. Auch Franz-Josef Henze (SPD) drückte seine Hoffnung aus, durch den Versuch neue Erkenntnisse zu gewinnen - zum Beispiel darüber, wohin sich der Autoverkehr verlagert. "Wir möchten, dass die Leute ins Denken kommen und für manche Wege auch mal das Rad oder den Bus nehmen. Aber natürlich wird es auch immer Menschen geben, die auf ihr Auto angewiesen sind", sagte Ulrich Möhl (Grüne). Wie sicher wird der neue Radweg? Seiner Anregung, durch bauliche Trennung von der Autospur die Radwege sicherer zu machen, widersprach die Leiterin des Straßen- und Brückenbauamtes jedoch mit dem Hinweis auf den zunächst provisorischen Charakter und die in den nächsten Jahren dann ohnehin vorgesehene Neuplanung der Detmolder Straße. Auch sprächen die zahlreichen Einfahrten und Bushaltestellen dagegen. Eine farbliche Markierung der Radwege, die Henze ins Gespräch brachte, sei wegen der anfallenden Kosten nicht geplant. Andreas Siegmund (Die Fraktion) plädierte mit dem Blick auf Regelungen in den Niederlanden ebenfalls für eine solche Trennung, weil sonst der Sicherheitsabstand von 1,50 Metern zu Lastern oder Bussen womöglich nicht eingehalten werden könne. Dann dürfe eben nicht überholt werden, so Hoischen. Ebenfalls gegen die Pläne stimmte Alexander Lex (AfD). Er wies darauf hin, dass es an der Detmolder Straße bereits Weg gebe, die von Radfahrern und Fußgängern gemeinsam genutzt werden. Schutzstreifen an der Wollmarktstraße Der AfD-Vertreter stimmte auch als einziger gegen die Pläne, auf der südlichen Seite der Wollmarktstraße einen 1,50 Meter breiten Schutzstreifen für in Richtung Stadtmitte fahrende Radfahrer einzurichten. Die dort bisher parkenden Autos sollen auf die Nordseite verwiesen werden, an der ein Werk von Benteler Steel Tube liegt. Gefragt wurde, warum der dort entlang führende Gehweg nicht auch teilweise zu Parkzwecken genutzt werde (Petra Eichstadt, CDU) oder ob nicht eher Tempo 30 angemessen sei (Burak Öniz, Für Paderborn, und Andreas Siegmund, Die Fraktion). Johannes Lackmann (Volt/FBI) schlug als nahe liegende Lösung einen in beide Richtungen führenden Radweg an der Nordseite vor. Radverkehr gegen die Fahrtrichtung von motorisierten Fahrzeugen sei hier grundsätzlich nicht möglich, verwies Claudia Warnecke, Technische Beigeordnete der Stadt, auf die Straßenverkehrsordnung. Auch habe man sich als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte in NRW (AGFS) dazu verpflichtet, Geh- und Radwege grundsätzlich von Fahrzeugen frei zu halten. Auf den Einwand von Anke Zillmann (FDP), die Einmündungen und Ausfahrten auf der Südseite stellten eine Gefahr für die Radler dar, betonte Margit Hoischen die freie Sicht, die sich dort durch den Umzug der parkenden Autos ergebe. Fahrradstraßen als mögliche Alternative? Als besonders ausgewiesene Fahrradstraße wiederum eigne sich die Wollmarktstraße nicht, weil dort auch Busverkehr herrsche. Dies war ein Vorschlag von Andreas Siegmund gewesen, der mit Gerhardt Todt auch beantragt hatte, die Kilianstraße in der Südstadt als Fahrradstraße auszuweisen - ein Vorschlag, der im Ausschuss zwar einige Sympathien erntete, aber unter Hinweis auf umfassendere Radwege-Konzepte, die gerade für Paderborn erarbeitet werden, erst einmal abgelehnt wurde. Lösungen an der Driburger Straße Ebenfalls breit diskutiert und nur von Gerhard Todt und Andreas Siegmund abgelehnt wurde die geplante Führung der Radwege an der Driburger Straße, an der die großen Wohngebiete Kaukenberg, Goldgrund, Lieth und Springbach Höfe liegen. Gerhard Todt (Linke) bezweifelte, ob die geplante Aufstellspur für Linksabbieger in Richtung Kaukenberg angesichts von rund 2.000 Fahrzeugen pro Tag reiche. Fahrbahnraum könne man gewinnen, wenn man den Radweg stadteinwärts auf den Milanweg verlege. Man möge die Einrichtung einer Ampel prüfen, teilte Verena Lütke-Verspohl (CDU) die Bedenken. Das könne man gerne untersuchen, so Margit Hoischen. Den Milanweg sehe sie aber eher als zusätzliche Verbindung, nicht als Ersatz für die gerade Streckenführung. Prüfen werde man auch, ob bauliche Trennungen zwischen Radweg und Autospur möglich seien, versprach sie auf Anregung von Ulrich Möhl und Ulrich Koch (SPD).

Meistgelesen