Paderborn. Martin Hornberger hat das Gefühl, dass er nach dem Spiel gegen Bremen ein Bier trinken wird. Was immer diese kryptische Aussage auch bedeuten mag, sie klang jedenfalls verhalten optimistisch. Bier war ein starkes Thema im zweiten Kulturheimspiel mit Jahresrückblick, in dem es um weit mehr als Kultur ging.
Man sprach über Aufstiege (SCP), Abschiede (von unseren britischen Freunden), Schützenkönige, nachhaltige Einkaufstaschen, Libori, ein Rathaus aus Lego und vieles mehr. Alles echte Paderborner Themen, auf die Bühne gebracht von Paderborner Dichtern, Denkern und Musikern aus der Heimat. Und weil´s im letzten Jahr schon so schön war, war die Wiederauflage des Kulturheimspiels in Windeseile ausverkauft und der viel zu kleine Saal im Stadtmuseums an beiden Abenden gemütlich voll.
Viel ist passiert in Paderborn
Jeden Tag werde im Stadthaus Geschichte geschrieben, erklärt Markus Runte und jeder der vielen Heimspieler, die diesen Abend gestalteten, sollte einen Wunsch, ein wichtiges Ereignis oder einen 2019-relevanten Gegenstand in einer Plexiglaskugel bewahren, um dann zehn Jahre später mal zu gucken, was daraus geworden ist.
Durch den wunderbaren Heimatabend führten Erwin Grosche und Jule Ures in bestens verteilten Rollen. Wobei schon Grosches mobiles Rednerpult Beachtung verdient, ein locker um den Hals gehängter Kasten, der sich immer mit bewegt, und dessen drei virtuelle Mikrophone wie Tentakeln aussehen. Dabei ist der Heimatdichter gewohnt geerdet und so nah an Paderborner Themen, wie man nur sein kann.
In zwei Teilen erinnert er an die vielen Ereignisse des letzten Jahres, an das Ende von Linnemanns in der Westernstraße, die heiße Sitzbank am Königsplatz, die Einführung textiler Zwänge in der Maspernsauna und die Verleihung des Arno-Klönne-Preises an Eugen Drewermann, wegen seiner tollen Pullover.
Zwei lange Abende
Es ist tatsächlich viel passiert in Paderborn, man vergisst das so leicht. Und für jeden war etwas anderes wichtig in diesem Jahr. Für Bürgermeister Michael Dreier war es der Abschied von unseren britischen Freunden und der Bau eines Lebkuchenhäuschens mit seiner Enkelin. Für Uli Lettermann der Abschied vom Festival Musica Sacra, was aber nicht wirklich traurig ist, denn es kommt was Neues.
Für den angemessenen Heimatsound sorgten gut 20 Mitglieder der Funk und Soulsingers. Ein interessanter Projektchor, der mit vollem Programm und voller Größe am 14. Dezember in der Kulturwerkstatt zu hören ist. Und natürlich Börnsch, die man nicht mehr vorstellen muss und mit Songs wie Benser Tango auf Meiers Deele für gute Heimatlaune sorgten.
Zwei lange Abende, die mit Videos, Moderation, Sound und Interviews, die niemals langweilten, auch oder weil es oft um Alltägliches ging, wie der Frage, warum es das gute Pilgerbier noch nicht promillefrei gibt und ähnliche Plaudereien. Es wirkten außerdem mit: Ann-Britta Dohle, Carsten Mentzel, Klaus Schüssler, Ralf Brinkmann, Schützenkönig von 2018/19, Lego-Bau Team Hundbrax, die Schauspieler Max Rohland und Julian Klenner.
Den nächsten Heimatabend gibt es schon am Mittwoch im Stadtmuseum: am Mittwoch, 11. Dezember, erinnern Bernd Dring, Eckard Radau, Klaus Schüssler und Manfred Jäger an den Paderborner Sänger und Liedermacher Gerd Semmer.