Kulturheimspiel: Auch beim Paderborner Jahresrückblick sorgt das N-Wort für Aufsehen

Paderborn. In der Paderhalle fand jetzt zum sechsten Mal das Kulturheimspiel statt. Mit vielen Programmpunkten und Show-Acts blickte die Paderborner Kulturszene auf das Jahr 2024 zurück. Ein rassistischer Begriff aus dem Publikum sorgte für Aufsehen. Wie in den Vorjahren waren Julia Ures und Markus Runte federführend am Programm beteiligt und führten durch die Show. Runte, begleitend am Klavier, blickte gemeinsam mit der elfjährigen Greta auf die meistgeklickten Schlagzeilen von Januar bis November in den Paderborner Lokalzeitungen. Mit ihrer charmanten Art mit Humor, Feingefühl und Herz führte Greta durch Themen vom ersten Neujahrsbaby über den Nichtwiederantritt von Bürgermeister Michael Dreier, Todesfälle, Pleitegänge und falsche Autobahnschilder bis zu SCP-Eigentoren. Auch Runte selbst war zu Beginn des Jahres in den Paderborner Medien vertreten: Er hatte im März nach über 20 Jahren beim Stadtmuseum aufgehört. Das Herzensprojekt Kulturheimspiel begleitete ihn jedoch: Die Veranstaltung wurde vom Stadtmuseum gelöst und nun in Eigenregie aus dem neu gegründeten Verein heraus organisiert. &bdquo;Wir wollen weiterhin spannende Stadt- und Kulturgeschichte in Paderborn schreiben”, sagte Runte. Bekannter Paderborner Herman Reichold hat bewegtes Jahr hinter sich Im Frühjahr: Eine Chronik der Stadt wurde in den Paderborner Kinos gezeigt. Der Film &bdquo;Paderborn Ungesehen” von Julian Jakobsmeyer gibt einen &bdquo;Blick auf Paderborn, den die meisten so noch nicht kennen”, wie es im Vorspann heißt. Auch der Paderborner Künstler Herman Reichold fehlte nicht. Er hatte ein bewegtes Jahr hinter sich: Zu Beginn des Jahres erlitt er einen Schlaganfall. Er fing schon im Krankenhaus wieder mit dem zeichnen an, erzählt Ures, und mache das Thema Schlaganfall Prävention seither publik. Mit einer Videobotschaft aus dem Atelier richtete er seine Grüße an das Publikum. Der Zusammenhalt in der Kulturszene und die große Anteilnahme hätten ihn sehr motiviert. Die Fernsehmoderatorin und Designerin Emell Gök Che sprach mit Ures über ihr Projekt Peace Art Festival, mit dem in diesem Sommer die Paderborner Kulturszene bereichert wurde. &bdquo;Alle Künstler sind Humanisten und Seelenmenschen”, sagt Gök Che. Mit ihrem Festival für Kunst und Frieden wolle sie zu einem friedlichen Miteinander inspirieren. Wer Paderborns Bürgermeister werden könnte DJ Cut Spencer führt in Paderborn durch die Welt der Graffiti-Kunst. Er präsentierte dem Publikum das bekannte Paderborn-Lied in verschiedenen Genres: als Rap, Oper und Swing-Stück – alles generiert durch Befehle an eine künstliche Intelligenz. Auch die menschliche Musik kam nicht zu kurz. Die Sazerac Swingers begleiteten die gesamte Veranstaltung. Der Domchor begeisterte mit einem Lied zu Ehren des neuen Paderborner Erzbischofs. Weitere Musik-Acts waren der Deutsch-Pop-Sänger Batomae und der Bluessänger Pete Alderton, ausgestattet mit Gitarre und Mundharmonika. In einer Straßenumfrage erkundige sich Ures nach geeigneten Kandidaten für den frei werdenden Posten des Bürgermeisters. Sie erhielt vielfältige Antworten von &bdquo;Meine Oma” über &bdquo;Ich ganz bestimmt nicht!” bis &bdquo;Am liebsten mal eine Frau”. Paderborn in Worten: Nationalpark, Koalitionsbruch und rassistische Aussagen Die Werbegemeinschaft feierte 2024 ihr 40-jähriges Bestehen. Vorsitzender Uwe Seibel berichtet auf der Bühne von Erfolgsaktionen wie der Skulpturen-Ausstellung Dinoborn. Ures und Christian Stork, Geschäftsführer der Schlosspark und Lippesee-Gesellschaft reflektierten gemeinsam die Luke-Mockridge-Absage im Marstall. Mockridge wurde für degradierende Aussagen zu den Paralympics stark kritisiert. Stork: &bdquo;Über Menschen herzuziehen, gehört sich nicht, da mussten wir die Reißleine ziehen.” Auch das Publikum konnte sich einbringen: Über einen QR-Code konnte es anonym Begriffe einsenden, die die zu einer großen Wortblase zusammengefasst wurden. Damit sollten sie ihr Jahr in Paderborn beschreiben. Bei der Projektion an der Wand fielen rassistische Begriffe auf. Unter Begriffen wie Baumschutzsatzung, Zukunftsquartier und Fahrplanwechsel befand sich auch zweimal das rassistische N-Wort. Die Veranstalter ließen dies zunächst unkommentiert. Sven Niemann, der als DJ Cut Spencer im Rahmen der Show aus einigen Stichwörtern einen KI-Song generierte, verurteilte am Folgetag auf Instagram die Nutzung der rassistischen Begriffe. Rassistischer Mist habe in einer Stichwortsuche über Paderborn nichts verloren, schreibt er: &bdquo;Menschen ungefiltert und anonym die Möglichkeit zu geben, Begriffe einzusenden, sollte man überdenken, um andere Menschen nicht zu verletzen.“ Veranstalter distanzieren sich von dem N-Wort Auf Nachfrage der &bdquo;NW“ sagte Ures: &bdquo;Wir verstehen die Begriffe aufgrund des zeitlichen Zusammenhangs eindeutig als Hinweis auf die aktuelle Berichterstattung über die rassistischen Äußerungen eines Uni-Professors. In jedem Fall möchten wir uns entschuldigen, falls durch dieses Livebild Gefühle verletzt wurden und drauf hinweisen, dass wir uns inhaltlich entschieden distanzieren und Rassismus verurteilen.” Auch auf Instagram veröffentliche das Kulturheimspiel die Stellungnahme. Hintergrund: Rassistische Aussage: Empörungswelle an der Universität Paderborn weitet sich aus Nur Tage zuvor berichteten Paderborner und deutschlandweite Medien über einen Vorfall rund um einen Mathematikprofessor der Uni Paderborn. Er hatte in einer E-Mail an Studierende das N-Wort verwendet und löste damit eine Empörungswelle aus, wie auch die &bdquo;NW“ berichtete.

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