Paderborn-Elsen. In Sachen Mobilität setzen die Paderborner nach wie vor auf das Auto. In der Kernstadt werden 45 Prozent der Wege mit dem Auto zurückgelegt. In Elsen sind es gar 58 Prozent. 47.000 Menschen pendeln täglich von den umliegenden Kommunen zur Arbeit in die Stadt. 27.000 Menschen pendeln, die meisten von ihnen nach Bielefeld.
Das ist das Ergebnis einer Bestandsanalyse für das Integrierte Mobilitätskonzept (IMOK) für Paderborn. Zwischen 50 und 100 Interessierte, darunter nicht nur Elsener, machten beim ergebnisoffenen Bürgerforum für Elsen mit. Sie durften an mehreren Themenständen meckern, loben, Anregungen und Ideen einbringen und miteinander ins Gespräch kommen.

Nach Angaben des Planungsbüros Planersocietät aus Dortmund verfügt Elsen über ein gutes Nahversorgungsangebot. Auch die Nähe zu Naherholungsgebieten wie beispielsweise den Lippesee wird positiv bewertet. Jedoch ist die Von-Ketteler-Straße als Durchgangsstraße sehr stark frequentiert, zum Teil sind die Wege zu den Bushaltestellen zu lang.
Zehn Prozent der Haushalte haben kein Auto
Auch beim Radverkehr gibt es noch Lücken. 89 Prozent der Haushalte in Paderborn verfügen über ein Fahrrad. Der Besitz von Pedelecs ist von 2013 auf 2018 von vier auch elf Prozent gestiegen. Und zehn Prozent haben kein Auto. „Die wenigen Car-Sharing-Angebote sind ausbaufähig, ebenso die 20-E-Ladestationen", so Projektleiter Christian Bexen.
Zu den Zielen gehören mehr Miteinander im Verkehr, Barrierefreiheit, eine Energiewende im Verkehr und weniger Elterntaxis. Bei den neun definierten Zielgruppen haben die Planer vor allem Kinder und Jugendliche im Blick. Denn in Elsen ist jeder Fünfte unter 18 Jahre alt und diese Gruppe wird 2035 zu den Erwachsenen gehören.
In Sachen Busverbindung nach Paderborn und auch bei den Fahrradverbindungen hat Dieter Fandrey nichts zu meckern. „Es gibt jedoch zu viele Staus, vor allem auf der Von-Ketteler-Straße und deren Zufahrtsstraßen, vor allem zu den Stoßzeiten", so der 55-Jährige.
Wunsch nach Angeboten für Senioren
Von dem Integrierten Mobilitätskonzept wünscht er sich künftig mobile Angebote für Senioren. „2035 bin ich 71 Jahre alt", sagt er. Lorenz Bunse bemängelt, dass in Paderborn immer noch zu sehr auf den Autoverkehr gesetzt werde. „25 Prozent fahren Fahrrad. Wir haben leider 400 Radfahrunfälle pro Jahr mit steigender Tendenz", kritisiert der 60-Jährige.
In einer Gesprächsrunde stellte der stellvertretende Geschäftsführer des Nahverkehrsverbundes Paderborn-Höxter (NPH), Stefan Atorf, den Wechsel vom Verkehrs- zum Mobilitätsverbund in Aussicht. In der Fläche werde es künftig Bedarfsverkehre geben. Die Angebote würden weiterentwickelt, beispielsweise auch beim Ticketsystem.
So kann sich Atorf in fünf bis sechs Jahren qualifizierte Radabstellanlagen an bevorzugten Haltepunkten und für die Nutzer im Stadtgebiet eine monatliche Mobilitätsabrechnung vorstellen. Laut Schulleiter Siegfried Martini nutzen etwas weniger als die Hälfte der Schüler der Gesamtschule Paderborn Elsen den Öffentlichen Personennahverkehr. Der Individualverkehr habe nicht mehr den großen Stellenwert wie früher.
Ideen über Online-Dialog sammeln
Wie geht es weiter? Nach der Kernstadt und Elsen findet in diesem Jahr noch ein weiteres Bürgerforum in Schloß Neuhaus am Donnerstag, 28. November, um 18.30 Uhr im Schlosssaal, Marstallstraße 9, statt.
Im Frühjahr sollen bei einem Online-Dialog weitere Ideen gesammelt werden. Dann sollen auch Handlungsfelder und Maßnahmen vorgestellt werden. Im nächsten Herbst sind weitere Bürgerforen angesetzt.
Der zweijährige Prozess wird begleitet von der Arbeitsgruppe Mobilität, bestehend aus Kommunalpolitikern, und einem Projektbeirat mit Vertretern der Stadtgesellschaft wie unter anderem ADFC, ASP, IHK, Pader-Sprinter und der Polizei. Die Ergebnisse der Bürgerforen sollen im Internet unter www.imok-paderborn.de veröffentlicht werden.