Büren-Ahden. 31 Jahre lang war Rainer Fischer Ortsvorsteher von Ahden. Doch diese Ära endet. Schlüssel und Stempel gibt er an seinen Nachfolger Murat Turgut weiter und damit endet seine politische Arbeit für sein Dorf. Für die neue Wahlperiode hatte sich der 68-jährige Elektromeister nicht wieder aufstellen lassen, obwohl seine Wahlergebnisse als SPD-Mann immer jenseits der 50 Prozentmarke lagen.
„Genug ist genug, jetzt sind Jüngere dran", das hatte Rainer Fischer schon bei der Kommunalwahl 2015 verkündet, und sich dann doch von seinen Freunden noch einmal überreden lassen. Mit 56 Prozent der Stimmen hatte er sich damals gegen gleich zwei CDU-Mitbewerber erneut durchsetzen können. Auch in diesem Jahr gab es wieder viele Bemühungen, um Fischer nochmals für eine erneute Kandidatur zu bewegen – diesmal allerdings vergebens. Es war aber nicht einfach einen Nachfolger zu finden. Mit Siegfried Finke hätte erstmals wieder ein CDU-Mann Ortsvorsteher in Ahden werden können, doch der EDV-Unternehmer hatte bereits frühzeitig erklärt, nur als Ratsherr zur Verfügung zu stehen.
Nachfolger wird durch Zufall gefunden
An der Suche nach einem geeigneten Kandidaten beteiligte sich auch Bürgermeister Burkhard Schwuchow – durch einen Zufall wurde einer gefunden. Bei Murat Turgut, bis Anfang des Jahres 2020 noch Schützenoberst des Schützenvereins Ahden, war Corona bedingt eine neue berufliche Situation entstanden, wodurch er nicht mehr soviel reisen muss. „In Anbetracht dieser neuen Situation und in Absprache mit meiner Familie habe ich mich bereit erklärt, das Amt zu übernehmen", sagte der 54-jährige Turgut, der Mitglied der CDU ist.
Er tritt in große Fußstapfen, denn Rainer Fischer war unermüdlich im Einsatz für sein Heimatdorf und deren Bewohner. Unübersehbar habe sich das einst verträumte kleine Ahden in den vergangenen 31 Jahren zu einem allseits respektierten Voll-Mitglied im Gebilde der Stadt Büren verändert, so Fischer. Viele Dorferneuerungsmaßnahmen wurden, auch gegen manchen Widerstand, durchgeführt. Und auch die Kluskapelle als Ahdener Wahrzeichen erhielt unter der Regie des Ortsvorstehers eine grundlegende Außen- und Innensanierung. „Ich habe das Politische zwar aus der Opposition heraus auf den Weg bringen müssen, aber die Ahdener Dorfgemeinschaft stand zumeist immer dicht hinter mir", sagt Fischer.
Als SPD-Mann gleich 70 Prozent geholt
Dass Fischer überhaupt in die Politik gegangen ist, hat mit den 1989 geplanten neuen Parkplätzen am Flughafen zu tun. Dafür sollte der Ahdener Sportplatz geopfert werden. Rainer Fischer, damals Trainer der Ahdener Fußballmannschaft, erfuhr davon von seinem Vater August Fischer, damals für Ahden als SPD-Mann im Rat, und von dem damaligen Ortsvorsteher Ferdinand Ewers. Seinen Aufruf an die beiden erfahrenen Lokalpolitiker, etwas gegen die Pläne zu unternehmen, folgte deren Aufforderung: Dann mach es doch selbst! Gesagt, getan: Rainer Fischer trat 1989 in die SPD ein, erhielt bei der Kommunalwahl gleich über 70 Prozent der Wählerstimmen und wurde auch gleich Ortsvorsteher. „Den Abriss des Sportplatz konnten wir nicht mehr verhindern, haben aber als Ausgleich gleich zwei neue Sportplätze bekommen", lächelt Fischer noch heute schelmisch über die damaligen Geschehnisse.
„Klaus Vorbeck und Gerd Ossenbrink aus Brenken haben mir besonders in den Anfangsjahren eng zur Seite gestanden, von ihnen habe ich unheimlich viel gelernt", erinnert sich Fischer noch bestens. Überhaupt sei das politische Klima, trotz vieler Debatten und manchen, heftigen politischen Auseinandersetzungen besser gewesen, als in den vergangenen Jahren. „Man ist sachlicher und fairer miteinander umgegangen", so Fischer.
Kindergarten sollte mitten ins Dorf
Doch nicht alles verlief nach seinen Wünschen. „Den Kindergarten, der jetzt in der alten Schule ist, hätte ich gerne an der Kreisstraße mitten im Dorf gehabt" , ärgert sich Fischer noch heute über die Entscheidung. Aber richtig sauer ist er, dass das Unternehmen Chefs Culinar am kleinen Hellweg einen großen Gebäudekomplex erstellt.
„Dadurch ist eine bauliche Weiterentwicklung unseres Dorfes gestorben, zudem werden wir mit jeder Menge an Unannehmlichkeiten, wie Lärm- und Lichtbelästigungen überschüttet", glaubt Rainer Fischer. Doch das seien nun Probleme, mit denen sich sein Nachfolger herumschlagen müsse. „Ich wünsche ihm viel Durchhaltevermögen und einen breiten Rücken. Es lohnt sich, für Ahden zu kämpfen", gibt er Murat Turgut mit auf den Weg.
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