Altenbeken/Bad Lippspringe. Eigentlich wollte Anna Koch ihren hundertsten Geburtstag in ihren eigenen vier Wänden in der Hüttenstraße in Altenbeken verbringen. Doch die Corona-Pandemie machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Weil ihre Betreuungskraft nach Polen zurückkehren musste und keine andere Kraft für die notwendige 24-Stunden-Betreuung gefunden werden konnte, wohnt das Geburtstagskind seit rund einem Monat im Altenwohn- und Pflegeheim St. Josef in Bad Lippspringe.
Anna Koch wurde 1920 in Altenbeken geboren und ist damit die älteste Einwohnerin im Kernort Altenbeken. Früh hatte „Änne", wie sie liebevoll genannt wird, ihre Mutter verloren.
Die Erziehung der Kinder und Enkel hielt sie auf Trab
Mit 18 Jahren absolvierte sie eine Haushaltsausbildung im niedersächsischen Hildesheim. Anna Koch, die von ihrem Sohn Joachim als fürsorgend und stark engagiert beschrieben wird, arbeitete während des Zweiten Weltkrieges als Fahrdienstleiterin bei der Bahn im Altenbekener Bahnhof. „Dort hat sie bei Fliegeralarm vorsorglich den Zug zum Schutz in den Tunnel geleitet", erzählt Joachim Koch.
1947 heiratete Anna Koch den Schneidermeister Josef Koch und schenkte ihm zwei Jahre später zunächst einen Sohn, 1954 noch eine Tochter. Die Versorgung der Familie und die Erziehung der Kinder und einiger Enkel hielt sie auf Trab.
Zudem kümmerte sie sich im Betrieb ihres Mannes auch um die Buchhaltung und beriet die Kunden. Ab dem Jahr 1966 arbeitete das Altenbekener Urgestein noch bei der Post, bevor sie mit 60 Jahren in den Ruhestand ging.
Fünf Enkel und drei Urenkel
Das heutige Geburtstagskind freut sich mittlerweile über fünf Enkelkinder und drei Urenkel, mit denen sie immer viel Zeit verbracht hat. Und zusammen mit ihrem Ehemann Josef schaute sie sich auf Reisen ein bisschen die Welt an. Seit 23 Jahren ist Anna Koch Witwe. Noch bis ins hohe Alter pflegte sie den Garten.
„Diese Liebe zur Gartenarbeit, dazu gute Gene und die vielen Treffen mit ihren Freundinnen haben sie so alt werden lassen", vermutet Joachim Koch. Stets habe seine Mutter viel Wert auf soziale Kontakte gelegt.
„Leider ist eine sehr innige Freundin verstorben, die waren Nachbarskinder", sagt ihr Sohn. Mit ihren Freundinnen habe sie bis zu ihrem 99. Geburtstag alle 14 Tage Kaffee getrunken. Zudem spielte Anna Koch gerne mit Bekannten Karten und empfing ihre Gäste mit Freude auf der Terrasse, ihrem Lieblingsplatz im Sommer.
"Die Feier holen wir später nach"
Gerne löst sie heute noch Kreuzworträtsel oder schmökert in landwirtschaftlichen Zeitschriften. Der Kontakt ist laut ihrem Sohn mitunter schwierig, weil seine Mutter das Telefon nicht immer klingeln hört. Und wie wird in Corona-Zeiten der Geburtstag gefeiert? Auf eine persönliche Gratulation muss Anna Koch wegen des Betretungsverbotes in stationären Einrichtungen heute verzichten.
„Aber die Feier holen wir später nach", verspricht Joachim Koch. Die Königin Kürassiere aus Altenbeken sollen dann für die musikalische Untermalung sorgen. Darüber dürften sich dann auch die anderen Heimbewohnerinnen und Heimbewohner freuen.