Hövelhof. Wenn die Siene Puttkers um Bürgermeister Michael Berens, eine Formation, die volkstümliche Musik mit irischer Folklore mixt, ihre Lieder auf Plattdeutsch vortragen, stammen häufig die Texte aus der Feder von Christina Berens. Die Heimatdichterin aus Hövelhof hat jetzt allen Grund zu feiern. Sie wird am Sonntag hundert Jahre alt –und die Siene Puttkers gibt es seit diesem Jahr ein Vierteljahrhundert. Verwandt ist Christina Berens nicht mit dem Bürgermeister, „er gratuliert mir aber jedes Jahr zum Geburtstag",sagt die gebürtige Hövelhoferin.
Weil Christina Berens im Mühlenschulweg 25 in unmittelbarer Nachbarschaft zur Mühle aufgewachsen ist, ist die rührige Leserin der Neuen Westfälischen überall in Hövelhof auch als „Mühlenstienchen" bekannt. „Wir waren fünf Jungen und sechs Mädchen, zwei Schwestern leben noch", sagt die Heimatdichterin.
Heirat im Brautkleid aus Fallschirmseide
Als zweitältestes Mädchen musste die Tochter eines Bundesbahners auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen und auch im kleinen landwirtschaftlichen Betrieb helfen. „Ich habe die Kühe am Strick geführt", erinnert sich Berens, die sehr tierlieb ist und noch heute einige Katzen um sich herum hat.
Als junge Frau arbeitete sie im Krieg zunächst in der Küche eines Offizierscasinos. „Dann wurde ich in der Munitionsanstalt in Sennelager dienstverpflichtet", erzählt Berens.
Als der Nachbarjunge Bernhard Berens sie ausgeguckt hatte, war es um sie geschehen. 1944 heiratete sie ihren Bernhard, „mit einem Brautkleid aus Fallschirmseide", so Berens. Aus der Verbindung entstanden die beiden Töchter Anneliese und Christel und Sohn Bernhard. Mittlerweile freut sich Christina Berens über fünf Enkel und neun Urenkel, die alle zu ihrer Freude in der Umgebung wohnen. „Leider sind viele meiner alten Weggefährten bereits gestorben", bedauert das Geburtstagskind.
Ihr ist nie langweilig
Lange Zeit betrieb ihr Mann die Mühle, bis er dann mit einem Bulli ein Fahrgeschäft begann – zunächst für Schulkinder und Hochzeiten. Später übernahm Sohn Bernhard das Busunternehmen, das mittlerweilemehr als 40 Jahre am Standort in Hövelhof existiert.
Langweilig war und ist es der gläubigen Christina Berens, die immer noch in ihrer eigenen Wohnung lebt und sich bis auf das schlechte Hören und das Gehen mit einem Rollator guter Gesundheit erfreut, nie. Neben Fahrten mit den Landfrauen war sie in den 70er-Jahren Mitbegründerin des Plattdeutschen Kreises in der Sennegemeinde und wurde bereits für ihre 75-jährige Mitgliedschaft bei der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ausgezeichnet. Berens ist damit längstes treues Mitglied bei der Frauengemeinschaft.„Ich blicke auf ein erfülltes Leben zurück und bin zufrieden", betont Christina Berens – und hat jede Menge gesellschaftliche Entwicklungen miterlebt – vom elektrischen Licht über das Auto bis hin zum Telefon und dem Fernsehen und auch dem Umgang mit dem Handy.
"Früher war das Untereinander schöner"
„Früher war das Untereinander schöner, der Zusammenhalt unter den Nachbarn war enger", stellt Christina Berens fest, die sehr naturverbunden ist und nach Meinung ihrer Töchter „jedes Kraut und jedes Blümchen kennt". Auch die Wolle hat es ihr zeitlebens angetan. Selbst im hohen Alter strickt die Jubilarin noch den einen oder anderen Socken. „Das beruhigt mich bei Nervosität", sagt sie.
Und was ist das Rezept für ein so langes Leben? „Die Arbeit, die hält fit", meint Berens und greift zu den Stricknadeln. Auch an Strümpfe zum Tragen in den Holzschuhen für die Siene Puttkers hat das bekannte Hövelhofer Original bereits gedacht.