Brakel. „Und sie sagen, dass ich meine Zeit verschwende. Ich denke nicht an die Rente. Doch Zeit ist nicht verschwendet, wenn ich sie verschwende" – Mit viel Power singen sieben Mädels und ein Junge die erste Zeile eines Songs, den sie gerade selbst erarbeiten. Luka Kleine, Theaterpädagoge von der Theaterwerkstatt Bethel, ist zufrieden. „Das war schon richtig gut", meint er. Seine Kollegin Laura Kreutz nickt zustimmend.
Die beiden Theaterpädagogen sind auf Einladung des Vereins „muvi" in Brakel zu Gast und inszenieren mit den acht Kindern und Jugendlichen ein Theaterstück zum Thema „Frei gestalten – Mit Masken durch die Zeit". Textvorlagen gibt es nicht. Schritt für Schritt werden einzelne Spielszenen und Musikstücke erarbeitet. „Wir haben uns zuerst mit Fragen beschäftigt zum Beispiel, wie ist es euch in der Zeit des Lock-Downs ergangen, oder wie gehts euch jetzt in der Schule. Da kommen schon kleine Geschichten heraus", erzählt Laura Kreutz.
Instrumente und Musik spielen eine wichtige Rolle
Mit Decken und dicken Jacken in die Schule gehen, weil der Unterricht bei offenem Fenster stattfindet, sei so eine. In einem nächsten Schritt werden dann Szenen überlegt und zusammengeschrieben. Musik spielt ebenfalls eine Rolle. Die jungen Teilnehmer im Alter von 8 bis 14 Jahren können ihre eigenen Instrumente mitbringen.
Gemeinsam werden dann Songs entwickelt. Auch wird es Tanzszenen geben. „Es wird eine gute Mischung aus Musik, Tanz und Theaterspiel", macht Theaterpädagogin Kreutz neugierig.
Teilnehmer haben viel Freude am Projekt
Die Kinder und Jugendlichen sind jedenfalls hoch motiviert und freuen sich auf die Aufführung am Freitag, 16. Oktober. Abby (11), Baran (11) und Annika (12) haben bereits erste Erfahrungen bei Theaterworkshops und auf der Freilichtbühne Bökendorf gemacht. „Es macht einfach Spaß, vor Menschen aufzutreten", sind sie sich einig, und Josy (13) findet es toll, dass man sich selbst etwas ausdenken kann, das dann gespielt wird. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch. „Es ist schon etwas komisch, mit Masken zu singen. Aber man gewöhnt sich langsam daran", meint die achtjährige Aurelia.
Sie ist auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen. Die pfiffigen Teilnehmer kommen aus der Adolph-Kolping Schule Brakel, der Gesamtschule Brakel und den Breden-Schulen Brakel. „Mit acht Kindern und Jugendlichen ist es schon eine sehr intensive Gruppe, die wir dieses Mal haben", sagt Corina Murawski vom Verein „muvi". Der Name steht für Menschlichkeit, Umfeld, Vielfalt und Inklusion. Schon 2019 hatte der Verein ein Fotografie-Projekt in Nieheim angeboten. In den Herbstferien sollte ein weiteres Projekt starten, das hat aber nicht geklappt. Und dieses Jahr Ostern kam Corona dazwischen.
Gemeinsames Gestalten wichtig
Aber jetzt geht es weiter. Das gemeinsame Gestalten und Erarbeiten des Stücks steht bei dem Theaterprojekt, das von der Aktion Mensch unterstützt wird, im Vordergrund. Dabei reflektieren die Teilnehmer ihre Gefühlswelt. Wie erlebe ich die Corona-Situation, wie war es vor Corona und wie komme ich mit der Maske zurecht, sind einige Beispiele. Auch Nähe und Distanz sind ein Thema. Im Verein „muvi" sind Personen aus unterschiedlichen Bereichen engagiert. „Es geht uns darum, Inklusion mit Leben zu füllen. Menschen mit und ohne Behinderung sollen etwas gemeinsam gestalten können", sagt Corina Murawski. Ziel der „muvi"-Aktivitäten sei es, gemeinsam mit anderen Kooperationspartnern die Inklusion und Barrierefreiheit aktiv umzusetzen.
INFORMATION
Aufführung am Freitag
Das „muvi"-Theaterprojekt wird von der Aktion Mensch, der Jugendfreizeitstätte Stadt Brakel, Der Paritätische Kreis Höxter, der Theaterwerkstatt Bethel, vom KSL.NRW (Kompetenzzentrum Selbstbestimmtes Leben Regierungsbezirk Detmold) und der Adolph-Kolping-Schule (Förderschule Lernen Primarstufe und Sek. 1) Brakel unterstützt. Die Aufführung des Theaterstücks ist am Freitag, 16. Oktober, um 16 Uhr in der Städtischen Jugendfreizeitstätte Brakel. Es besteht Maskenpflicht.