Bielefeld-Bethel

Auf die Bühne, fertig, los

Behinderte und nichtbehinderte Kinder führen in der Theaterwerkstatt Bethel eigenes Stück auf

König Lars hat sich auf den Schoß von Projektleiterin Lotti Kluczewitz gesetzt. Jana und Camille (v.l.) freuen sich schon auf den gemeinsamen Auftritt. | © FOTO: PAUL SCHULZ

31.05.2011 | 31.05.2011, 00:00

Bielefeld-Bethel. Im dunklen Raum der Theaterwerkstatt Bethel ist es mucksmäuschenstill. Kaum zu glauben, dass 30 Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren auf der Bühne stehen, die vor wenigen Sekunden noch wild durcheinander gerannt sind. Als das Licht angeht, beginnt die erste Generalprobe für das Stück "Auf die Bühne, fertig, los!". Dieses haben die Kinder während einer Projektwoche selbst entwickelt.

Für das Projekt "Kindertheater-Akademie" arbeiten die Martinschule und die Mamre-Patmos-Schule mit der Theaterwerkstatt Bethel zusammen. Ziel ist es, über die kreative Arbeit den Kontakt zwischen behinderten und nichtbehinderten Kindern beider Schulen zu fördern.

Der Plan scheint aufzugehen. "Alle sind zu einer Gruppe zusammengewachsen", sagt Lotti Kluczewitz, Leiterin des Theaterprojekts. Dass auch die Kinder mit Behinderungen in die Gruppe und das Stück integriert wurden, freut Frank Thies, Leiter der Mamre-Patmos-Schule. "Von uns ist ein Schüler mit Down-Syndrom dabei, der alles bestimmen will – auch das Verhalten anderer. Die Schüler haben ihm einfach die Rolle des Königs zugewiesen. Die Lösung ist manchmal so einfach."

Die Theaterwerkstatt Bethel verfolgt den Ansatz des freien Lernens. "Wir sagen den Schülern nicht, was und wie sie spielen sollen. Jeder bringt seine Ideen in den Spielprozess ein", erklärt Kluczewitz.

Dieses Konzept gefällt den Kindern, denn anders als in der Schule sind sie in der Werkstatt frei von Druck und Zwängen. "Der Workshop ist super. Wir haben mit Instrumenten gespielt und durften uns aus der Kleiderkiste Kostüme aussuchen", erzählen Jana und Camille von der Mamre-Patmos-Schule.

Auch Kluczewitz macht die gemeinsame Arbeit Spaß und oft ist sie von den Kindern beeindruckt. "Zum Peter-Fox-Song ’Haus am See’ marschierten alle plötzlich im Kreis. Das sah aus wie eine Parade." Abgeleitet von diesem gemeinsamen Moment, entschieden sich die Schüler, einen Hofstaat auf der Bühne darzustellen.

In der Schlüsselszene versammeln sich Harlekins, Bauarbeiter, Prinzessinnen und andere Bewohner des Hofs vor einem Redner. Dieser teilt mit, dass Prinzessin Bärbel wegen eines gestauchten Fingers nicht zum Fest erscheinen kann. Wie die Szene weiter geht, entscheiden die Schüler in den nächsten Tagen.

Das fertige Stück zeigen sie am Mittwoch, 1. Juni, um 14.30 Uhr in der Theaterwerkstatt Bethel, Handwerkerstraße 5.