Landarztpraxis im Kreis Höxter sucht dringend Nachfolger

Brakel-Gehrden. Peter Rennert ist 67 Jahre alt. Seit knapp 30 Jahren führt der Mediziner eine Hausarztpraxis im Brakeler Ortsteil Gehrden. Er selbst übernahm die Praxis von seinem Vorgänger, zog dafür von der Stadt aufs Land. Nun sucht er selbst vergeblich einen Nachfolger. Er wirbt – trotz Hürden – für den Beruf und das Leben im Kreis Höxter. &bdquo;Hier geht es nicht nur um Rezepte und Überweisungen, hier geht es um den Menschen“, sagt Ramona Kisters. Sie hat 1996, als Peter Rennert die Praxis in Gehrden übernommen hat, ihre Ausbildung bei ihm gemacht. &bdquo;Anschließend habe ich noch Krankenschwester gelernt, aber vor neun Jahren hat er mich in die Praxis zurückgeholt“, erzählt die Praxisleitung und ist sichtlich begeistert von der täglichen Arbeit. &bdquo;Im Krankenhaus hatte man kaum Zeit für Patienten, das ist hier anders“, sagt sie. Hier arbeite man &bdquo;mit Herz“. Das kann auch Rainer Nutt bestätigen. Der Gehrdener ist von Beginn an Rennerts Patient und &bdquo;unendlich zufrieden“, wie er sagt. Das liege nicht nur am Arzt, sondern am gesamten Team. &bdquo;Sie sind alle unheimlich bodenständig und freundlich und als Patient ist man nicht einfach nur irgendeiner Nummer.“ Der Landarzt hat noch Zeit für seine Patienten Der selbstständige Landwirt muss regelmäßig für Infusionen in die Praxis. &bdquo;Früher musste ich dafür immer nach Bad Lippspringe“, sagt er. Dann setzte sich das Team von Peter Rennert dafür ein, dass die Infusionen auch in der Gehrdener Praxis verabreicht werden können. &bdquo;Man hat ein gutes Gefühl, wenn man hier hinkommt“, so Nutt. Egal wie stressig es sei, die Mitarbeiter und der Arzt hätten immer Zeit für ihre Patienten. Passend dazu: Hausärzte im Kreis Höxter schlagen Alarm: &bdquo;Wir alle wollen mehr Zeit für Patienten“ So soll es nach Möglichkeit auch weitergehen. Doch für Peter Rennert ist bald Schluss. Bis Mitte kommenden Jahres kann er noch arbeiten. Wenn er dann weitermacht, würde er Sanktionen erhalten, wenn er keine weitere Fortbildung macht. Die sei zeitlich aber nicht zu stemmen, sagt er und hofft auf eine Sondergenehmigung, um wenigstens bis Ende 2026 seine Patienten versorgen zu können. &bdquo;Ja, die Rahmenbedingungen könnten besser sein“, sagt er mit Blick auf die Bürokratie im Arztberuf. Aber es sei wichtig, die &bdquo;Sonne im Gemüt zu behalten“. Der Beruf sei ein Leben, das gehöre einfach dazu, das zu genießen sei auch Sinn des Daseins, sagt er. Aber auch die Rente gehöre dazu, lacht er. Die sei ihm von Herzen gegönnt, sagen auch seine Patienten und seine Mitarbeiter. &bdquo;Arbeit gibt es hier genug“: Patienten von Geburt bis ins hohe Alter Und sie werben für die Landarztpraxis. &bdquo;Man kennt sich, man ist hier von Geburt bis ins hohe Alter“, sagt Ramona Kisters, oftmals kenne man sogar das soziale Umfeld und weitere Familienmitglieder. &bdquo;Da weiß man manchmal schon genau, wo der Schuh drückt.“ Vertrauen und Nähe stünden im Mittelpunkt. Zudem lade das Landleben zum Wohnen ein. &bdquo;Das Vereinsleben läuft hier, wir haben noch einen Bäcker, eine Minigolfanlage, Gehrden hat viel zu bieten – auch für Kinder“, zählt Kisters mit Blick auf Kindergarten und die nahe gelegene Grundschule in Dringenberg auf. Patienten kämen aus einem Umkreis von 20 bis 25 Kilometer. &bdquo;Arbeit gibt es hier genug“, weiß auch Rennert. &bdquo;Es ist eine Vollzeitstelle mit einer 40-Stunden-Woche, manchmal auch mehr“, weiß er. Das müsse man wollen, mögen und ausfüllen können. Aber man könne auch auf ein gutes Netzwerk an Apotheken und Fachärzten bauen. Die Notlage: Hausarztmangel: Medizinische Versorgung im Kreis Höxter vor dem Kollaps Doch der Nachwuchs fehle. &bdquo;Wo bleiben denn die, die Medizin studiert haben“, fragt sich Rennert. Als er anfing, gab es kaum freie Stelle – nur in Gehrden. So wagte er denn Schritt aufs Land. &bdquo;Es ist ein wunderschöner Beruf, ich habe es keinen Tag bereut“, sagt er. Doch er mache sich &bdquo;sehr große Sorgen um die gesundheitliche Zukunft der Bevölkerung“, denn er ist nicht allein. &bdquo;Auf der Praxisbörse der KVWL in Dortmund waren überwiegend ältere Ärzte, zum Teil mit Rollatoren, die dringend einen Nachfolger suchen“, erzählt er mit Blick auf den Hausärztemangel. &bdquo;Der Notstand ist nicht nur in Gehrden“, weiß er. &bdquo;Nur Lippenbekenntnisse“: Keine Unterstützung von der Politik Doch alle Anfragen und Anzeigen blieben bisher erfolglos. Auch aus der Politik erhielten Ärzte keine Unterstützung. &bdquo;Das sind alles nur Lippenbekenntnisse“, sagt er. &bdquo;Die Menschlichkeit leidet in unserem medizinischen System“, sagt er. Doch gerade bei der größten Problemzone des Menschen – der Gesundheit – sei Menschlichkeit besonders gefragt. Die, die Patienten in der Praxis Rennert so schätzen. &bdquo;Es wäre ein Knacks, wenn es nicht weitergehe, aber ich kann es nicht ohne Ende weitermachen“, weiß der Mediziner. Und hofft, auf jemanden, der genauso viel Herzblut in die Praxis steckt, die von Peter Rennert übernommen werden könnte – samt Team und Mobiliar. &bdquo;Es ist alles da“, sagt er und wirbt noch einmal für die Arbeit in der Landarztpraxis statt in der Stadt: &bdquo;Die Arbeit ist hier wesentlich vielfältiger“ und &bdquo;auf drei Ampelphasen und eine ewige Parkplatzsuche könnte ich verzichten“. Erste Stadt baut MVZ: Hausärztemangel im Kreis Höxter: Marienmünster baut, Höxter diskutiert Neben Ramona Kisters gehören auch Ilona Peine, Sabine Dierkes und Vivienne Laudage sowie Sylvia Groth-Janke zum Team der Praxis Rennert. Sie würden gern als Team zusammen weiterarbeiten und haben auch Ideen, wie das klappen könnte. &bdquo;Vielleicht hat ja jemand Interesse an einer Zweitpraxis“, hoffen sie. Leser im Kreis Höxter sind unzufrieden mit der medizinischen Versorgung Ein direkter Nachfolger, der sich selbstständig machen möchte, wäre natürlich noch besser. &bdquo;Es ist alles vorhanden“, sagt Rennert und zeigt auf die Räume, die er mit seinem Team vor 15 Jahren an der Marktstraße 8 bezogen hat. Aus zwei Wohnungen haben sie die gemütliche Praxis aufgebaut. Mit dem Problem, keinen Nachfolger zu finden, steht Peter Rennert nicht allein da. Zahlreiche Hausärzte im Kreis Höxter bangen um die Zukunft ihrer Praxen und damit auch um die ihrer Patientinnen und Patienten, die Angst um ihre gesundheitliche Versorgung haben. Im NW-Ortscheck für den Kreis Höxter waren die Leserinnen und Leser vor allem mit der Gesundheitsversorgung in ihrer Region unzufrieden. Mit einer 5,5 bekam Höxter in diesem Bereich die zweitschlechteste Note überhaupt – im Rest des Kreises schnitt der Punkt mit Note 6,1 ab. Der ganze Ortscheck der NW: Das macht die Menschen im Kreis Höxter besonders unzufrieden Die Politik hat reagiert und will kommunale Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) etablieren. Marienmünster hat es bereits vorgemacht, Höxter zieht nach und auch andere Städte führen Gespräche. Zudem hat der Kreis Höxter zusammen mit den zehn Städten eine Vereinbarung unterzeichnet, um gemeinsam die hausärztliche Versorgung im Kreis Höxter zu verbessern und zukunftsfähig zu halten – auch wenn primär die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe für die Hausärzteversorgung verantwortlich ist. Konkret seien gemeinsame Nachwuchsförderung, eine Image-Kampagne mit Informationsveranstaltungen sowie mit Maßnahmen zur Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten geplant, kündigte der Kreis im Frühjahr dieses Jahres an. Auch interessant: Akuter Hausärztemangel in Höxter: So will die Politik dagegen vorgehen

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