"Stieler hat kein Spielgefühl"
Fans des SC Paderborn haben keine guten Erinnerungen an Tobias Stieler. Der FIFA-Schiedsrichter hatte am 2. Februar 2021 das DFB-Pokal-Achtelfinale zwischen Borussia Dortmund und dem SCP geleitet und damals in der Verlängerung nach fünfminütiger Überprüfung am TV-Monitor den umstrittenen 3:2-Siegtreffer von BVB-Stürmer Erling Haaland gegeben. Damit löste er eine legendäre Wutrede von Paderborns Trainer Steffen Baumgart aus.
Am Sonntag leitete Stieler nun erstmals seit diesem denkwürdigen Pokalspiel wieder eine Partie mit SCP-Beteiligung. Beim 2:2 zwischen dem SV Sandhausen und dem SC Paderborn leistete er sich dabei keine groben Fehler. Baumgart-Nachfolger Lukas Kwasniok übte anschließend dennoch Kritik am Referee.
Grund: Dieser habe das Zeitspiel der Gastgeber nicht unterbunden. "Dafür ist ein Schiedsrichter eigentlich da. Aber Tobias Stieler hat dieses Spielgefühl einfach nicht", erklärte der SCP-Coach, dem die sechs Minuten Nachspielzeit ganz offensichtlich nicht gereicht hatten.
Unterbrechungen lassen keinen Rhythmus aufkommen
Kwasnioks eigentliche Kritik galt allerdings dem Gegner. "Eigentlich tue ich so etwas ungern und ich weiß um die Situation des SV Sandhausen. Und es ist sicher nicht der Grund, warum wir nur 2:2 gespielt haben. Aber was Sandhausen da heute veranstaltet hat, war einfach drüber. Das ist mit meinem Verständnis von Cleverness und Sportlichkeit nicht vereinbar", so Paderborns Trainer.
SVS-Akteure wie Janik Bachmann oder der erst zur Halbzeit eingewechselte Franck Evina waren in der Tat nach der Pause wiederholt zu Boden gegangen, um sich behandeln zu lassen. "Wenn du ab der 55. Minute zehn Spielunterbrechungen hast, weil irgendjemand Krämpfe hat, kommt einfach kein Spielrhythmus mehr auf. Das ist unsportlich. Allein Janik Bachmann lag drei Mal am Boden", echauffierte sich Kwasniok.
Kleppinger hält dagegen
"Wenn einer einen Krampf hat, dann hat er einen Krampf. Das gehört ab und zu mal dazu", antwortete Sandhausens Coach Gerhard Kleppinger auf die Kritik seines Trainerkollegen. "Ich glaube schon, dass die Jungs angeschlagen waren und das nicht mit Absicht gemacht haben", sagte Kleppinger, der Janik Bachmann dann auch nach dessen dritter Verletzungspause ausgewechselt hatte.
"Sandhausen kämpft mit allen Mitteln. Das ist legitim", kommentierte Paderborns Stürmer Robert Leipertz das Zeitspiel der Gastgeber. "Es ist nicht schön, wenn der Gegner zehn Minuten auf dem Boden liegt. Aber vielleicht würden wir es an deren Stelle auch so machen, wenn wir ums Überleben kämpfen würden", ergänzte der 30-jährige SCP-Akteur.
Leipertz wird zum Pechvogel
Eben jener Robert Leipertz war am Sonntag untröstlich. Paderborns Torjäger hätte die Partie ganz alleine zu Gunsten des SCP entscheiden können - oder besser gesagt entscheiden müssen. So vergab Leipertz in der 40. und 49. Minute zwei hundertprozentige Chancen, die ein "Leipi" in Normalform eigentlich im Schlaf verwandelt.
Doch dem SCP-Schlitzohr war auch in Sandhausen deutlich anzumerken, dass er nach seiner langen Verletzungspause noch längst nicht wieder der Alte ist. "Ich hatte auch überlegt, Leipi zunächst draußen zu lassen. Aber er ist für den Gegner einfach ein stetiger Unruheherd. Ich habe ihn gerne auf dem Platz", erklärte Lukas Kwasniok. "Aber du merkst, dass er nicht frisch ist", fügte der SCP-Coach an.
Ausgerechnet Ademi
In der Rückrunde der vergangenen Saison stand Kemal Ademi als Leihgabe des russischen Erstligisten Khimki Moskau in Diensten des SC Paderborn. Das Leihgeschäft erwies sich allerdings als wenig lohnenswert. Ademi kam bereits angeschlagen zum SCP und hatte während seiner Zeit an der Pader immer wieder Verletzungsprobleme. Am Ende standen lediglich sechs Joker-Einsätze zu Buche, in denen der wuchtige Stürmer immerhin einen Treffer und zwei Assists verbuchte.
Seit dieser Saison trägt der Deutsch-Schweizer das Trikot des SV Sandhausen. Doch auch bei den Kurpfalzkickern musste Ademi schon diverse verletzungsbedingte Zwangspausen einlegen. Und in elf Pflichtspielen war er bislang ohne Torerfolg geblieben. Doch ausgerechnet gegen den SCP konnte der 27-Jährige am Sonntag erstmals jubeln.
So setzte sich Ademi in der 31. Minute im Laufduell gegen den eigentlich sprintstarken SCP-Innenverteidiger Jannis Heuer durch, um anschließend Keeper Jannik Huth zu tunneln. Mit diesem 1:2-Treffer hauchte der SVS-Angreifer seinem Team neues Leben ein. Ansonsten aber blieb Ademi recht blass. Der 1,95 Meter große Stürmer verbuchte nur 16 Ballkontakte und wurde zur Halbzeit ausgewechselt.