Nachholbedarf beim neuen Turm im SCP-Sturm

Paderborn. Für sein Debüt im Trikot des SC Paderborn hatte Kemal Ademi eigentlich einen denkbar schlechten Zeitpunkt erwischt. Denn im Zweitliga-Heimspiel gegen Erzgebirge Aue zeigte der SCP am Freitag seine mit Abstand schlechteste Saisonleistung. Dass die Paderborner trotzdem noch einen Punkt ergatterten, lag maßgeblich an Ademi. Der 26-jährige Winterneuzugang war in der 73. Minute in die Partie gekommen, um dann mit einem Tor und einem Assist das nicht mehr für möglich gehaltene 3:3 zu sichern. "Für mich war das ein guter Einstand. Ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Aber es war kein gutes Spiel von uns", bilanziert Ademi. Dieser wurde nach dem überraschenden Abgang von Sven Michel am letzten Tag der Winter-Transferperiode bis zum Saisonende vom russischen Erstligisten Khimki Moskau ausgeliehen. Für den 1,96 Meter großen Stürmer ging damit im letzten Moment der Wunsch in Erfüllung, Moskau zu verlassen. Ademi war erst im August von Fenerbahce Istanbul zum FK Khimki gewechselt. Der Schweizer mit kosovarischen Wurzeln stand zwar immerhin in neun von vierzehn Spielen in der Startelf. Doch der Wohlfühlfaktor passte nicht. Ademi vermisste seine Familie. Sportlich lief und läuft es für das Schlusslicht der russischen Premier Liga gar nicht gut. Und im Moloch Moskau kam sich der im Schweizer Alpenstädtchen Herisau aufgewachsene Fußballer ein wenig verloren vor. Der kalte russische Winter tat sein übriges. Rückkehr nach Moskau schwer vorstellbar "Die Leute sind dort schon speziell", berichtet Ademi und fügt an: "Ich bin erst mal froh, dass ich dort weg bin." Letzteres gilt umso mehr nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. "Der Krieg beschäftigt mich natürlich sehr", sagt der SCP-Neuzugang, der mit einem Moskauer Kumpel im regelmäßigen Kontakt steht. Im Sommer müsste Ademi eigentlich zurück zum FK Khimki. Schließlich läuft sein Vertrag bis Juli 2024. Doch zumindest derzeit kann er sich eine Rückkehr kaum vorstellen. "Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Ich konzentriere mich jetzt erst einmal auf Paderborn", sagt der in Villingen-Schwenningen geborene Fußballer, der im Alter von sechs Jahren mit seinen aus dem Kosovo stammenden Eltern in die Schweiz gezogen war. Dort kickte Ademi für die Nachwuchsteams des FC St. Gallen, ehe er von 2015 bis 2018 für die TSG Hoffenheim II spielte. Dass es dort nicht zu Profi-Einsätzen reichte, lag unter anderem an einem Kreuzbandriss. Doch bei Xamax Neuchatel und beim FC Basel sollte ihm der Durchbruch gelingen. So schoss Ademi in der Saison 2019/20 satte 15 Tore für Basel. Beim Schweizer Spitzenklub hatte er jedoch anschließend unter dem neuen Cheftrainer Ciriaco Sforza schlechte Karten. Und so wurde Ademi für 1,4 Millionen Euro zu Fenerbahce Istanbul transferiert. Dort erwies sich die Konkurrenz als zu groß. Hinzu kamen Verletzungsprobleme. Auch eine Ausleihe zum Istanbuler Ligakonkurrenten Karamgürük brachte nicht den gewünschten Erfolg. Und so entschied sich Ademi für den Wechsel nach Moskau.Corona-Pech im Trainingslager Nach turbulenten eineinhalb Jahren will der 26-Jährige nun in Paderborn an alte Baseler Glanzzeiten anknüpfen, sofern dies in der Kürze der Zeit überhaupt möglich ist. Denn die Startvoraussetzungen waren für Ademi alles andere als gut. Seit Mitte Dezember ruhte in Russland der Ligabetrieb. Kurz vor der Winterpause zog sich Ademi eine Muskelverletzung zu. Im Trainingslager in Antalya sollte sich der Schweizer dann auch noch Mitte Januar mit Covid-19 infizieren. Während seine Khimki-Teamkollegen fleißig trainierten, saß ein einsamer Ademi im Hotelzimmer in Quarantäne. Und so kam der Angreifer in keinem guten Zustand nach Paderborn. Nach dem ersten Mannschaftstraining klagte er über Probleme. Und so stand für ihn zunächst einmal Individualtraining mit Athletikcoach Johannes Thienel auf der Agenda. "Mittlerweile fühle ich mich schon wieder recht fit. Im Training mit der Mannschaft und in Extraschichten hole ich mir jetzt den letzten Schliff", berichtet Ademi. Für 90 Minuten reicht es derzeit noch nicht. Laut SCP-Coach Lukas Kwasniok sollen sich Felix Platte und Kemal Ademi im Monat März die Spielzeiten teilen, ehe die beiden Sturmhünen gemeinsam in der Startelf stehen könnten. "Wenn uns diese beiden Türme zur Verfügung stehen, sind sie nicht so leicht zu verteidigen", betont Kwasniok. Ademi genießt die Zeit mit seiner Mutter Wie schwer Ademi zu verteidigen ist, bewies er gleich beim Debüt gegen Aue. Mit einer perfekten Ballannahme und einem überlegten Abschluss netzte er in der 89. Minute zum 2:3 ein. In der Nachspielzeit stieg der SCP-Angreifer dann beeindruckend in die Höhe, um mit einem wuchtigen Kopfball das 3:3 durch Marcel Correia zu ermöglichen.Das Kopfballspiel zählt bei seiner Größe dann auch wenig überraschend zu seinen Stärken. Doch für seine 1,96 Meter ist Ademi auch überraschend schnell und wendig. "Irgendwie habe ich von allem ein bisschen. Aber mein Hauptjob ist es, Tore zu schießen", sagt der 26-Jährige, der sich in seiner neuen Wahlheimat enorm wohl fühlt. "Es macht hier brutal Spaß", erklärt Ademi, der beim SCP mit Jasper van der Werff auf einen alten Bekannten traf. So kennt er seinen Teamkollegen aus gemeinsamen Zeiten in St. Gallen und Basel. Dass sich Ademi an der Pader pudelwohl fühlt, liegt aber auch an seiner Mutter. Die ist nämlich derzeit zu Besuch bei ihrem Filius. Das Heimweh aus Moskauer Zeiten ist somit verflogen.

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