Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat in der Nacht zu Sonntag vor Dauerregen in Teilen von Ostwestfalen-Lippe gewarnt. Die Warnung wurde am Sonntagmorgen aufgehoben. Laut den Meteorologen zieht der Regen im Laufe des Tages ab. Bielefeld und Gütersloh erreichen Höchsttemperaturen von 21 Grad, Paderborn, Höxter, Minden, Herford und Detmold von 20 Grad.
Starke Gewitter am Mittwoch über OWL
Zuletzt sind am Mittwochabend starke Gewitter über weite Teile von Nordrhein-Westfalen gezogen. Heftige Regenfälle sorgten in Ostwestfalen-Lippe für viele Einsätze. Für Bielefeld und mehrere Kreise von OWL hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) zuvor vor schwerem Gewitter gewarnt.
Auf der A2 war es am Mittwochabend auf regennasser Fahrbahn zwischen Vlotho und Bad Oeynhausen zu einem Unfall gekommen, als ein Lkw ins Schlingern geriet und mit einem Mercedes Sprinter kollidierte. Die Bergungsarbeiten des Lkw gestalteten sich aufwendig.
Unwetter-Einsätze der Feuerwehren in OWL
Im Kreis Herford wurden die Einsatzkräfte zu weit mehr als 200 Einsätzen gerufen. Unwetter-Schwerpunkte waren Spenge, Enger und Löhne. Die meisten Einsätze waren wegen überschwemmter Straßen und herausgedrückter Gullydeckel. In Löhne war das Dach einer Gewerbehalle beschädigt worden, wodurch es einen Wassereinbruch gab. Aufgrund der Menge an Notrufen kam es zeitweise zu technischen Störungen in der Notrufannahme.
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Die Feuerwehr in Bielefeld musste zu rund 50 Einsätzen in der Stadt ausrücken. Vor allem in drei Stadtteilen war viel zu tun. Aufgrund der Starkregenfälle in den Abendstunden liefen laut Leitstelle unter anderem in Schildesche zahlreiche Keller voll. Verletzt worden sei dabei niemand, teilte der Lagedienst der Feuerwehr am Donnerstag mit.
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Im Kreis Lippe waren 120 Einsatzkräfte im Einsatz. Auch dort war der Hauptgrund der heftige Regen, der vor allem die Stadt Bad Salzuflen traf. Die ersten Meldungen über vollgelaufene Keller gingen gegen 22 Uhr ein, berichtet die Feuerwehr Bad Salzuflen am frühen Donnerstagmorgen. „In Retzen lief der Rhienbach über die Ufer“, meldete Sprecher Andre Brokbartold. Überflutete Straßen und vollgelaufene Keller waren die Folge. „Allerdings mussten wir keine Straßen sperren.“
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Im Kreis Gütersloh musste die Feuerwehr zu mehr als 50 Einsätzen ausrücken, ein Großteil davon in Gütersloh und Rheda-Wiedenbrück. Dort stand zeitweise die B61 unter Wasser. In Steinhagen sorgte ein Blitzschlag in ein Kirmes-Fahrgeschäft für einen kurzzeitigen Stromausfall. In Rheda-Wiedenbrück wurde das Fußball-Westfalenpokal-Spiel zwischen dem FSC Rheda und SC Verl in der 76. Minute abgebrochen.
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Unwetter hatten bereits am Dienstag und Mittwoch in Teilen von Nordrhein-Westfalen zu Überschwemmungen, umgestürzten Bäumen und Einschränkungen im Bahnverkehr geführt. Vorangegangen war teils extreme Hitze mit Temperaturen von mehr als 30 Grad.
Heftige Regenfälle und Blitzeinschläge in NRW und Deutschland
Bei den Unwettern am Dienstagabend war OWL noch vergleichsweise glimpflich davon gekommen. In anderen Teilen Nordrhein-Westfalens dagegen gab es viele Feuerwehreinsätze. Stark betroffen war Duisburg. Dort rückte die Feuerwehr bis zum Mittwochmorgen zu insgesamt 344 Einsätzen aus. Vor allem Überflutungen in Kellern und Unterführungen beschäftigten die Helfer. Ein Mensch sei so schwer von einem Hagelkorn getroffen worden, dass er eine Platzwunde am Kopf davongetragen habe. Die Polizei berichtete von mehreren überfluteten Stellen auf den Autobahnen 59 und 42 in der Nähe von Duisburg.
In Gronau wurde eine Frau in ihrem Auto eingeklemmt, nachdem ein Baum darauf gestürzt war, teilte die Feuerwehr mit. Die Insassin habe das Auto unverletzt verlassen können und sei völlig durchnässt in der nahegelegenen Gaststätte untergekommen. Auch in der Stadt Drolshagen im Süden von NRW gab es Notrufe wegen überfluteten Straßen, umgestürzten Bäumen und vollgelaufenen Kellern, wie die Feuerwehr mitteilte.
In Bruchsal in Baden-Württemberg trat ein Fluss über die Ufer. Die Altstadt des Stadtteils Heidelsheim wurde überflutet. Zwischenzeitlich habe das Wasser bis zu 1,50 Meter hoch gestanden, teilte die örtliche Feuerwehr mit. Nach Angaben der Hochwasserzentrale erreichte der Fluss Saalbach am Pegel Bruchsal gegen 2.30 Uhr mit gut 2,13 Metern den höchsten Stand und übertraf knapp die Marke für ein sogenanntes 100-jährliches Hochwasser von 2,10 Metern. In Bayern kollidierte ein Eurocity mit einem in den Gleisbereich gestürzten Baum. Bei dem Vorfall nahe Bad Endorf (Landkreis Rosenheim) waren rund 260 Menschen an Bord gewesen. Laut Bundespolizei gab es keine Verletzten.
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Dienstag der bislang heißester Tag des Jahres
Der Dienstag brach nach vorläufigen Daten des DWD mit mehr als 36 Grad den diesjährigen Temperaturrekord des Bundeslandes von 35,4 Grad. In Ennigerloh-Ostenfelde im Kreis Warendorf wurden 36,2 Grad registriert. Weitere Spitzenwerte verzeichneten Waltrop-Abdinghof, Lüdinghausen-Brochtrup (beide 35,8), Bielefeld-Deppendorf (35,7) und Lippstadt-Bökenförde (35,6).
Die Hitze der vergangenen Tage ging an einigen Krankenhäusern der Region nicht spurlos vorbei. Laut Annekathrin Kronsbein vom St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn wurden in der zentralen Notaufnahme an den heißen Tagen vermehrt Patienten versorgt, die von Schwindel und Kopfschmerzen, teilweise auch mit Begleiterscheinungen wie Erbrechen, betroffen waren.
Um den Patienten die hohen Temperaturen so erträglich wie möglich zu gestalten, würden ihnen vermehrt Getränke zur Verfügung gestellt. Außerdem verdunkle man die Räume wenn möglich und ziehe die Vorhänge zu. Ähnlich gestaltet sich die Situation im Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld. Laut Sandra Gruß wurden in den beiden Notaufnahmen aufgrund der hohen Temperaturen statt 180 mehr als 200 Patienten am Tag behandelt.
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Im Gegensatz dazu war im Klinikum Herford laut Annika Vinzelberg kein Anstieg der zu versorgenden Patienten, welche in Zusammenhang mit den hohen Temperaturen eintrafen, erkennbar. Allerdings gab es dort mehr Patienten, die aufgrund eines Insekten- oder Wespenstichs die Notaufnahme aufsuchten. Ob das unmittelbar an der Hitze lag oder die Leute sich bei den Temperaturen einfach mehr draußen aufhalten, sei nicht eindeutig zu sagen.
Warnungen vor extremer Hitze in NRW selten
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hat die Hitzewarnungen des DWD der vergangenen 20 Jahre erfasst. Demnach sind Warnungen vor extremer Hitze in NRW sehr ungewöhnlich. In 2023 und 2022 gab es keine, in 2021 eine solche Warnung. 2010 und 2015 gab es jeweils vier Warnungen, was den Höchststand darstellt. Hitzewarnungen gibt es öfter – im vergangenen Jahr acht.
Den Unterschied erklärt das LANUV wie folgt: „Eine Hitzewarnung erfolgt, wenn die gefühlte Temperatur für zwei Tage in Folge mindestens 32 Grad erreicht und gleichzeitig keine ausreichende nächtliche Auskühlung der Wohnräume mehr gewährleistet ist. Eine Warnung vor extremer Hitze erfolgt, wenn die gefühlte Temperatur 38 °C überschreitet.“
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Mit Material der dpa.