Bielefeld. Die extreme Hitze ist erstmal vorbei. Nachdem am Mittwoch, 13. August, und am Morgen des Donnerstags zunächst die Stufe 1 ausgelöst worden war, galt bis zum Abend des 14. Augusts sogar die Warnstufe 2. Die gefühlte Hitze in Bielefeld stieg damit auf 38 Grad, davor warnten Gesundheits-, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt und Deutscher Wetterdienst (DWD). Auch die Warnapp Nina löste aus wegen „extremer Hitze“. Am Freitag änderte sich die Wetterlage in Bielefeld dann – erst etwas, dann deutlich. Und am Wochenende? Da wird es kühler, aber immer noch sommerlich.
Zwar blieb es in Bielefeld am Freitag, 15. August, warm mit Temperaturen um 28 Grad am Nachmittag. Doch die sehr hohe Belastung durch Hitze, hohe Ozonwerte und UV-Strahlung ist erstmal vorbei. Am Freitagmorgen gab es zwar noch Hitzewarnungen für die Kreise Herford, Paderborn und Höxter, doch für Bielefeld hatte der Wetterdienst Entwarnung gegeben. In der Nacht zu Samstag kühlt es sich dann sogar deutlich ab: Es werden Werte um 15 Grad erwartet. Am Samstag geht der DWD von 23 Grad aus, am Sonntag von 21.
In der Nacht zu Freitag war es in Teilen OWLs zu starken Gewittern gekommen. Viele Blitze und Donner, teilweise mit Regenfällen, gab es ab etwa 22 Uhr auch in Bielefeld, vor allem im Norden der Stadt und im Bereich Heepen und Altenhagen. Die Feuerwehr musste jedoch in der Nacht laut Leitstelle zu keinen unwetterbedingten Einsätzen ausrücken.
Hitzewarnstufe 2 in Bielefeld – was das bedeutet
Bis 19 Uhr hatten die Bielefelder am Donnerstag, 14. August, ordentlich schwitzen müssen: Die Wärmebelastung lag dabei höher als zunächst angekündigt. Vor einer gefühlten Temperatur von 38 Grad Celsius ab Mittag warnten Stadt und Wetterdienste. Das entspreche dem thermischen Empfinden von „sehr heiß“ und gehe mit einer „sehr hohen“ gesundheitlichen Gefährdung einher, erklärt die Stadt. Auch mit einer hohen UV-Belastung sei zu rechnen. Die Bürger sollten sich schützen.
Die extreme Wärmebelastung im Verlauf des Donnerstags betraf laut DWD alle Gebiete bis zu einer Höhe von 200 Metern. Mit einer zusätzlichen Belastung sei aufgrund verringerter nächtlicher Abkühlung am zweiten Tag der Hitzeperiode insbesondere im dicht bebauten Stadtgebiet von Bielefeld zu rechnen, hieß es. Am Donnerstagabend gab es zunächst kaum Abkühlung, später zogen Gewitter auf. Jedoch ohne besondere Vorkommnisse.
Unwetter ziehen in der Nacht über OWL: Hitzewarnung für Teile der Region aufgehoben
Extreme Wärmebelastung in Bielefeld am Donnerstag
Das Gesundheits-, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt verwies an den Hitzetagen auf die allgemeinen Empfehlungen zum Umgang mit Hitze, die – neben Tipps für Einrichtungen wie beispielsweise Kindertagesstätten – im Bielefelder Hitzeportal zusammengestellt sind.
Bei Feuerwehr und Polizei in Bielefeld blieb die Einsatzlage trotz Hitzewelle ruhig. Seit Mittwoch, 13. August, habe es wetterbedingt keine Einsätze gegeben, so der diensthabende Lagedienst in der Leitstelle der Feuerwehr im Laufe des Donnerstags. Die Bürger seien bisher sehr umsichtig gewesen und hätten inzwischen offenbar einen guten Umgang mit derartigen Hitzetagen entwickelt. Für den Notfall seien alle Einsatzwagen mit Getränken besonders ausgestattet, sollte die Feuerwehr doch noch ausrücken müssen.
Zum Hintergund: Was Hitze mit uns Menschen macht
Menschen in Notaufnahmen sind teils stark dehydriert

Auch bei der Polizei lautete es, die Hitzewelle habe sich bisher nicht auf das Einsatzgeschehen ausgewirkt. In der Notaufnahme des Klinikums Mitte suche zudem eine für die Jahreszeit typische Zahl an Patienten Hilfe aufgrund von Hitzebeschwerden, so Pressesprecherin Nadja Jüstel. „Die Menschen sind teilweise dehydriert, manchmal bis zur Orientierungslosigkeit, oder sie kommen mit Nierenerkrankungen.“ Am Klinikum Mitte musste jedoch nur etwa eine Person am Tag aufgrund dessen stationär aufgenommen werden. Von einer vergleichbaren Situation in der Notaufnahme berichtete das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB).
Wichtig zu wissen: Der Ärztliche Direktor Thomas Vordemvenne erklärt, dass die Symptome einer Dehydratation sich oft erst im Abstand von ein bis zwei Tagen zeigten. „Aufgrund des vermehrten Schwitzens lautet die Empfehlung, die Trinkmenge ausreichend hochzuhalten und 2,5 bis 3 Liter über den Tag verteilt zu sich zu nehmen, sofern aus medizinischer Sicht nichts dagegenspricht.“ Am besten sei Mineralwasser. „Bei starker körperlicher Anstrengung kann der Bedarf höher liegen, bei Kindern niedriger sein.“ Bei Symptomen wie starken Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme oder Schwindel sollte man sich beim Hausarzt vorstellen, gegebenenfalls in der Notaufnahme, rät der Mediziner.
Beim Personal des Klinikums Mitte sei unterdessen der Einsatz auf der Geburtenstation an Hitzetagen besonders beliebt, so Jüstel, denn hier gebe es ein modernes Lüftungssystem.
Allgemeine Tipps bei Hitze:
- Passen Sie Ihren Alltag bei einer Hitzewelle an. Vermeiden Sie körperliche Aktivitäten und Erledigungen oder verlegen Sie diese in die kühleren Morgen- und Abendstunden.
- Halten Sie Ihre Wohnung und sich selbst möglichst kühl.
- Trinken Sie ausreichend – am besten Wasser und ungesüßte Tees, auch ohne Durst.
- Sorgen Sie für Sonnenschutz, wenn Sie ins Freie gehen.
- Achten Sie auf sich und andere, vor allem aber auf Kinder und ältere Menschen.
- Wenn Sie Arzneimittel einnehmen, konsultieren Sie vor einer Hitzewelle Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, um diese auf Hitzeverträglichkeit prüfen zu lassen.
- Beachten Sie insbesondere bei Hitze die Aufbewahrungshinweise in der Packungsbeilage von Arzneimitteln.
Sommer in Bielefeld: Diese Bielefelder Orte sind perfekt für eine Abkühlung an Hitzetagen
Weitere Infos finden Sie auf der Internetseite des Deutschen Wetterdienstes
Steigende Ozonwerte in Bielefeld
Die hohen Temperaturen mit viel Sonne sorgen unterdessen auch in Bielefeld für hohe Ozonkonzentrationen in der Luft. Im Laufe der Woche wird der Informationsschwellenwert von 180 µg/m³ Luft pro Stunde voraussichtlich überschritten. Eine Empfehlung lautet deshalb: Die Bielefelder sollten an Hitzetagen ihr Auto wenn möglich heute stehen lassen. Denn Abgase haben direkten Einfluss auf die Entstehung von bodennahem Ozon in der Stadt.
Eine zu hohe Belastung mit Ozon zeigt sich beim Menschen oftmals in Kopfschmerzen, Reizungen der Schleimhäute im Rachen und Hals und an den Augen, Erschöpfung und Abnahme der Leistungsfähigkeit.
Risikogruppen
Bei hohen Ozonwerten gibt es keine genau eingrenzbare Risikogruppe. Die individuelle Empfindlichkeit gegenüber Ozon ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Es ist davon auszugehen, dass etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung besonders empfindlich auf Ozon reagieren.
Aus Vorsorgegründen werden insbesondere Säuglinge und Kleinkinder als sensible Gruppen eingestuft, da sie in Bezug auf ihre Körpergröße ein relativ hohes Atemvolumen haben. Zudem ist ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet. Zu nennen sind auch bereits anderweitig gesundheitlich beeinträchtigte Menschen, beispielsweise Herz-Kreislaufkranke, Personen mit chronischen und akuten Atemwegserkrankungen sowie Asthmatikerinnen und Asthmatiker.
Verhaltenstipps bei hohen Ozonwerten
Da die höchsten Ozonkonzentrationen in den Nachmittags- und frühen Abendstunden auftreten, gelten folgende Verhaltensregeln besonders für diese Tageszeiten:
- Längere körperliche Anstrengungen im Freien vermeiden
- Ausdauersport nur in den Vormittagsstunden
- Beobachten Sie Ihr Befinden und körperliche Reaktionen
- Durchlüften der Innenräume in den Morgen- und späten Abendstunden
Für die Bildung von Ozon sind bestimmte Vorläufersubstanzen (Stickoxide, flüchtige organische Verbindungen) von Bedeutung, die hauptsächlich auf den Kfz-Verkehr und die Industrie zurückgehen. Die Vorläufersubstanzen werden unter Einwirkung der Sonnenstrahlung bodennah zu Ozon umgewandelt.
Die höchsten Ozonwerte treten aber am Stadtrand und in angrenzenden ländlichen Gebieten auf, da die Vorläufersubstanzen durch den übergeordneten Wind aus dem Stadtzentrum transportiert werden und in den Außenbereichen mit der Sonnenstrahlung zur Ozonbildung beitragen.
Wie wird in Bielefeld gemessen
In Bielefeld wird Ozon an der Landes-Messstation Ost, Nähe Bleichstraße, kontinuierlich gemessen. Stündlich aktualisierte Messwerte der Luftmessstation in Bielefeld an der Bleichstraße lassen sich im Internet auf der Seite des Landesumweltamtes (LANUK) einsehen. Eine Übersicht zur Prognose ist ebenfalls auf der Seite des LANUK zu finden: https://luftqualitaet.nrw.de/ozonprognose.php
Als vorsorgende Maßnahme gegen hohe Ozonwerte am Boden ist die Einschränkung der Pkw-Nutzung das beste Mittel. Denn Ozon – ein Gas, das farblos und giftig ist – entsteht vor allem, wenn Schadstoffe, die mit den Autoabgasen freigesetzt werden, bei starker Sonneneinstrahlung und heißen Temperaturen chemisch reagieren. Der ÖPNV und das Fahrrad sollten, wo immer möglich, deshalb bevorzugt werden.