Bielefeld/Vlotho/Bad Oeynhausen. Die Hochwasserlage entlang Weser, Werre, Else und Co. bleibt am Freitag zwar angespannt. Doch die Dauerregenphase ist beendet. In Ostwestfalen-Lippe und auch im Rest von Nordrhein-Westfalen hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) die Unwetterwarnung aufgehoben.
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Weser-Pegel überschreiten erneut Schwellenwert
Hochwassergefahr bestand zunächst an vielen Flüssen und Bächen weiterhin. An mehreren Messpunkten überschritten die Pegelstände der Weser weiter den Schwellenwert von 3. Dieser steht für „großes Hochwasser“. Zu den möglichen Gefahren gehört, dass bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet werden können. Nach den Messdaten des Lanuv galt das für folgende Stellen (Stand: Freitag, 15 Uhr):
- Messpunkt WSV-Vlotho
- Messpunkt WSV-Rinteln
- Messpunkt WSV-Porta
An anderen Messpunkten der Weser lag der Wert zuletzt weiterhin über 2 („mittleres Hochwasser“):
- Messpunkt WSV-Petershagen
- Messpunkt WSV-Bodenwerder
- Messpunkt WSV-Höxter
- Messpunkt WSV-Karlshafen
- Messpunkt WSV-Hameln-Wehrbergen
- Messpunkt WSV-Wahmbeck
- Messpunkt WSV-Hann-Muenden
Auch die Pegelstände anderer Flüsse in NRW überschritten den Schwellenwert von 2, so zum Beispiel die Alme am Messpunkt Neuhaus2 im Kreis Paderborn.
Überschwemmungen in Vlotho
Die Auswirkungen des Weser-Hochwassers sind zum Beispiel in Vlotho im Kreis Herford gut sichtbar. Dort überschwemmte das Wasser unter anderem einen Campingplatz. Aufgrund des Dauerregens warnte die App „Katwarn“ am Donnerstag noch einmal vor Überflutungen. Bürger sollen die Nähe von Flächen und Gebäuden meiden, die im Einzugsgebiet von Flüssen liegen:
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Am Freitag besuchen Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) einige Hochwassergebiete in NRW. Dabei wollen sie auch ein Unternehmen in Vlotho besuchen. Davor geht es nach Petershagen im Kreis Minden-Lübbbecke.
Campingplatz eingeschlossen
Weniger dramatisch als in Vlotho, aber dennoch außergewöhnlich ist die Lage eines Campingplatzes in Porta Westfalica. Der Platz konnte wegen seiner erhöhten Lage einer Überflutung entgehen, ist aber umringt von Wasser. „Die Anlage ist eine Insel“, sagt der Bielefelder Besitzer:
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Radweg überflutet, Straße abgesackt
Das nicht abfließende Wasser hat auch Folgen für den Verkehr in OWL. Bei Büren im Kreis Paderborn musste ein Radweg wegen Überflutung gesperrt werden, nachdem der Dauerregen Alme und Lippe weiter hatte anschwellen lassen:
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In Spenge im Kreis Herford ist ebenfalls eine Straße nach dem Dauerregen abgesackt - und kann nun vorerst nicht genutzt werden:>>> Straße abgesackt: Stadt Spenge warnt vor unzulässigem Betreten
Im Kreis Höxter erreichte das Wasser der Flüsse zuletzt immer wieder auch Fahrbahnen. So hat etwa die Nethe die L890 überflutet. Die Nethebrücke musste deshalb gesperrt werden:
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Überflutete Keller in OWL
Der Grundwasseranstieg infolge des Dauerregens stellt Hausbesitzer in der Region vor Herausforderungen. Die Feuerwehr muss seit Weihnachten immer wieder wegen vollgelaufener Keller ausrücken. Die Nachfrage nach Wasserpumpen ist entsprechend gestiegen. Die Folge: Es sind kaum noch welche zu bekommen:
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Experten warnen vor einem leichtfertigen Umgang mit überlaufenen Kellern. Dort verlaufen Stromkabel, es besteht Lebensgefahr:
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Abkochgebot für Trinkwasser in Minden
In Minden gilt weiter ein Abkochgebot für das Trinkwasser. Durch das Hochwasser war es dort zu einer Verunreinigung des Wassers mit Bakterien gekommen, die zu Durchfall und anderen Erkrankungen führen können. Das Abkochgebot gilt seit dem 29. Dezember. Über Details informiert die Stadt Minden auf ihrer Homepage. Entwarnung dagegen in Hille: Dort muss das Wasser nicht mehr abgekocht werden.
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So war die Lage an den Weihnachtsfeiertagen
Für einige Unternehmen im Kreis Minden-Lübbecke hatte das Hochwasser während der Feiertage drastische Folgen. So konnte das Unternehmen Automobile Klassen noch gerade rechtzeitig Luxuswagen retten, während die Gastronomie an der Schiffmühle nicht mehr geschützt werden konnte. Lediglich einige Lebensmittel konnten die Betreiberin und ihre Angestellten noch ins Trockene bringen.
Als Folge des Hochwassers mussten einige Haushalte in OWL zeitweise ohne Strom auskommen. So auch in Verl im Kreis Gütersloh. Die zuständige Westnetz GmbH nannte Auswirkungen des Hochwassers als möglichen Grund. Auch Bad Oeynhausen war betroffen. 15 vom Wasser eingeschlossene Wohnhäuser hatten zwischenzeitlich keinen Stromanschluss mehr.
Nahe einer Firma in Vlotho im Kreis Herford konnten Feuerwehr, das Technische Hilfswerk (THW) und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) einen Deichbruch verhindern. Hunderte Einsatzkräfte sicherten den Bereich mit Sandsäcken und konnten den Deichfuß stabilisieren.
Pegel Porta erreicht höchsten Wert seit 1947
Der Pegel Porta erreichte an den Feiertagen zwischenzeitlich mit 6,72 Meter den höchsten Wert nach 1947, wie die Stadt Minden mitteilte.
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(mit Material der dpa)