Hochwasser in OWL

Weser-Pegelstände über Schwellenwert – Dauerregen in OWL vorbei

Die massiven Regenfälle haben deutliche Spuren in OWL hinterlassen. Einsatzkräfte und Kommunen kämpfen mit den Folgen. Der Überblick für Ostwestfalen-Lippe.

Vlotho, 3. Januar: Blick auf die Weser. | © Friso Gentsch

Bielefeld/Vlotho/Bad Oeynhausen. Die Hochwasserlage entlang Weser, Werre, Else und Co. bleibt am Freitag zwar angespannt. Doch die Dauerregenphase ist beendet. In Ostwestfalen-Lippe und auch im Rest von Nordrhein-Westfalen hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) die Unwetterwarnung aufgehoben.

>>> Wetterumschwung: Nach dem Regen kommt die Kälte in OWL

Weser-Pegel überschreiten erneut Schwellenwert

Hochwassergefahr bestand zunächst an vielen Flüssen und Bächen weiterhin. An mehreren Messpunkten überschritten die Pegelstände der Weser weiter den Schwellenwert von 3. Dieser steht für „großes Hochwasser“. Zu den möglichen Gefahren gehört, dass bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet werden können. Nach den Messdaten des Lanuv galt das für folgende Stellen (Stand: Freitag, 15 Uhr):

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  • Messpunkt WSV-Vlotho
  • Messpunkt WSV-Rinteln
  • Messpunkt WSV-Porta

An anderen Messpunkten der Weser lag der Wert zuletzt weiterhin über 2 („mittleres Hochwasser“):

  • Messpunkt WSV-Petershagen
  • Messpunkt WSV-Bodenwerder
  • Messpunkt WSV-Höxter
  • Messpunkt WSV-Karlshafen
  • Messpunkt WSV-Hameln-Wehrbergen
  • Messpunkt WSV-Wahmbeck
  • Messpunkt WSV-Hann-Muenden

Auch die Pegelstände anderer Flüsse in NRW überschritten den Schwellenwert von 2, so zum Beispiel die Alme am Messpunkt Neuhaus2 im Kreis Paderborn.

3. Januar: Ein Gebäude steht auf einem Campingplatz in Vlotho nahe der Weser. - © Friso Gentsch
3. Januar: Ein Gebäude steht auf einem Campingplatz in Vlotho nahe der Weser. | © Friso Gentsch

Überschwemmungen in Vlotho

Die Auswirkungen des Weser-Hochwassers sind zum Beispiel in Vlotho im Kreis Herford gut sichtbar. Dort überschwemmte das Wasser unter anderem einen Campingplatz. Aufgrund des Dauerregens warnte die App „Katwarn“ am Donnerstag noch einmal vor Überflutungen. Bürger sollen die Nähe von Flächen und Gebäuden meiden, die im Einzugsgebiet von Flüssen liegen:

>>> Katwarn-Alarm: Alles zum Hochwasser in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke

Am Freitag besuchen Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) einige Hochwassergebiete in NRW. Dabei wollen sie auch ein Unternehmen in Vlotho besuchen. Davor geht es nach Petershagen im Kreis Minden-Lübbbecke.

Campingplatz eingeschlossen

Weniger dramatisch als in Vlotho, aber dennoch außergewöhnlich ist die Lage eines Campingplatzes in Porta Westfalica. Der Platz konnte wegen seiner erhöhten Lage einer Überflutung entgehen, ist aber umringt von Wasser. „Die Anlage ist eine Insel“, sagt der Bielefelder Besitzer:

>>> Hochwasser: Campingplatz von Bielefelder Besitzer ist vom Wasser eingeschlossen

Radweg überflutet, Straße abgesackt

Das nicht abfließende Wasser hat auch Folgen für den Verkehr in OWL. Bei Büren im Kreis Paderborn musste ein Radweg wegen Überflutung gesperrt werden, nachdem der Dauerregen Alme und Lippe weiter hatte anschwellen lassen:

>>> Wieder steigende Pegel: Radweg im Kreis Paderborn wegen Überflutung gesperrt

In Spenge im Kreis Herford ist ebenfalls eine Straße nach dem Dauerregen abgesackt - und kann nun vorerst nicht genutzt werden:>>> Straße abgesackt: Stadt Spenge warnt vor unzulässigem Betreten

Im Kreis Höxter erreichte das Wasser der Flüsse zuletzt immer wieder auch Fahrbahnen. So hat etwa die Nethe die L890 überflutet. Die Nethebrücke musste deshalb gesperrt werden:

>>> Hochwasser: Die Gefahren für die Straßen im Kreis Höxter

In OWL gibt es zahlreiche Stellen, die bei Dauerregen und Hochwasser potenziell überflutet werden. - © Grafik: Jürgen Schultheiß
In OWL gibt es zahlreiche Stellen, die bei Dauerregen und Hochwasser potenziell überflutet werden. | © Grafik: Jürgen Schultheiß

Überflutete Keller in OWL

Der Grundwasseranstieg infolge des Dauerregens stellt Hausbesitzer in der Region vor Herausforderungen. Die Feuerwehr muss seit Weihnachten immer wieder wegen vollgelaufener Keller ausrücken. Die Nachfrage nach Wasserpumpen ist entsprechend gestiegen. Die Folge: Es sind kaum noch welche zu bekommen:

>>> Baumärkte leer gekauft: Wasserpumpen in OWL werden knapp

Experten warnen vor einem leichtfertigen Umgang mit überlaufenen Kellern. Dort verlaufen Stromkabel, es besteht Lebensgefahr:

>>> Pegel im Kreis Höxter steigen: Was Hausbesitzer jetzt tun sollten

Abkochgebot für Trinkwasser in Minden

In Minden gilt weiter ein Abkochgebot für das Trinkwasser. Durch das Hochwasser war es dort zu einer Verunreinigung des Wassers mit Bakterien gekommen, die zu Durchfall und anderen Erkrankungen führen können. Das Abkochgebot gilt seit dem 29. Dezember. Über Details informiert die Stadt Minden auf ihrer Homepage. Entwarnung dagegen in Hille: Dort muss das Wasser nicht mehr abgekocht werden.

>>> NW auf Instagram: Mehr Bilder zum Hochwasser in OWL

So war die Lage an den Weihnachtsfeiertagen

Für einige Unternehmen im Kreis Minden-Lübbecke hatte das Hochwasser während der Feiertage drastische Folgen. So konnte das Unternehmen Automobile Klassen noch gerade rechtzeitig Luxuswagen retten, während die Gastronomie an der Schiffmühle nicht mehr geschützt werden konnte. Lediglich einige Lebensmittel konnten die Betreiberin und ihre Angestellten noch ins Trockene bringen.

Selten beschäftigt zuvor eine Unwetterlage die Einsatzkräfte so heftig und lang. - © Gerald Dunkel
Selten beschäftigt zuvor eine Unwetterlage die Einsatzkräfte so heftig und lang. | © Gerald Dunkel

Als Folge des Hochwassers mussten einige Haushalte in OWL zeitweise ohne Strom auskommen. So auch in Verl im Kreis Gütersloh. Die zuständige Westnetz GmbH nannte Auswirkungen des Hochwassers als möglichen Grund. Auch Bad Oeynhausen war betroffen. 15 vom Wasser eingeschlossene Wohnhäuser hatten zwischenzeitlich keinen Stromanschluss mehr.

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Hochwasserlage in OWL

Nahe einer Firma in Vlotho im Kreis Herford konnten Feuerwehr, das Technische Hilfswerk (THW) und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) einen Deichbruch verhindern. Hunderte Einsatzkräfte sicherten den Bereich mit Sandsäcken und konnten den Deichfuß stabilisieren.

Pegel Porta erreicht höchsten Wert seit 1947

Der Pegel Porta erreichte an den Feiertagen zwischenzeitlich mit 6,72 Meter den höchsten Wert nach 1947, wie die Stadt Minden mitteilte.

Weitere Informationen

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(mit Material der dpa)