Mindener Restaurant unter Wasser: Betreiberin muss Silvester-Reservierungen stornieren

Minden. Der erste Weihnachtstag begann für Anna Haas alles andere als besinnlich. An Heiligabend bewirteten sie und ihre Mitarbeiter noch einen Saal voller Gäste und schon am nächsten Morgen stand die Wirtin der Gastronomie an der Schiffmühle knietief im Wasser. Ihr Koch, der mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsbuffet starten wollte, rief sie um 9 Uhr morgens an. &bdquo;Ich komme nicht rein. Hier steht alles unter Wasser“, habe er gesagt. Seit elf Jahren betreibt Haas die Gastronomie an der Schiffmühle in Minden direkt an der Weser. Das Hochwasser sei während dieser Zeit noch nie so schlimm wie jetzt gewesen, sagt die 53-Jährige. Sie musste das Restaurant schließen. Nie hätte die Mindenerin gedacht, dass es sie auch treffen könnte, sagt sie und starrt auf das Wasser, das ihr seit zwei Tagen den Weg zu ihrem Restaurant versperrt. Reservierungen storniert und Weihnachtsessen verteilt &bdquo;Es wird schon“, hätten sie alle noch am 24. Dezember gedacht. Deshalb sei der Schock nach dem Anruf ihres Kochs am nächsten Morgen groß gewesen. Als Haas und weitere Mitarbeiter am Montagmorgen bei der Schiffsmühle ankamen, konnten sie noch nicht einmal mit dem Auto bis vor den Eingang fahren. &bdquo;Wir haben nur zugesehen, dass wir die Lebensmittel dort herausbekommen“, sagt die 53-Jährige. Mit improvisierten Gummistiefeln - blaue Säcke an den Füßen - wateten die Mitarbeiter durch die überfluteten Gehwege. Haas rief derweil alle Gäste an, die sich für die beiden Weihnachtsfeiertage einen Tisch bestellt hatten. Die meisten hatten Verständnis für ihre Situation, doch einige hätten ohne Weihnachtsessen dagestanden. &bdquo;Deshalb haben wir spendiert, was wir konnten“, sagt Haas. Zwar ohne Vorspeise und Nachtisch, aber das Fleisch und die Beilagen habe sie an die Privathaushalte verteilt. Einige Gäste holten sich das Essen noch vor Ort ab, für eine Gesellschaft von 26 Leuten lieh sich Haas einen Geländewagen und lieferte das, was bereits fertig war, zu ihnen nach Hause. Bänke wurden weggeschwemmt Beim Treffen am Mittwoch hat Haas keine Gummistiefel dabei. &bdquo;Es ist zu gefährlich dadurch zu gehen“, sagt sie. Man wisse nie genau, wie tief das Wasser sei und ob die Strömung nicht doch zu stark ist. Dennoch hat die Wirtin keine Ruhe. Sie müsse nach dem Rechten sehen, sagt die Gastronomin. In den vergangenen Jahren sei sie jeden Tag da gewesen. Das jetzt nicht machen zu können, stört die Restaurantinhaberin. &bdquo;Es geht um meine Existenz“, sagt Haas und verliert kurz ihre Fassung. Es sei schwer für sie, doch sie möchte optimistisch bleiben. &bdquo;Innendrin kann nicht viel passiert sein“, sagt sie. &bdquo;Die Gastronomie an der Schiffsmühle ist so gebaut worden, dass sie dem Hochwasser standhalten kann.“ Dennoch habe die Sutuation bereits einige Schäden angerichtet. Hauptsächlich in der Außenanlage. Der Strom im Getränkeschuppen musste abgestellt werden. Bis auf zwei noch funktionierende Kameras im Außenbereich sei die äußere Elektronik in Mitleidenschaft gezogen worden. &bdquo;Das Seitentor ist kaputt gegangen und die Bänke, die wir für die Raucher draußen aufgestellt haben, wurden weggeschwemmt“, sagt Haas und zeigt auf ihrem Smartphone die Aufnahmen der zwei noch funktionierenden Außenkameras. Die Zelte aber, die für das Weihnachtsessen und Silvester aufgebaut wurden, stehen noch. Frühstens im Februar wieder öffnen Nutzen wird sie die vorerst nicht mehr. Das Silvester-Event sei auch bereits abgesagt, sagt Haas. In den ganzen elf Jahren habe sie nur drei Mal kein Silvester an der Schiffsmühle feien können - zwei mal zur Corona-Zeit und jetzt wegen des Wassers. Auch die gebuchten Weihnachtsfeiern, die nachträglich in den Januar gelegt wurden, werden wohl nicht stattfinden, sagt Haas. Sie rechnet damit, frühstens im Februar wieder öffnen zu können. Damit gehe ihr sehr viel Umsatz verloren. Zur konkreten Summe hält sie sich bedeckt. Es sei Haas ihr schwer gefallen, allen Gästen abzusagen - und das auch noch so kurzfristig vor Weihnachten und Silvester. &bdquo;Aber da kann ja keiner was für“, sagt sie. Es sei schon hart, dass es sie jetzt schon wieder treffe. Erst im Sommer diesen Jahres hatte es einen Einbruch in der Gaststätte gegeben. Jugendliche hatten randaliert, vieles kaputt geschlagen und unter anderem Handys gestohlen. Da das Inventar versichert war, sei das aber zu stemmen gewesen, sagt Haas. Jetzt wird sie die Versicherung erneut brauchen. Sie habe bereits Kontakt aufgenommen. Immerhin: Mit dem Schadensersatz dürfte es keine Probleme geben, sagt die 53-Jährige.

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