
Wegen Hochwassergefahr bauen Feuerwehr, THW oder auch Privatleute oft vorbeugende Hochwassersperren aus Sandsäcken, um ein Überlaufen von Flüssen und Seen, aber auch ein Eindringen von Wasser und Schlamm in Gebäude, Unterführungen oder auf Straßen zu verhindern. Was es dabei zu beachten gilt, wie man Sandsäcke richtig verlegt und warum das alles überhaupt funktioniert, beantworten wir in unseren FAQs.
Welche Arten von Sandsäcken zum Hochwasserschutz gibt es? Gibt es einen Standardsack?
Nein, den Standardsack gibt es nicht. Die Hilfskräfte unterscheiden zwei Arten von Sandsäcken, die zum Einsatz kommen: den Jute-Sandsack und den Sandsack aus Kunststoff (PP/PE). Jutesäcke haben eine höhere Stabilität, Kunststoffsäcke sind dagegen wetterbeständiger, haben aber den Nachteil, dass sie weniger rutschfest sind. Die Sandsäcke sind in der Regel ca. 30 x 70 cm groß. Für die städtischen und staatlichen Hilfskräfte sind sie natürlich in großen Gebinden erhältlich, in Baumärkten und im Baustoffhandel sind auch Mengen für Privathaushalte zu erwerben.
Wie schwer sollten Sandsäcke sein?
Nicht schwerer als 20 Kilogramm. Zum einen macht das das Verlegen der Sandsäcke leichter, zum anderen sorgen diese Sandsäcke für eine gute Dichtigkeit.
Wie werden Sandsäcke befüllt?
Bewährt haben sich laut THW sogenannte Sandsackfülltrichter, unter die der Sandsack gehängt wird. In den Trichter wird dann der Sand per Hand eingeschaufelt. Behelfsmäßig kann man aber auch Pylonen nutzen, indem man ihnen die Spitze abschneidet und sie dann als Trichter nutzt. Beim Sand achtet man darauf, am besten einen Korngröße von 0 bis 8 Millimetern zu verwenden.
Worauf muss man beim Befüllen achten?
Laut des THW-Ortsverbands Emden muss man lediglich auf zwei Dinge achten:
1. Dass der Sandsack nur zu zwei Dritteln mit Sand befüllt wird und
2. der Sandsack nicht schwerer ist als 20 Kilogramm (siehe oben). Der THW Emden hat dazu auch ein Handout verfasst, um das schnell und einfach zu verdeutlichen. Die pdf kann hier heruntergeladen werden.
Warum darf der Sandsack nicht prall gefüllt werden? Ist es nicht besser, ihn möglichst fett zu machen?
Nein, beim Sandsackbefüllen gilt nicht das Motto "Viel hilft viel". Wie der THW Gießen auf seiner Webseite schreibt, ist es nicht hilfreich, ihn prall zu füllen, weil er dann nichts mehr abdichten kann, denn durch die entstehenden Lücken beim Verbau fließt das Wasser unbehindert durch. Deshalb ist es wichtig, ihn nur zu zwei Dritteln zu füllen. Beim Verlegen lassen sich die Sandsäcke so auch festtreten, und die Stabilität der einzelnen Sackreihe erhöht sich.
Wie verschließt man einen Sandsack richtig?
Das kommt drauf an, für welchen Zweck man den Sack verwenden wird. Das Do-it-yourself-Portal Heimwerker.de erklärt, dass Säcke unverschlossen verbaut werden, wenn ein möglichst wasserdichter Notdamm oder Ringwall entstehen soll. Dann wird der überstehende Rand des Sacks umgeschlagen und mit dem umgeschlagenen Teil nach unten auf dem Damm festgetreten. Achtung: Die umgeschlagene Seite muss dabei immer zur Wasserseite zeigen. Wird der Sandsack für den Unterwassereinbau, das Ausbessern von Deichen oder das Beschweren anderer Materialien verwendet, wird er mit einer Kordel oder einem Stück Draht verschlossen.
Was muss man beim Stapeln von Sandsäcken beachten?
Wichtig ist zunächst, dass man keine Sandsäcke mit unterschiedlichen Materialien verwendet. Also: entweder nur Jutesäcke oder nur Kunststoffsäcke. Ansonsten besteht die Gefahr der Instabilität und des Wasserdurchbruchs. Und dann gilt: Sandsäcke werden nicht Fuge über Fuge verlegt, sondern so, wie ein Maurer eine Wand mauert, damit möglichst keine Lücken entstehen.
Wie viele Sandsäcke braucht man?
Für Privathaushalte geht man laut Heimwerker.de in der Regel von acht bis zehn Säcken pro Quadratmeter aus. Demnach ist eine Lage ungefähr zehn Zentimeter hoch, für einen Kubikmeter werden also 80 bis 100 gefüllte Sandsäcke benötigt. Werden die Säcke in einfacher Reihe verlegt, benötigt man drei bis vier Säcke pro Meter Sandsackwall.
Wie hoch ist der zeitliche Aufwand?
Niemand sollte beim Sandsackbefüllen alleine beschäftigt sein. Sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen ist das A und O in Notlagen wie drohendem Hochwasser. Zu zweit können nach Angaben von Heimwerker.de pro Stunde und ohne Hilfsmittel wie Trichter oder abgeschnittene Pylone 80 bis 100 unverschlossene Sandsäcke gefüllt werden. Müssen die Säcke zugebunden werden, so halbiert sich erfahrungsgemäß das Ergebnis.
Wie entsorgt man Sandsäcke nach dem Hochwasser?
Das Umweltbundesamt empfiehlt, nasse Sandsäcke möglichst schnell aus den Wohngebieten zu entfernen, um einer Verbreitung von Krankheitserregern und einer Verunreinigung des Grundwassers vorzubeugen. Dabei sollte man direkten Hautkontakt vermeiden, indem man wasserfeste Handschuhe trägt. Nasse Sandsäcke gehören grundsätzlich komplett auf die Hausmülldeponien. Sie gelten im Allgemeinen als "normale Abfallablagerung", wobei sich auch Säcke darunter befinden könnten, die auf eine Sonderabfalldeponie müssten, zum Beispiel weil sie durch ausgelaufenes Öl besonders belastet sind. Trocken gebliebene Säcke können wiederverwendet werden.