Hochwasser-Hotspot in NRW

Drei Häuser und Teil der Burg in Erftstadt eingestürzt

In Erftstadt-Blessem nahe Köln ist es zu gewaltigen Erdrutschen gekommen. Häuser wurden unterspült und stürzten ein. Es ist von mehreren Toten auszugehen.

16.07.2021 | 17.07.2021, 08:22

Köln (dpa/AFP). Im besonders schwer von der Unwetterkatastrophe betroffenen Erftstadt-Blessem in Nordrhein-Westfalen sind nach aktuellem Stand drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg eingestürzt. "Wir gehen von mehreren Toten aus, wissen es aber nicht", sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) am Freitag in Düsseldorf. Im bisher durchforsteten östlichen Teil des Ortes gebe es keine Todesopfer, alle dort lebenden Menschen seien in Sicherheit. "Aber das ist noch nicht die ganze Stadt." Die Lage in Erftstadt sei "wegen der Dynamik" zurzeit "ganz besonders kritisch" und noch sehr unübersichtlich.

Wegen schneller und massiver Unterspülungen gebe es eine Reihe von vollständigen und teilweisen Einstürzen von Häusern, hatte die Bezirksregierung in Köln zuvor mitgeteilt. "Es gibt Todesopfer", sagte eine Sprecherin. Es würden "etliche Personen" vermisst, die Infrastruktur sei ausgefallen, Krankenhausbetriebe seien nicht mehr möglich. Mehrere Pflegeheime müssten geräumt werden. Aus den Häusern erfolgten immer wieder Notrufe von eingeschlossenen Menschen, da diese trotz Warnungen wieder in das Schadensgebiet zurückgekehrt seien oder es nicht verlassen hätten.

Menschen können nur teilweise gerettet werden

Die Bezirksregierung schickte in Abstimmung mit dem nordrhein-westfälischen Innenministerium einen Erkundungstrupp des Katastrophenschutzes in den Rhein-Erft-Kreis, zu dem Erftstadt gehört. Wie die Bezirksregierung erklärte, könnten nur teilweise Menschen mit Booten oder Strömungsrettern gerettet werden.

Am Morgen gelang das einem Sprecher des Rhein-Erft-Kreises bei bisher 55 Menschen, 15 seien noch in ihren Häusern eingeschlossen. Mittlerweile geht das NRW-Innenministerium von mindestens 43 Toten aus, zuvor war die Rede von mindestens 30 Opfern gewesen. Der Sprecher des Rhein-Erft-Kreises sagte, über Todesfälle in dem bedrohten Gebiet bei Erftstadt sei ihm nichts bekannt.

Talsperren bereiten Sorgen

In der Nähe der Ortschaft sind am Mittag Teile der gesperrten Autobahn 1 in den Fluss Erft gestürzt. Dies berichtete ein dpa-Reporter als Augenzeuge. Nach seinen Angaben brachen schätzungsweise mehr als 40 Meter des Standstreifens in mehreren Stücken mit einem Knacken ab und fielen in den Fluss. Auf den Abschnitten hätten sich keine Fahrzeuge befunden. Auch ein Stück Lärmschutzwand sei eingestürzt.

Auch anderswo in NRW ist die Lage weiter angespannt. Die Rurtalsperre im Kreis Düren läuft seit Mitternacht "mit geringer Dynamik" über, wie der Wasserverband Eifel-Rur mitgeteilt hatte. Erwartet wurden Überflutungen in tieferliegenden Orten. Am Morgen gab es zunächst keine Berichte über Einsätze von Feuerwehr oder Polizei.

Im Kreis Euskirchen sollen Gutachter nun den tatsächlichen Zustand der Steinbachtalsperre klären, an deren Damm sich deutlich sichtbare Rutschungen gebildet haben. Am Donnerstag war die Talsperre als "äußerst instabil" bezeichnet worden, der Wasserstand war in der Nacht allerdings gesunken.