Hagen/Altena (dpa). Auch nach dem Abklingen des Starkregens in Nordrhein-Westfalen kämpfen Feuerwehr und andere Einsatzkräfte an vielen Stellen mit einer sich verschärfenden Hochwasserlage. Im Kreis Euskirchen drohte in der Nacht zum Donnerstag der Damm der Steinbachtalsperre zu brechen. Kritisch war die Lage zeitweise auch an der Bevertalsperre und der Wupper-Talsperre. Dort konnte das Wasser aber kontrolliert abfließen, wie die Feuerwehr mitteilte.
An der Steinbachtalsperre sei am Donnerstag die Autobahn 61 zwischen Bliesheim und Meckenheim vollgesperrt worden, teilte die Polizei mit. Zuvor war die A61 bereits gesperrt worden, weil die Autobahn von Wasser überflutet worden sei. Zur Beobachtung des Dammes seien das THW und die Polizei vor Ort. Der Verkehr wird auf die A565 umgeleitet.
Nach massiven Regenfällen müssen etwa 1.500 Menschen in Hückeswagen im Bergischen Land ihre Wohnungen verlassen. „Bei den Evakuierungsmaßnahmen muss viel mit dem Boot gemacht werden, weil die Straßen nicht mehr befahrbar sind", sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. Betroffen sei vor allem der Stadtteil Kleineichen unterhalb der Bevertalsperre. Bei den Rettungsmaßnahmen seien zwei DLRG-Helfer verletzt worden.
Die Lage scheint allerdings nicht mehr ganz so angespannt wie noch in der Nacht. „Der Damm, der zu brechen drohte, ist soweit sicher", sagte der Polizeisprecher. In dem Bereich rund um die Talsperre gebe es aber großflächige Überschwemmungen.
Mehrere Todesfälle in der Nacht
In Solingen starb ein 82 Jahre alter Mann nach einem Sturz im überfluteten Keller seines Hauses. Bei dem Sturz sei er mit dem Kopf unter Wasser geraten, sagte eine Sprecherin der Wuppertaler Polizei am Donnerstag. Nach Angaben der Stadt Solingen war der Mann aus einem Kellerschacht gerettet und wiederbelebt worden. Er sei nach dem Transport ins Krankenhaus gestorben.
Bei den Rettungseinsätzen starben zwei Feuerwehrleute im Sauerland. Ein 46-Jähriger Feuerwehrmann war am Mittwochnachmittag in Altena nach der Rettung eines Mannes aus einem überfluteten Stadtteil ins Wasser gestürzt und abgetrieben. Seine Kollegen konnten ihn kurz darauf nur noch tot bergen. Knapp zwei Stunden später kollabierte ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann bei einem Einsatz im Bereich des Kraftwerks Werdohl-Elverlingsen. Er sei am Mittwochabend trotz Reanimations- und Hilfsmaßnahmen gestorben, teilte die Polizei mit. Ersten Erkenntnissen nach handelte es sich bei dem Unglück um einen gesundheitlichen Notfall.
Auch im Kreis Unna starb ein Mann in seinem Keller. Ein 77-Jähriger aus Kamen sei in dem überfluteten Geschoss ums Leben gekommen, berichtete die Polizei. Hinweise auf ein Fremdverschulden gebe es nicht.
Stromausfälle durch Überflutungen
Vielerorts mussten Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden. Es gab auch großflächige Stromausfälle. Eine Sprecherin des Netzbetreibers Westnetz berichtete am Donnerstagmorgen, rund 190.000 Haushalte seien ohne Strom, weil Umspannwerke und andere Anlagen überflutet seien und abgeschaltet werden mussten. Betroffen seien vor allem das Bergische Land und die Eifel.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) wollte sich am Donnerstag in der besonders stark vom Hochwasser betroffenen Stadt Hagen ein Bild von der Lage machen. Dort hatte das Hochwasser der Volme die Situation am Donnerstagabend erneut verschärft. Etwa 440 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk waren allein dort unterwegs.
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