Mönchengladbach/Bedburg (dpa/anwi). Starkregen hat am Dienstag im Südwesten von NRW für Überflutungen und einen Großeinsatz der Rettungskräfte gesorgt. Ganze Straßenzüge gerieten unter Wasser und wurden gesperrt. Autos blieben in den Wassermassen stehen. Menschen wurden aus ihren Wohnungen in Sicherheit gebracht, wie Polizei und Feuerwehr mitteilten. Es gab erhebliche Schäden.
Einsatzschwerpunkte in Bedburg und Mönchengladbach
In Bedburg im Rhein-Erft-Kreis waren laut Deutschem Wetterdienst von Montag- bis Dienstagmorgen 134 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Ein Neubaugebiet im Ortsteil Kaster stand bis zu 60 Zentimeter hoch unter Wasser, sagte der dortige Feuerwehrsprecher David Kunze. Teils hätten Hausbewohner sich in die oberen Stockwerke gerettet, teils seien sie von der Feuerwehr aus den Häusern gebracht worden. Im Ortsteil Oppendorf wurden laut Feuerwehr 14 Menschen aus ihren Häusern geholt. Sie wurden vorübergehend in einem Schulzentrum untergebracht.
Der Pützbach in Bedburg sei über die Ufer getreten. Die Feuerwehr pumpe Keller leer und baue mit Sandsäcken und Schaufelradbaggern einen künstlichen Damm gegen die Fluten, sagte der Sprecher. THW, Feuerwehr und Rettungsdienste meldeten seit der Nacht mehr als 150 Einsätze.
Die Feuerwehr pumpte zahlreiche Keller aus. Mit Sandsäcken und Baggern bauten die Einsatzkräfte einen Damm gegen die Fluten. THW, Feuerwehr und Rettungsdienste zählten insgesamt rund 250 Einsätze. Am Abend wurden noch Straßen von Schlamm befreit, den der Regen von Feldern und Waldgebieten auf die Straßen gespült hatte.
Die Einsätze unterstützt hatte auch die Polizei. Sie ließ zur Aufklärung der Lage aus der Luft Drohnen fliegen. Die Feuerwehren Bonn und Köln halfen mit Sandsäcken aus.
Mönchengladbach: Starkregen richtet Schaden an Schulen an
In Mönchengladbach befreite die Feuerwehr eine Familie aus einer vollgelaufenen Wohnung. Eine Person wurde aus einem überfluteten Keller gerettet. In einem Krankenhaus drang Wasser in einen Versorgungskeller ein. Mithilfe leistungsstarker Pumpen konnten die Einsatzkräfte einen Technikausfall und damit eine Evakuierung verhindern.
An einem Schulzentrum wurde ein Erdwall gebaut. Auch dort konnten Pumpen weitere Schäden abwenden. Das Schulzentrum muss allerdings mindestens auch noch am Mittwoch geschlossen bleiben, nachdem das Wasser zu technischen Defekten und Verunreinigungen geführt hatte. Eine weitere Grundschule soll schon am Mittwoch wieder öffnen, eine Gesamtschule am Donnerstag, wie die Stadt mitteilte.
Die Leitstelle in Mönchengladbach zog am Abend eine vorläufige Bilanz: In mehr als 2.700 Telefonaten habe man fast 1.200 Hilfeersuchen entgegengenommen. „In Spitzenzeiten gingen innerhalb von zehn Minuten bis zu 152 Notrufe ein“, hieß es. Bis zum späten Nachmittag zählte die Feuerwehr 618 technische Hilfeleistungen und 15 Brandeinsätze.
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Willich: Häuser an Niers sicherheitshalber evakuiert

In Willich im Kreis Viersen wurden vorsorglich rund 200 Menschen aus Häusern direkt an der Niers in Sicherheit gebracht. Die meisten kamen bei Bekannten oder Verwandten unter. Um die Unterbringung von 15 Personen kümmerte sich die Stadt. Am Abend wurde die Notlage aufgehoben und alle konnten wieder in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren. Auch in Willich kam niemand zu Schaden.
Staus und Sperrungen auf der Autobahn
Die massiven Niederschläge sorgten auch auf den Straßen für Probleme. Auf der A4 bei Frechen stürzte ein Lastwagen um - laut Polizei vermutlich wegen Aquaplanings. Es bildeten sich kilometerlange Staus. Autofahrer mussten laut WDR ungefähr eine Stunde Wartezeit einkalkulieren. Auf der A46 in Düsseldorf lief zeitweise ein Autobahntunnel voll. Die Sperrung sorgte für kilometerlange Staus im Berufsverkehr.
Am Autobahnkreuz Leverkusen-West wurde die Verbindung von der A1 auf die A59 Richtung Düsseldorf gesperrt. Die Abflüsse könnten die Regenmengen derzeit nicht mehr aufnehmen, teilte die Autobahn-Gesellschaft mit.
Ein Sprecher der Autobahn-Gesellschaft rief die Autofahrer dazu auf, wegen Aquaplaning-Gefahr langsam zu fahren. „Tempo runter, Abstand rauf“, sagte er. Mitarbeiter der Autobahn-Gesellschaft seien südlich von Mönchengladbach unterwegs und brächten wegen der Wetterlage Tempo-60-Schilder an.
Auch der ADAC in NRW warnt Autofahrer vor schlechter Sicht und Aquaplaning. Durch überflutete Bereiche sollten Autofahrer nicht hindurchfahren, um Motorschäden zu vermeiden. Parkt ein Auto in einem überfluteten Bereich, rät der ADAC von Startversuchen im Wasser ab.
Zeitweise höchste Pegel-Meldestufe an der Erft
Die Erft erreichte am Pegel Neubrück bei Grevenbroich zeitweise die höchste von drei Meldestufen („erhebliche Gefahr“). Deutlich erhöhte Wasserstände gab es auch an der Wurm, einem Nebenfluss der Rur, in Herzogenrath. NRW-weit gab es bis zum Mittag an zehn Messstellen erhöhte Wasserstände an Flüssen und Bächen - allesamt im Südwesten des Landes.
Karte: Aktuelle Wetterwarnungen in Deutschland
Kein Starkregen in OWL, aber Hochwasser-Vorwarnung
Die Unwetter haben ab dem Mittag nachgelassen. Für Ostwestfalen-Lippe bestand keine Gefahr: Das Regenband im Westen zog in Richtung Norden ab. In OWL fielen am Dienstag lediglich normale Regenmengen. Weil ansteigende Pegel im Lippeeinzugsgebiet nicht auszuschließen sind, galt ab Montagabend eine Hochwasser-Vorwarnung für die Landkreise Lippe und Paderborn. Sie wurde inzwischen aufgehoben.