Missbrauchsskandal

Missbrauch in Lügde und Bergisch Gladbach: Behörden prüfen Verbindung

Die Familie des mutmaßlichen Täters von Bergisch-Gladbach soll laut Medienberichten mehrere Verbindungen zum Campingplatz Lügde haben. Oberstaatsanwalt Ralf Vetter spricht von Spekulationen.

Der Campingplatz "Eichwald" in Lügde-Elbrinxen.
| © Archivfoto: Bernhard Preuss

14.01.2020 | 10.07.2020, 11:25

Köln. Zwischen dem Missbrauchsskandal in Lügde und dem Pädophilen-Netzwerk, das nach einer Hausdurchsuchung in Bergisch Gladbach im Oktober enttarnt wurde, soll es Querverbindungen geben, berichtet am Dienstagabend der Kölner Stadtanzeiger. Wie Sicherheitskreise bestätigten, prüfen die Behörden bereits seit längerem Verbindungen zwischen Verwandten des mutmaßlichen Täters von Bergisch Gladbach und dem Campingplatz in Lügde. Aus Sicht der Ermittler könnte es sich auch um einen Zufall handeln.

„Dies sind reine Spekulationen. Wir haben bei unseren Ermittlungen keinerlei Zusammenhänge zwischen diesen beiden Missbrauchsfällen gefunden", sagt auf Nachfrage dieser Zeitung der Detmolder Oberstaatsanwalt Ralf Vetter, der die Ermittlungen im Missbrauchsfall Lügde leitet.

Auch die Polizeibeamten der „EK Eichwald" hätten keinerlei Hinweise gefunden, dass es einen Austausch von kinderpornografischen Aufnahmen sowie andere Verbindungen oder eine Kooperation zwischen den Tätern von Lügde und Bergisch Gladbach geben habe.

Der Großvater des Beschuldigten aus Bergisch Gladbach soll von Mitte der 80er Jahre bis Mitte der 90er-Jahre einen Stellplatz auf dem Campingplatz in Lügde gepachtet haben und früher selbst wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden sein. Der 84-jährige Großvater bestreitet, dass er die Täter von Lügde auf dem Campingplatz persönlich kennengelernt habe. Vetter: „Es auch kann Zufall sein, denn laut unserer Zeitschiene können sie sich dort nicht getroffen gehaben."

Die Fahnder der Ermittlungsgruppe "Berg" fanden laut Kölner Stadtanzeiger außerdem heraus, dass der Cousin des Beschuldigten von Bergisch Gladbach einem der Sexualstraftäter von Lügde einen Wohnwagen verkaufte. Bislang gibt es aber noch keine konkreten Beweise für eine Kooperation der Täter. Der Cousin gilt als unbescholten.

Laut Vetter laufen auf dem Campingplatz aktuell keine Ermittlungen. Das NRW-Innenministerium wollte einen Zusammenhang zum jetzigen Zeitpunkt nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren.

Der Fall Lügde

Vor rund einem Jahr - Ende Januar - informierte die Polizei des Kreises Lippe bei einer Pressekonferenz über hundertfachen Missbrauch von Kindern auf einem Campingplatz bei Lügde. Die Taten machten sprachlos - auch die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft. Kurz danach entpuppte sich der Fall auch als Behörden- und Polizeiversagen.

Hinweise auf den Haupttäter - ein Camper, der seine Pflegetochter missbrauchte und als Lockvogel für andere Kinder einsetzte - soll es schon Monate vorher gegeben haben. Bei der Polizei des Kreises Lippe wurden zahlreiche Posten neu besetzt. Die Ermittlungen wechselten schnell an das Polizeipräsidium Bielefeld.

Im September verurteilte das Detmolder Landgericht die beiden Angeklagten zu hohen Haftstrafen und ordnete anschließende Sicherungsverwahrung an.

Der Fall Bergisch Gladbach

Im Missbrauchsfall Bergisch-Gladbach hat die Polizei am Dienstag auch einen in Österreich lebenden Beschuldigten ermittelt. Das teilte die Staatsanwaltschaft Köln mit.

In dem Fall geht es um massenhaften Missbrauch von Kindern. In einem im Oktober aufgedeckten Netzwerk sollen Täter Fotos und Videos vom Missbrauch in Chat-Gruppen mit bis zu 1.800 Mitgliedern verbreitet haben. Die Ermittler arbeiten sich durch riesige Mengen von Daten mit belastendem Material. Nach Angaben der Polizei Köln gibt es in der Sache in NRW derzeit 21 Beschuldigte, von denen acht in Haft sind.

Mutmaßliche Tatorte sind Bergisch Gladbach, Viersen, Krefeld, Dortmund, Aachen, Alsdorf, Kamp-Lintfort und Duisburg. Zudem hat die Polizei Köln 21 Hinweise auf Straftaten in zehn andere Bundesländer weitergeleitet. Dabei handelt es sich um Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und das Saarland.

Mit Material der dpa.

Update 15.01.20., 14:15: Auch die Kölner Staatsanwaltschaft bestreitet einen Zusammenhang zwischen den Fällen. „Wir haben keinerlei Erkenntnisse darüber gewonnen, dass Täter aus unserem Tatkomplex Bergisch Gladbach auch an den in Lügde begangenen Taten beteiligt gewesen sein könnten", sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Bei denmöglichen Verbindungen zwischen Verwandten des mutmaßlichen Haupttäters von Bergisch Gladbach hätten sich „keine Hinweise auf strafrechtlich relevante Sachverhalte ergeben". Zudem sagt Willhuhn, es gäbe keine Erkenntnisse, dass der Verdächtige aus Bergisch Gladbach in Lügde entstandenes kinderpornografisches Material besessen habe.