
Halle. Comeback bei Gerry Weber: Nobert Steinke, zunächst Geschäftsführer von Hallhuber und von 2015 bis 2017 Vertriebsvorstand des Haller Modeunternehmens, kehrt als Teil eines vierköpfigen Beraterteams zurück zu Gerry Weber. Das hat das Unternehmen mitgeteilt. Steinke, der das Unternehmen im Unfrieden verlassen hatte, soll sich um die Optimierung des Produktangebotes kümmern, dazu zählt die Abverkaufsanalytik sowie die "Full-Price Sellthrough", wie es im Fachjargon heißt, zu deutsch Abverkauf ohne Preisnachlass. Zuletzt war Steinke auch Geschäftsführer der Tom-Tailor-Tochter "Bonita".
Steinke erklärt, er habe sein Vorstandsmandat aus freien Stücken niedergelegt. Eine daraufhin vom stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden nachgereichte Kündigung habe wieder zurückgezogen werden müssen.
Die weiteren Experten sind Klaus Harnack von der Unternehmensberatung Hachmeister & Partner, Norbert Lock (Geschäftsführer der Fashion Management Consulting) und Karin Veit (zuletzt Geschäftsführerin und Kreativ-Chefin bei Marc Cain).
Mit "optimaler professioneller Aufstellung"
„Zu Beginn des neuen Geschäftsjahrs starten wir zuversichtlich und in optimaler professioneller Aufstellung, um GERRY WEBER wieder zu einer der attraktivsten Modemarken Deutschlands zu machen", sagt der Vorstandsvorsitzende Johannes Ehling.
Am gleichen Tag gewährt das Unternehmen den Blick zurück und legt die Bilanz für das Geschäftsjahr 2017/2018 vor. Die Verzögerung ist in der Insolvenz des Unternehmens begründet. So lange dieses Verfahren lief, hat das Unternehmen keine Zahlen veröffentlicht.
Der Umsatz erreichte im Geschäftsjahr 2017/18 rund 794,8 Millionen Euro. Damit wurde das Umsatzziel von 790 Millionen Euro leicht übertroffen. Allerdings hatte das Unternehmen - damals schon in der Krise - die Umsatzziele nach und nach reduziert. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Umsatz damit um 9,8 Prozent.
Fehlbetrag von 172,3 Millionen Euro
Die Abschreibungen des Konzerns stiegen auf 145,1 Millionen Euro, nach 47,9 Millionen Euro im Vorjahr. Dies sei auf "außerplanmäßige Abschreibungen im Zusammenhang mit der Restrukturierung des Unternehmens" in Höhe von 89,3 Millionen zurückzuführen. Darin enthalten sind unter anderem die Kosten für Abfindungen und Sozialpläne. Der Fehlbetrag des Geschäftsjahres 2017/2018 erreichte damit -172,3 Millionen Euro.
Im Zuge der Sanierung hat das Unternehmen bis Ende November 2019 nach eigenen Angaben 189 seiner selbst betriebenen Verkaufsflächen weltweit geschlossen. Zuvor betrieb Gerry Weber mit Stand vom 31. Oktober 2018 global 808 Verkaufsflächen in Eigenregie. Die Anzahl der Verkaufsflächen zum Beispiel in Kaufhäusern sank im gleichen Zeitraum von 2.629 auf 2.313 Flächen. Mit Stand Dezember 2019 beschäftigte Gerry Weber rund 3.400 Mitarbeiter. Der deutliche Rückgang ist insbesondere auf den Verkauf von Hallhuber zurückzuführen.
Erwarteter Umsatz von bis zu 390 Millionen Euro
Für den Zeitraum 1. November 2018 bis 31. Dezember 2019 (14 Monate) rechnet die Gerry Weber AG mit einem Konzernumsatz ohne Hallhuber von 540 Millionen Euro. Für den Zeitraum des Kalenderjahres 2020 erwartet der Konzern Umsatzerlöse in einer Bandbreite von 370 Millionen Euro bis 390 Millionen Euro. Mindestens bis Ende des kommenden Jahres werde das Unternehmen in den roten Zahlen verharren, hatte der Vorstandsvorsitzende Johannes Ehling kürzlich erklärt.