Paderborn

Paderborner Bürgermeister macht sich in Przemysl Bild von Lage Geflüchteter

Michael Dreier und eine Delegation aus Paderborn besuchen die polnische Stadt nahe der ukrainischen Grenze. Konkrete Ideen zur Verwendung der Spendengelder gibt es auch.

Am Grenzübergang in Medyka informierte ein Kommandant (l.) Bürgermeister Michael Dreier, Iwona Liwen, Stefanie Friemuth, Boguslaw Swiezy, Christian Weidlich und Przemysls Bürgermeister Wojciech Bakun über die aktuelle Lage. | © Stadt Przemysl

26.04.2022 | 26.04.2022, 16:33

Paderborn. Bürgermeister Michael Dreier ist von seinem dreitägigen Besuch in Paderborns polnischer Partnerstadt Przemysl zurückgekehrt - "mit eindrücklichen Bildern im Kopf und nach unzähligen informativen Gesprächen", heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ist Przemysl im Südosten Polens nahe der Grenze zum Drehkreuz für Flüchtende geworden.

Dreier wollte sich vor Ort ein Bild von der Flüchtlingssituation machen. Begleitet wurde er von Barbara Ozimek vom Freundeskreis Paderborn-Przemysl sowie Christian Weidlich, Leiter der Malteser Notfallvorsorge, und der Malteser-Stadtbeauftragten Stefanie Friemuth.

„Was ich in Przemysl gesehen habe, ist mit Worten kaum zu beschreiben“, berichtet Dreier nach seinem Besuch. Egal ob Ärzte aus Italien, Jugendliche aus Kanada oder Erwachsene aus Neuseeland: Menschen aus aller Welt seien "unaufgefordert dorthin gekommen, um in den verschiedensten Bereichen zu unterstützen und den Flüchtenden zu helfen". Das habe ihn tief beeindruckt.

Bei einem Treffen von Vertretern beider Städte, darunter Przemysls Bürgermeister Wojciech Bakun und dessen Stellvertreter Boguslaw Swiezy sowie Bürgermeisterreferentin Iwona Liwen, überreichte Dreier seinem Amtskollegen eine Urkunde, um damit stellvertretend das große Engagement aller Helfer in Przemysl bei der Bewältigung des Flüchtlingszustroms zu würdigen.

6.000 Flüchtlinge pro Tag

Anschließend machte sich die Paderborner Delegation ein Bild von der Lage am zehn Kilometer entfernten Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine in Medyka. Etwa 6.000 Flüchtende verließen täglich über Medyka ihre Heimat, ebenso viele kehrten zurück, berichtete der Kommandant vor Ort. Noch immer stauten sich die Autos von Przemysl bis zur Grenze.

Danach besuchte die Delegation das Zentrum, in dem ankommende Hilfsgüter koordiniert und weitergeleitet werden. „Das waren gigantische Hallen“, so Dreier. Auch ein Teil der 3.500 Geflüchteten, die länger in Przemysl bleiben werden, ist dort untergebracht.

Seit Mitte März sind in Przemysl zwei Gelenkbusse des Padersprinters unterwegs. - © Stadt Przemysl
Seit Mitte März sind in Przemysl zwei Gelenkbusse des Padersprinters unterwegs. | © Stadt Przemysl

Dreier machte sich im Verteilzentrum ebenfalls ein Bild über die Verwendung der aus Paderborn gelieferten Hilfsgüter. Allein aus Paderborn seien bislang 240 Tonnen nach Przemysl gebracht worden, die nächsten Lkw-Transporte würden bereits geplant. „Die Spenden werden vor Ort bitter benötigt und kommen den geflüchteten Menschen zu 100 Prozent zu Gute“, ergänzt Barbara Ozimek.

Vor ihrer Abreise besichtigte die Paderborner Abordnung noch den Bahnhof und ein ehemaliges Hotel, das demnächst für die dauerhafte Unterbringung von Flüchtlingen saniert werden soll. „Wir können uns vorstellen, den Aufbau der Unterkunft finanziell zu unterstützen“, sagte Dreier mit Blick auf das städtische Spendenkonto für Przemysl.

Mit dem Besuch habe die Delegation aus Paderborn "die enge Verbundenheit und die große Solidarität der Paderborner Bürgerschaft und der gesamten Region zum Ausdruck" bringen wollen, was unter anderem Przemysls Bürgermeister Bakun sehr zu schätzen gewusst habe, so Dreier. „Wir können in schwierigen Zeiten auf unsere deutschen Freunde zählen“, sagte dieser.