Biohaus-Stiftung aus Paderborn bringt Solarstrom für Krankenhäuser in die Ukraine

Paderborn. Solarenergie für ein kriegsgebeuteltes Land: Die Paderborner Biohaus-Stiftung und der Verein &bdquo;Ukrainisch-deutsche Freundschaft“ unterstützen die ukrainische Stadt Kamianets-Podilskyj. Kurz nach den Ostertagen war nun eine Delegation vor Ort, um im Rahmen eines Besuches Kontakte zu knüpfen sowie ein Solar-Projekt vorzubereiten, dass die Infrastruktur der Stadt stärken soll. Nataliia Petrenko und Willi Ernst besuchten die in der Ukraine bekannte Großstadt, die vor dem Krieg ein beliebtes Ferienziel gewesen ist: &bdquo;Kamianets-Podilskyj liegt im Südwesten der Ukraine, nahe der rumänischen Grenze. Diese Lage hat sie zwar bisher vor direkten Angriffen bewahrt, trotzdem ist der Krieg auch dort allgegenwärtig“, erklärt Willi Ernst. Vor Ort selbst informierten sie sich über die Rolle der Stadt im Rahmen der Front-Unterstützung: &bdquo;In den Krankenhäusern der Stadt werden Ausbildung, Training, Wundversorgung, Rekonvaleszenz, aber auch insbesondere Trauma-Bearbeitung vieler Ukrainerinnen und Ukrainer aus den Kriegsgebieten organisiert“, so Willi Ernst. Weitere Hintergründe: Paderborner Biohaus-Stiftung hilft mit 148 Solarmodulen für die Ukraine Universität Paderborn unterstützt ukrainische Innovationen Vor diesen Hintergrund haben sich beide Städte, Kamianets-Podilskyj und Paderborn, entschieden, im Rahmen einer kommunalen Kooperation eine Solaranlage für eines der Krankenhäuser zu ermöglichen. Das Projekt &bdquo;Kommunale Partnerschaften“ läuft über das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz BMZ: &bdquo;Bei dem Kooperationsprojekt arbeiten Kommunen aus Deutschland mit Partnerstädten aus dem globalen Süden zusammen, zu dem seit Kriegsausbruch auch die Ukraine gehört“, erklärt Ernst. Die Biohaus-Stiftung fungiere als Projektpartner und helfe, bei der praktischen Umsetzungen der Solaranlage: &bdquo;Geplant ist, dass zukünftig 84-kW-Module die Stromversorgung der Poly-Klinik in der Ivana-Franka-Straße und den Betrieb der benachbarten Reha-Einrichtung sichern helfen sollen“, erläutert er. Ziel der Delegationsreise war es, sich vor Ort einen Überblick zu verschaffen: &bdquo;Die Solarmaterialien sollen jetzt schnellstmöglich auf die Reise gehen, finanziert mit Zuschüssen der BMZ-Unterorganisation &bdquo;Engagement global“ aus Bonn“, so Willi Ernst. Die Installation der Solaranlage soll dann durch Mitarbeitende der kommunalen Verwaltung in der Ukraine erfolgen, die wiederum von Paderborner Experten angeleitet werden. Im Rahmen der innovativen Kooperation tauschen sich laut Willi Ernst bereits Studierende und Lehrende der Fakultät für Elektrotechnik der staatlichen Universität Podil mit Fachkollegen und -kolleginnen der Universität Paderborn zu Fragen der Solartechnik aus. Zur Vorbereitung und Weiterbildung sei im Rahmen des Projekts Online-Trainings geplant: &bdquo;Kamianets-Podilskyj soll dabei eine Schlüsselrolle als `Solar-Hub’ einnehmen und als Basis für weitere Solarinitiativen dienen, die von der Biohaus-Stiftung in Zusammenarbeit mit Greenpeace organisiert werden“, berichtet Ernst. Mehr zur Arbeit der Paderborner Stiftung: Biohaus-Stiftung hilft nach Erdbeben in Haiti Alltägliche Begegnungen mit der ukrainischen Kriegsrealität Die Eindrücke vor Ort beschreibt der Paderborner als vielschichtig: &bdquo;Trotz der Präsenz des Krieges und vieler Soldaten geht das normale Leben weiter. Wir haben viel über die menschliche Fähigkeit gesprochen, nicht nur im Ausnahmezustand zu existieren“, so Ernst. Gleichzeitig seien sich die Menschen der Kriegssituation sehr bewusst: &bdquo;Sehr viele möchten sich aktiv einbringen, sei es durch Projekte oder die Integration von Binnenflüchtlingen in die Stadtgesellschaft. Die Stimmung war hoffnungsvoll“, erinnert er sich. Besonders bewegt habe ihn die Beisetzung eines aus der Stadt stammenden Soldaten, der an der Front gefallen ist. Ernst und Petrenko nahmen beide an dessen Begräbnis teil: &bdquo;Dieser Moment wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht nur zu sehen, wie die Familie getrauert hat, sondern auch die Betroffenheit der anderen Mitbürger zu sehen, war extrem ergreifend“, erinnert sich Willi Ernst. Auch andere Situationen hätten ihm die Allgegenwärtigkeit des Krieges immer wieder verdeutlicht: &bdquo;Eines Morgens ging gegen 6.15 Uhr eine Sirene, die mich aus meinem Bett hochschrecken ließ. Ich rief Nataliia an, um zu fragen, wo sich der nächste Schutzraum befindet, nur um dann festzustellen, dass es sich dabei um keinen direkten Alarm gehandelt hat“, berichtet er. Mehr zum Thema Stiftungsarbeit: Wie sich die Biohaus-Stiftung für Umwelt und Gerechtigkeit einsetzt Mögliche neue Städtepartnerschaft mit Paderborn in Planung Doch nicht nur die praktischen Abklärungen der Solar-Installation war Aufgabe der beiden Paderborner, sondern ebenso Netzwerken im Technik- und Kulturbereich: &bdquo;Uns ist wichtig Kontakte herzustellen. Wenn Vereine oder Bürger hier in Paderborn Lust haben, sich zu engagieren, stellen wir gerne Kontakte her, wie wir es jetzt auch mit den Universitäten gemacht haben“, sagt Willi Ernst. Beide Städte eint, neben diversen Kooperationsprojekten, bald vielleicht auch eine gemeinsame Partnerstadt. Przemysl liegt in Polen an der polnisch-ukrainischen Grenze. &bdquo;Die Biohaus-Stiftung und der Verein streben eine kooperative Städtefreundschaft an, die in den kommenden Jahren durch weiteres zivilgesellschaftliches Engagement und Austausch gefördert werden soll“, erklärt Willi Ernst die Hintergründe. So plane Vize-Bürgermeister Vadym Mendogralo bereits einen Besuch in Paderborn anlässlich der deutsch-ukrainischen Konferenz in Münster Mitte Juni. Bürgermeister Mykhailo Positko wünsche sich, Ende Juli zum Stadtfest Libori nach Paderborn zu kommen, und stehe dazu bereits mit dem Verein und der Biohaus-Stiftung im Kontakt. Lesen Sie auch: Stiftungen planen Schule in Kenia

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