Paderborn. Das Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn ist deutschlandweit die zweite Klinik, die über einen Roboter der neuesten Generation für minimal-invasive Operationen an der Wirbelsäule verfügt.
Das so genannte roboterassistierte System (RAS) unterstützt die Neurochirurgen bei der Planung, Durchführung und Kontrolle komplizierter Eingriffe. Neben Paderborn gibt es ein solches System bislang nur in Erlangen. Das hat das Brüderkrankenhaus mitgeteilt.
„In der Wirbelsäulen- und Neurochirurgie finden die Eingriffe in unmittelbarer Nähe sensibler Nerven- und Gefäßstrukturen statt. Sichtbarkeit und Genauigkeit sind extrem wichtig", sagt Carsten Schneekloth, Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie: „Das System kann man als Navi für Chirurgen bezeichnen – im Vorfeld des Eingriffs stehen uns dreidimensionale Bilder des Operationsfeldes zur Verfügung, während der OP unterstützt uns der Roboter bei der Bewegungsführung."
Das System führt den Operateur präzise von Handgriff zu Handgriff. „Die Planung des Eingriffs ist die eigentliche chirurgische Leistung. Der Roboterarm richtet sich autonom aus. Ihm ist es egal, wie viele Stunden er schon operiert hat. Mit dieser Technik wird die Chirurgie ein Stück weit neu definiert", so Szabolcs Szeöke, Leitender Oberarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie.
Neben der Patientensicherheit gewährleistet das RAS einen besseren Schutz der operierenden Ärzte vor Strahlen. „Der Arbeitgeber setzt hier ein wichtiges Zeichen, um die Gesundheit des Personals im OP nicht zu gefährden", so Schneekloth. Röntgenzeit sowie Strahlenbelastung während des Eingriffs werden im Vergleich zu herkömmlichen Operationen deutlich reduziert.
Navigationstechnik und Robotik werden zunehmen
Als überregionales Kompetenzzentrum und von der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft zertifiziertes Zentrum (Level II) holen die Chirurgen externe Gastärzte nach Paderborn und bilden sie in diesen innovativen Techniken aus. „Das Brüderkrankenhaus entwickelt sich zunehmend zu einem zukunftsweisenden Technologiestandort", so Siegfried Rörig, Kaufmännischer Direktor.
Carsten Schneekloth und Szabolcs Szeöke prognostizieren eine Zunahme von Navigationstechnik und Robotik in Diagnostik und Therapie. „Es wird die Aufgabe der medizinischen Fachgesellschaften sein, diese Entwicklung zu bewerten und Regeln für deren Einsatz zu schaffen", so Schneekloth.
Es gehe nicht darum, Technologie um ihrer selbst willen einzusetzen, sondern um bessere Bedingungen für Patienten, Chirurgen und Krankenhäuser.