Paderborn. Aufgeben kam für Michael Hansmeier nie infrage. Auch nicht, als er aus dem künstlichen Koma erwachte und mit einem Schlauch im Hals vor sich hindämmerte. Der 30-Jährige erzählt: „Als ich wegen unerträglicher Halsschmerzen und hohem Fieber in die Notaufnahme kam, war ich gerade mal zwei Tage lang verheiratet. Ich wollte leben."
Laut Pressemitteilung des Paderborner Brüderkrkanhauses St. Josef teilten die Fachärzte dem jungen Mann nach umfassenden Untersuchungen die niederschmetternde Diagnose mit: Michael Hansmeier leidet unter einer Akuten Myeloischen Leukämie (AML), einer bösartigen Erkrankung des blutbildenden Systems.
„Dabei entartet eine frühe Vorstufe der im Knochenmark produzierten weißen Blutkörperchen und vermehrt sich unkontrolliert. Zu den im Knochenmark gebildeten Zellen gehören die roten Blutkörperchen, die Blutplättchen und ein Teil der weißen Blutkörperchen. Bei gesunden Menschen ist die Vermehrung und Erneuerung der Blutzellen strikt reguliert. Bei der AML ist dieser Prozess außer Kontrolle geraten", erklärt Tobias Gaska, Chefarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie und Leiter des Zentrums für Hämatologische Neoplasien am Brüder-Krankenhaus St. Josef in der Mitteilung.
Deutlich verbesserte Heilungschancen
Laut Angaben des Krankenhauses haben sich die Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen mittlerweile deutlich verbessert. Die schwere Entzündung am Hals von Michael Hansmeier bekommen die Ärzte im Juli des vergangenen Jahres langsam unter Kontrolle. Der Patient muss dennoch künstlich beatmet werden. „Der ganze Körper war enorm geschwächt. Dennoch mussten wir unverzüglich mit der Chemotherapie beginnen", blickt Muhannad Darkazanli, Leitender Oberarzt im Team von Tobias Gaska, zurück.
Gemeinsam mit Torsten Meier, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, kämpfen die Onkologen um das Leben des jungen Mannes. Hansmeier wird mehrfach am Hals operiert. Der Patient bekommt davon nur wenig mit. Seine Frau, die ihn unter Corona-Bedingungen nur selten im Krankenhaus besuchen kann, schreibt in dieser Zeit ein Tagebuch.
„Damit schließe ich meine Erinnerungslücken", berichtet Michael Hansmeier in der Pressemitteilung. Bei seinem Besuch auf der Intensivstation erkennt er jetzt auch die Gesichter der Intensivschwestern wieder, die sich um ihn gekümmert haben. „Das ist eine wichtige Erfahrung: Im Gespräch mit den Mitarbeiterinnen kann ich mich jetzt an Augen und Stimmen erinnern."
Der Krebs von Michael Hansmeier ist weg, die Spuren der Erkrankung sind noch zu sehen. Der Mann ist schmal, Narben am Hals deuten auf die Operationen hin. Demnächst beginnt er mit der Wiedereingliederung als Werkstattmitarbeiter in einem Unternehmen für Hydrauliktechnik. „Das ist wieder ein Stück mehr Normalität. Ich mache gerade viele kleinere und größere Schritte zurück ins Leben."
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